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0803 - Stätte der Vergessenen

Titel: 0803 - Stätte der Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kennenlernen. Wenn es nicht anders geht, werde ich euch zwingen, den Kampf ums Überleben zu führen." Buggel schrie auf. „Ich glaube dir, daß du nicht einmal vor roher Gewalt zurückschrecken würdest", rief er kreischend und versuchte zu fliehen.
    Als Beiami ihm den Weg abschnitt, wollte er die Wand hochklettern, stürzte jedoch ab und blieb wimmernd liegen.
    Beiami hob ihn hoch und stellte ihn auf die krummen Beine.
    „Einer, der so sehr an seinem erbärmlichen Leben hängt, daß er lieber Schmerzen erträgt als sich in den Tod wiegen zu lassen, der ist auch pervers genug, anderen dasselbe entwürdigende Schicksal aufzuzwingen."
    Das war es also, was sie ihm zum Vorwurf machten. Nur weil er noch einen Funken Selbsterhaltungstrieb besaß, verfemten sie ihn.
    Als erschwerend war für sie zweifellos, daß er durch den Pfeil eines Zocken „beschmutzt" worden war. Beiami fragte sich ernsthaft, ob es nicht vielleicht gerade dieser singende Pfeil gewesen war, der das Feuer in ihm entfacht hatte: an der Schwelle zum Tod hatte er den Sinn des Lebens erkannt.
    Er war zu der Überzeugung gekommen, daß das Leben ein Kampf und kein Tanz war.
    „Führe meinen Befehl aus, Buggel!" schrie Beiami den Grazil-Krummen zornig an, so daß dieser sich verschreckt auf den Weg machte.
    Beiami suchte den Tempel auf. Er war fast leer, nur sieben Blaß-Schöne hatten sich eingefunden. Fünf lagen auf dem Boden, sie befanden sich vermutlich in Trance. Nur zwei waren in Ekstase, tanzten mit müden Bewegungen und gaben ein sinnloses Gestammel von sich.
    Beiami packte sie und drehte sie so, daß sie ihn ansehen mußten. Sie starrten ihn an, als sei er ein Zocke.
    „Ihr könnt das Fest abbrechen", erklärte Beiami ihnen. „Ich bin das neue Oberhaupt der Blaß-Schönen. Auch die anderen Geschlechter werden von nun an mir gehorchen. Habt ihr verstanden?"
    „Ja, Beiami", sagte der eine Blaß-Schöne krächzend und flüchtete sich vor Schreck in eine Ohnmacht.
    Der andere gab keinen Laut von sich. Aber an seinen krampfartigen Körperzuckungen und an der sich blau verfärbenden Haut erkannte Beiami, daß er sämtliche lebensnotwendigen Körperfunktionen anhielt. Beiami schlug ihm ins Gesicht.
    Das war eine Affekthandlung, über die sich Beiami selbst wunderte, aber sie brachte den gewünschten Erfolg.
    Der Blaß-Schöne begann wieder zu atmen, seine Haut bekam die bleiche Farbe zurück. Seinen Augen entquollen milchige Blutstropfen und verschleierten seinen Blick, zweifellos zu seinem Selbstschutz, damit er seine Schmach nicht mitansehen mußte, „Träner, du hast nicht mehr die Kraft, dich zu töten", sagte Beiami eindringlich. „Ich habe dich gedemütigt, ohne daß du deshalb aus dem Leben geschieden bist. Du wirst noch oft Demütigungen hinnehmen müssen, du wirst jede Demütigung über dich ergehen lassen, nur um überleben zu können!"
    „Quäle mich nicht so, Beiami. Laß mich sterben."
    „Nein, du wirst leben. Und bald wirst du um jeden Preis der Welt am Leben bleiben wollen. Du wirst um dein Leben kämpfen, Träner."
    Beiami ließ das Gejammer des Blaß-Schönen kalt. Er wunderte sich selbst darüber, daß er kein Mitleid empfand. Er kannte sich bald selbst nicht mehr ...
    „Wo sind die anderen Blaß-Schönen, Träner?"
    „Die haben für immer ihren Frieden."
    „Sie sind alle tot? Wie schrecklich! Was ist passiert?"
    Es dauerte eine geraume Weile bis Beiami alles Wissenswerte von Träner erfuhr.
    Der Blaß-Schöne berichtete, daß man zwar nie gewagt hatte, die Große Wiege zu verlassen, weil man durch das „Fenster" Häßliche beobachtet hätte, die überall im Schutz der Pflanzen und Gesteinserhebungen lauerten. In der Großen Wiege fühlte man sich sicher, selbst als verschiedene Häßliche versuchten, in das Raumschiff einzudringen. Aus der Seher-Lauscher-Kombination kam gelegentlich die Meldung, daß die Fremden friedlichen Kontakt mit den ehrenwerten Geschlechtern suchten, doch das war noch mehr Grund für sie, sich von der Umwelt abzukapseln.
    Dann fiel Hüter aus-und nacheinander die anderen dienstbaren Geister. Die Häßlichen wurden immer dreister, drangen schließlich in die Große Wiege ein, trieben die Erhabenen ins Freie und damit in den Tod.
    Viele starben in Angst, manche unter den singenden Pfeilen des Zocken, „Gewähre mir einen schönen Tod, Beiami", bat Träner. „Ich will nicht den Häßlichen in die Hände fallen und auch nicht vom Zocken gemeuchelt werden."
    „Sieh mich an, Träner", sagte Beiami

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