0809 - Das Schlangenkreuz
Entschluss, dass diese Laute unmittelbar damit zu tun hatten.
Ja, es gab einen Grund.
Das war kein Hammerwerk.
Das war der Schlag eines Herzens! – Plötzlich hatte ich den Eindruck, von einem Panzer umgeben zu sein. War ich denn nicht wegen eines Herzens hergekommen? Natürlich, genau das war der eigentliche Grund meines Kommens gewesen. Es ging um das Herz eines gewissen Henry St. Clair, um ein totes Herz, das jemand aus einem Grab gestohlen hatte.
Lebte es jetzt wieder? War es sein Schlag, der mir hier so unheimlich entgegenhallte?
Death stoppte.
Er drehte den Kopf.
Sein Gesicht zeigte eine bestialische Wildheit, in die ich hineinleuchtete. Er kniff nicht einmal die Augen zusammen, als das Licht ihn erwischte. Dieser Mann zeigte keine Reaktion, denn er stand wie unter einer starken Droge.
»Was hast du?«
Einen Arm hob er an und wischte mit dem Handrücken fettigen Speichel von seinen Lippen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er plötzlich einen Wurm in die Hand genommen hätte, um ihn genussvoll zu zerbeißen oder eine Spinne zu zerknacken.
»Bald«, flüsterte er, »bald…«
»Klar, ich kann es kaum erwarten.«
Er spitzte die Lippen, und sein Mund bildete dabei eine Tulpe.
»Du wirst gefressen, Mensch. Von der Hölle gefressen. Du wirst aufgesaugt werden. Man wird dich schlürfen.«
»Alles klar, weiter!«
»Ha!« Mehr sagte er nicht, drehte sich um und krabbelte wieder in die alte Richtung. Er bewegte sich schneller als zuvor und schien es mehr als eilig zu haben.
Einen Grund entdeckte ich noch nicht, denn der Tunnel zeigte keine Ausdehnung. Das war auch nicht nötig, denn plötzlich schien die Verletzung den Pferdeschwanz nicht mehr zu behindern. Nahezu leichtfüßig kam er in die Höhe, warf auch die Arme hoch und stürmte torkelnd vor und dabei dem laut pochenden Geräusch entgegen.
Ich hatte nicht damit gerechnet, ließ ihm zwangsläufig den Vorsprung und holte ihn erst später ein.
Da hatte er bereits das Ziel erreicht.
Es war eine Höhle, ein Keller – jedenfalls irgendwas in dieser Richtung, und Death hatte seine Arme gegen die Decke gestreckt, als wollte er dort etwas umfangen.
Es gab Licht.
Fackeln verstreuten es. Sie waren um das Zentrum herum gebaut und ließen den Rest der Höhle im Dunkeln.
Poch… poch …
So aus der Nähe erlebte ich den Schlag so laut, als wollte er mir die Trommelfelle sprengen. Aber ich hörte noch etwas anderes. Leise, spitze, ferne Schreie, die einfach von einer Frau stammen mussten.
Das alles drückte ich in den Hintergrund. Mich interessierte nur die Szene inmitten des Lichts.
Was ich da präsentiert bekam, hatte ich noch nie im Leben gesehen…
***
Das Böse war unterwegs!
Die Schlange hatte das Kreuz gefunden, und sie hatte sich seiner bemächtigt. So war das uralte Vermächtnis eingelöst worden, denn die Crowley-Jünger hatten es nicht vergessen.
Ihr Vermächtnis.
Aus dem Paradies war sie vertrieben worden. Sie hatte sich im Staub wälzen müssen, sie war zertreten worden, die Menschen hatten sie gehasst und gefürchtet. Sie hatten Jagd auf sie gemacht, aber die Schlange hatte überlebt, weil sie es immer wieder schaffte, sich zu verkriechen und zu verstecken.
Und immer dann, wenn die Zeit besonders günstig gewesen war, hatte sie ihr Versteck verlassen, war daraus hervorgekrochen und hatte ihre bösen Zeichen gesetzt.
Nun aber stand sie dicht vor dem Ziel.
Das Kreuz war besiegt worden, und hatte sie die Schrecken des Paradieses vergessen lassen.
Das Spiel begann von vorn, nur diesmal galten ihre Regeln und die Muster des Bösen.
Luzifer lauerte im Hintergrund. Er wollte den Sieg, er würde ihn bekommen.
Alle waren gerüstet.
Das Ziel lag nahe, sehr nahe sogar. Und weil es eben so nahe lag, hatte die Schlange sich nicht zu lange aufhalten lassen dürfen. Sie hätte gern getötet, leider hätte es sie nur Zeit gekostet. So schlängelte sie sich weiter durch die Dunkelheit und durch das Gras, das sie wunderbar schützte.
Sie roch ihr Ziel.
Dort wartete man auf sie, man hatte alles vorbereitet, sie brauchte nur in das Dunkel der Erde zu gleiten, was sie auch tat. In der Nähe eines alten, düsteren Baus fand sie die Lücke, und sie folgte dem Geruch des Bösen…
***
Suko hatte zwar keinen Schädel aus Eisen, aber er konnte einstecken, mehr jedenfalls als die meisten Menschen. Aus diesem Grund erwachte er auch ziemlich früh aus seiner Bewusstlosigkeit und musste sehr schnell feststellen, dass man ihn wehrlos gemacht
Weitere Kostenlose Bücher