0804 - Das Teufelstor
des Parapsychologen auszuweichen, der wie von einer Gummiwand von dem Tor weggeschleudert wurde. Mit voller Wucht prallte Zamorra gegen den Engländer. Um ein Haar hätte der Schwung beiden ein ungewolltes Bad im sicherlich unangenehm kalten Wasser des Sees beschert. Zamorra gelang es instinktiv, sich an den Holzsteg zu klammern.
Völlig verblüfft rappelten die Männer sich wieder auf.
»Nein, das darf nicht sein… ich war zu spät.« Zamorra trat erneut an das Tor heran, doch nun war deutlich zu erkennen, dass der noch offene Spalt nicht mehr breit genug war, um ihn durchzulassen. »Zu spät… einen Hauch zu spät…«
Brik Simon hatte Zamorra noch nie so hilflos und verzweifelt gesehen.
Auch wenn er nicht wusste, woher dieses seltsame Gebilde kam, und erst recht nicht, wohin es führte, so ließ Zamorras Gemütsverfassung jetzt nur den einen Schluss zu: Der Weg dorthin war versperrt.
Zamorra konnte seiner Lebensgefährtin nicht folgen, ihr nicht zur Seite stehen.
Und Brik ahnte, dass es einen anderen Weg dorthin nicht gab. Die Falle hatte zugeschnappt.
Nicole Duval war ihr Opfer geworden…
***
Was hinter einem Ash-Tor auf denjenigen wartete, der es wagte, die Passage durchzuführen, war ganz und gar ungewiss. Und wenn Nicole sich recht erinnerte, deckten die denkbaren Möglichkeiten eine äußerst breite Palette an Situationen ab. Die allermeisten davon waren äußerst unangenehmer Natur…
Entsprechend verhielt die Französin sich. Der Durchgang war eng. Nicole spürte, wie das Tor versuchte, sie abzuweisen, doch mit all ihrer Energie schaffte sie es dennoch durchzudringen. Wenn Zamorra nicht unmittelbar hinter ihr gesprungen war… sie mochte den Gedanken nicht weiter verfolgen.
Mit einer mehr oder weniger eleganten Rolle ließ sie sich nach vorne abgleiten. Blitzschnell verschaffte sie sich einen Überblick. So bedeutend anders sah die Landschaft auf dieser Seite des Tores wirklich nicht aus.
Nicole schien alleine zu sein. Zumindest wurde sie von keinen Zweibeinern unsanft in Empfang genommen; nichts Krauchendes, Fliegendes oder Stampfendes näherte sich ihr um sie als willkommene Mahlzeit zu verwerten.
Das war zunächst beruhigend.
Und einen gewaltigen Unterschied zu der sauerländischen Torseite bemerkte sie dann doch wohlwollend. Die Sonne schien - um welche Sonne es sich dabei auch handeln mochte -, der Himmel war strahlend blau, die gefühlte Temperatur mehr als angenehm.
Gebannt starrte Nicole auf das Tor. Beeil dich, Chéri… sonst…
Doch ihre Hoffnung wurde nicht erfüllt. Zamorra kam nicht nach.
Nur wenige Sekunden später schloss sich der schmale Torspalt endgültig. Aus und vorbei. Wenn Zamorra nichts einfiel, um dieses verflixte Tor dazu zu bewegen, sich erneut zu öffnen, dann saß sie hier fest.
Nicole atmete tief durch. Welcher der unzähligen Teufel hatte sie nur geritten, als sie sich kopfüber durch die Öffnung geworfen hatte? Ausgerechnet sie, die diese dreimal verfluchten Ash-Tore nur zu gerne als endgültig erledigt abgehakt hätte.
Von einer Panik war sie jedoch weit entfernt. Das hier war nicht die erste Welt, auf die es sie alleine verschlagen hatte. Und ganz bestimmt hatte sie schon in weitaus gefährlicheren Situationen gesteckt. Irgendeinen Weg gab es immer - das klang nach Zweckoptimismus, doch es brachte nun wirklich nichts ein, sich hier hängen zu lassen. Das war nicht ihre Art.
Zu weit wollte sie sich zwar vom Tor nicht fortbewegen, denn sollte Zamorra einen Weg zu ihr finden, dann blieb ihm sicher keine Zeit, um lange nach ihr zu suchen. Ein wenig umsehen war allerdings sicher erlaubt. Vielleicht fand sie von sich aus eine Möglichkeit zur Rückkehr? Möglich war schließlich alles. Das hatte sie in all den gemeinsamen Jahren mit Zamorra immer wieder feststellen müssen.
Nicoles rechte Hand umschloss den Dhyarra-Kristall. Wenn sie gezwungen war, ihn hier einzusetzen, dann musste sie dabei äußerst vorsichtig sein. Die Bedingungen auf den Ash-Welten waren oft mehr als außergewöhnlich; vielleicht traf der Begriff bizarr den Kern der Sache am besten.
Vor vielen Jahren war ein Dhyarra auf der Welt Ash’Room zerstört worden, gezündet durch den Dämon Toorox. Das bedeutete zwar nicht, dass die Sternenkristalle auf Ash-Welten gefährdeter als sonst wo waren, aber bei Risiken und Nebenwirkungen befragte man doch am besten den Arzt oder Schamanen seines Vertrauens. Und einen solchen konnte Nicole hier leider nicht entdecken. Diese Welten hatten ihre
Weitere Kostenlose Bücher