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0809 - Das Schlangenkreuz

0809 - Das Schlangenkreuz

Titel: 0809 - Das Schlangenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entgegen. Was sich dahinter befand, konnte ich noch nicht sehen. Sicherlich würden wieder einige Schreckensgestalten dort lauern, so wie vor mir, als ich in die Höhe schaute. Von der Decke baumelte ein Gehängter, aus dessen Mund die Zunge wie ein Klumpen hing.
    Alles an ihm war von dichtem Staub bedeckt, zudem hielten ihn Spinnweben umwickelt. Fette Räuber lauerten an den Enden der Netze und warteten auf ihre Beute.
    Ich duckte mich an dem Gehängten vorbei und stellte fest, dass der Pferdeschwanzmensch das Ende der Geraden bereits erreicht hatte. Er musste sich jetzt nach links wenden, was er nicht tat, denn er war stehen geblieben, um auf mich zu warten.
    »Was ist? Wollen Sie nicht weitergehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, es ist zu Ende.«
    »Ach ja.«
    Death streckte den rechten Arm aus. Er deutete dabei nicht in einen freien Tunnel, sondern gegen die Tunnelwand. »Da müssen wir rein«, erklärte er.
    Da ich auf alles gefasst war, nickte ich nur. »Dann gehen Sie mal vor.«
    »Gern, Mister…«
    Ich rechnete mit einem Trick, mit einer Täuschung, auch mit einem plötzlichen Angriff, aber ich hatte mich geirrt. Der Mann bückte sich unter schweren Mühen. Er fuhr mit der Handfläche über den Boden und suchte nach einem Gegenstand.
    Als er ihn gefunden hatte, staunte ich nicht schlecht. Es war ein dünnes Seil, das sich im Staub versteckt gehalten hatte. Jetzt hielt er es fest, und halbhoch spannte es sich über dem Boden. Ich leuchtete hin. Das zweite Ende des Seils war durch eine Öse mit der Tunnelwand verbunden.
    »Dort?«
    Er keuchte heftig und nickte. Die Zunge streckte er aus dem Mund, als wollte er den Gehängten imitieren. Plötzlichkam er mir widerlich vor, wie eine Gestalt, die sich nicht entscheiden konnte, ob sie Mensch bleiben oder Dämon werden sollte.
    Arm und Hand bewegten sich ruckartig. Der Druck pflanzte sich über das Seil hinweg fort, erreichte die Tür, die nur halbhoch war und erbärmlich knarrte, als sie aufgezogen wurde.
    »Was ist das?«, fragte ich, auf das dunkle Loch starrend.
    »Der Eingang ins Paradies.«
    »Eher zur Hölle, wie?«
    »Sie ist für uns das Paradies.«
    »Geh vor.«
    Er stierte mich an. »Und du willst wirklich immer hinter mir bleiben?«
    »Sicher.«
    »Ha, ha, ha, ha…« Geifernd und wie ein Kasper lachte er mich aus. Er verdrehte dabei die Augen, und sein Gesicht nahm dadurch einen dümmlichen Ausdruck an, von dem ich mich allerdings nicht täuschen ließ. Es konnte durchaus sein, dass er mir etwas vorspielte, und deshalb blieb ich gelassen. Der Pferdeschwanz tauchte unter. Es fiel ihm wegen seines Beines nicht ganz leicht, doch er biss die Zähne zusammen, drehte mir den Rücken zu und verschwand im Loch.
    Ich dachte an das Märchen von Hänsel und Gretel. Da hatte die Hexe die Kinder in ein Ofenloch gesteckt, und so ähnlich kam mir dieser Vorgang auch vor, nur dass aus dieser Öffnung keine Flammen schlugen, wohl ein kalter und auch ekliger Geruch nach Schimmel, Blut und Fleisch. Kurz gesagt, es roch nach Tod und Verderben.
    Trotzdem kroch ich in das Loch hinein.
    Die Lampe leuchtete auch jetzt. Nurhatte ich sie nicht nach vorn gerichtet. Ihr Strahl tupfte gegen einen sehr schmutzigen Boden, auf dem der Dreck in dicken Flocken lag.
    Aufrichten konnte ich mich nicht. Dieser Tunnel blieb einfach zu niedrig. An den Wänden führten schwarzgraue Kabelstränge entlang. Sie ähnelten langen Schlangen, denen man das Leben genommen hatte.
    Der Mann mit dem Pferdeschwanz machte es sich einfacher. Er ging nicht geduckt, sondern bewegte sich auf Händen und Füßen weiter. Ziemlich flott sogar, ein Beweis, dass ihm diese Strecke bestimmt nicht unbekannt war.
    Ich vernahm seinen Atem. Bei jedem Keuchlaut hörte es sich an, als würde er etwas ausspeien. Das interessierte mich nicht mehr, denn ein anderes Geräusch hatte meine Aufmerksamkeit erweckt.
    Poch… poch …
    Es hörte sich dumpf an. Laut und gleichzeitig gedämpft. Es passte in diese düstere, unheimliche Atmosphäre wie die Faust aufs Auge.
    Ein Hammerwerk der Hölle schien hier in Betrieb genommen worden zu sein, ohne dass die Kraft ausreichte, um Wände oder die Decke in meiner Nähe erzittern zu lassen.
    Poch… poch …
    Ein Schauer rann über meinen Rücken, während sich mein Vordermann diebisch freute, mir jedoch keine Erklärung für dieses verdammte Geräusch gönnte.
    Ich dachte selbst darüber nach. Ließ den Fall vor meinem geistigen Auge noch einmal abrollen und gelangte zu dem

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