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0807 - Das Gespenst von Angus Castle

0807 - Das Gespenst von Angus Castle

Titel: 0807 - Das Gespenst von Angus Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keine und überlegte, wo ich warten sollte. Im Wagen, vielleicht im Schloß. Bei der zweiten Möglichkeit zögerte ich, denn es hatte etwas an sich, das mich davon abhielt, es schon jetzt zu betreten. Ich wollte nicht von einer Drohung sprechen, das wäre übertrieben gewesen, sehr anziehend wirkte das Gemäuer nicht.
    Also warten.
    Draußen bleiben, die gute Luft atmen und sich dorthin stellen, von wo aus ich den Weg, den ich gefahren war, überblicken konnte. Eine Strecke, die sich durch das Land schlängelte, Dörfer miteinander verband, wo Menschen lebten, die mit der Einsamkeit zurechtkamen und sich darüber auch nicht beschwerten.
    Wieder das Singen!
    Ich zuckte zusammen, weil etwas über mich hinweggeflogen war, haarscharf, fast durch die Frisur.
    Ich ging nach vorn, drehte mich, schaute wieder zurück und sah soeben noch das gleiche Phänomen wie beim erstenmal. Etwas Helles verschwand.
    Tief holte ich Luft.
    Beim erstenmal hätte ich noch an eine Täuschung glauben können, nun aber war ich fest davon überzeugt, daß mich jemand beobachtete. Ein Wesen, ein Geist möglicherweise, der sich von seinem Ort der Verbannung gelöst hatte und jetzt freigekommen war.
    Das alte Schloß konnte ich mir durchaus als einen Ort der Verbannung vorstellen. Es hatte etwas Morbides, es strahlte ein Geheimnis ab, das tief in seinen Mauern verborgen blieb und sich so leicht nicht zeigen würde. Aber ich war gewarnt. Mit meiner Ruhe und relativen Ausgeglichenheit war es dahin. Mit jeder Sekunde, die verstrich, erhöhte sich bei mir die Spannung. Ich wartete einfach darauf, daß sich etwas tat, ich sehnte das dritte Erscheinen herbei.
    Dabei ging ich davon aus, daß es diesmal anders sein würde.
    Nicht mehr so geisterhaft, sondern direkter. Der Feind oder das Unbekannte war näher an mich herangekommen.
    Automatisch suchte ich nach einer Deckung. Ich wollte mich einfach nicht hinter den Mauern des Schlosses verstecken, und richtete mein Augenmerk auf den Wagen, der sich in dieser Umgebung wie ein Fremdkörper ausnahm und so etwas wie einen Schutzraum darstellte.
    War er okay?
    Schmutzig war er, mein Rover, und das Sonnenlicht ließ ihn kaum glanzvoller erscheinen. Die Umgebung, der Himmel, das Schloß und ich spiegelten sich in den matten Scheiben wider.
    Oder…?
    Für einen Augenblick glaubte ich, im Innern des Fahrzeugs eine Bewegung gesehen zu haben. Nur sehr schwach, vielleicht auch eine Einbildung, aber trotzdem so stark, daß ich mich gezwungen sah, doch nachzuschauen.
    Der Weg lag etwas tiefer. Zumindest an der Stelle, wo ich meinen Rover abgestellt hatte. Ich rutschte eine flache Böschung hinunter, bewegte mich dann schneller und hatte das Fahrzeug mit dem nächsten großen Schritt erreicht.
    Neben der Fahrerseite blieb ich stehen.
    Abwarten, ducken, hineinschauen oder die Tür öffnen. Ich tat alles zugleich.
    Der Rover war leer!
    Tief atmete ich durch. Also war ich doch einer Täuschung erlegen.
    Ich schüttelte den Kopf und lachte innerlich. Wie hätte es auch anders sein können? Ein leeres Auto interessierte keine Geister.
    Wieder richtete ich mich auf.
    Dabei schaute ich zwangsläufig über das Wagendach hinweg. Als ich mich noch in der Bewegung befand, hörte ich vor mir abermals das singende Geräusch.
    Unwillkürlich zog ich den Kopf ein. Ich hatte das Gefühl, daß dieses Singen jetzt bedeutungsvoller und intensiver war. Jedenfalls stärker als bei den beiden Malen zuvor.
    Da stand er.
    Nur die Wagenbreite trennte uns. Ein Mann war aus dem Nichts erschienen, und er starrte mich aus seinen leeren Augen traurig an.
    Das alles hätte ich noch locker hingenommen, wenn mich nicht eine Tatsache mißtrauisch gemacht hätte.
    Dieser Mann gehörte nicht in meine Zeit. Er sah aus wie jemand, der aus der Vergangenheit zu Besuch gekommen war…
    Ich hatte den Atem angehalten und spürte, wie der Speichel in meine Kehle rann und räusperte mich.
    Der Mann und ich starrten uns an. Er blieb einfach stehen, als wollte er, daß ich mir seinen Anblick einprägte. Er war es wert, das stimmte.
    Ein roter Umhang, ein gelblich schimmerndes Wams, eine Hose, ein Gürtel und halbhohe Stiefel. Das Haar des Mannes war schwarz, ebenso wie der Bart, der sein Kinn umwucherte und sich an den Wangen hoch bis hin zu den Ohren zog. Sein Gesichtsausdruck war nicht finster, er kam mir irgendwie fragend und voller Neugierde vor, denn so und nicht anders betrachtete er mich.
    Noch etwas fiel mir auf.
    Mit der rechten Hand hielt er den Griff eines

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