081 - Die geraubte Mumie
versuchte verbissen, den magischen Zeiteffekt anzuwenden. Es gelang. Sie war selber überrascht. Coco konnte sich in einen schnelleren Zeitablauf versetzen. Die Umgebung erstarrte und kam zum Stillstand. Coco bewegte sich so schnell, daß ein in der Normalzeit befindlicher Mensch sie nicht wahrnehmen konnte.
Sie wußte nicht, wie lange sie den Effekt unter den merkwürdigen Gegebenheiten hier aufrechterhalten konnte, deshalb versuchte sie es nicht lange mit Hypnose. Sie riß dem Cro Magnon das schwere Goldkreuz aus der linken Hand und hieb es ihm mit aller Kraft auf den Schädel.
Sie hatte richtig gehandelt, denn im nächsten Moment schon wurde sie abrupt in den normalen Zeitablauf zurückgerissen. Sie sah den Cro Magnon fallen und Wolken von Staub aus dem Kellereingang quellen.
Phillip bewegte sich wie ein Schlafwandler zum Ausgang hin.
Dorian packte einen Arm des bewußtlosen Cro Magnon.
„Faß mit an!" sagte er zu Coco. „Wir können ihn hier nicht liegen lassen."
Sie zerrten den Cro Magnon an den niedergeschmetterten und benommenen Verseuchten vorbei und über sie hinweg.
Der Staub wirbelte diesmal viel, viel schneller umher als beim letztenmal. Es war ein Stauborkan. Ein grausiges und übernatürliches Chaos entstand. Aus dem Keller gellten die Schreie des Seuchendämons Und die Jubelrufe seiner sterbenden Diener herauf.
Mit vereinten Kräften gelang es Dorian und Coco, den schweren bewußtlosen Cro Magnon aus dem Haus ins Freie zu zerren. Phillip erwartete sie bereits, die Arme vor der Brust verschränkt. Er lächelte mit strahlendem Gesicht.
Dorian wollte ins Haus zurück, um Jeff Parkers Leiche zu bergen. Da sah er, daß bereits überall der Mumienstaub herumwirbelte, der magische Staub des Hermes Trismegistos. Dorian wagte es nicht mehr, ins Haus einzudringen.
„Armer Jeff!" sagte er. „So ein Ende hattest du nicht verdient. Und wir können dich nicht einmal anständig begraben."
Es war fast dunkel geworden, und auf magische Weise hatten sich die Entfernungen verschoben. Dorian sah Olivaro ganz klein, mehr als einen Kilometer weit weg. Eine rötliche Glutaura umgab ihn.
Die Seuchenzerfressenen, die er bei sich gehabt hatte, zogen die Hügel herauf - der zu einem Berg geworden war-, um sich dem Tod auszuliefern.
Das Bauernhaus war jetzt hell, weiß und durchsichtig. Man sah den Staub wirbeln, und ein seltsames Singen und Klingen ertönte.
Eine Gestalt wankte aus dem Keller. Gevatter Tod. Sein Mund war aufgerissen, aber man konnte seine Schreie nicht hören, nur das Singen und Klingen.
Der Seuchendämon setzte die schwarze, rundum geschlossene Brille ab. Seine Augenschächte waren nicht mehr finster, leer und voller Grauen, sondern rote Glut loderte darin. Flammen schossen aus seinen Augen. Dann warf Gevatter Tod die Arme hoch und zerbröckelte.
Die Glut hatte ihn innerlich völlig aufgezehrt. Der Schreckliche war nicht mehr.
Dunkle Risse bildeten sich jetzt an den Wänden des weißen Hauses.
Donner grollte, und ein Wetterleuchten war am Himmel zu sehen.
„Wir müssen fort", sagte Dorian. „Es ist noch nicht vorbei. Ich habe so eine Ahnung, als würde nichts von diesem Haus und dem magischen Staub übrigbleiben."
Dorian und Coco schleppten sich mit dem bewußtlosen Cro Magnon ab. Phillip schritt leichtfüßig neben ihnen her. Die Seuchenzerfressenen kamen den Hügelweg herauf und passierten die kleine Gruppe, ohne sich um sie zu kümmern. Sehnsucht nach dem Tod prägte ihre Gesichter.
Olivaro war klein in der Ferne zu sehen. Er fuchtelte mit den Armen herum, fluchte bestimmt entsetzlich und beschwor alles Unheil auf die Erde herab. Man konnte ihn nicht hören.
Der Abstieg schien unendlich lange zu dauern.
Dann ertönten wieder ein paar jubelnde Rufe. Die letzten Sklaven des Seuchendämons hatten den Tod und die Erlösung gefunden. Dorian drehte sich um und sah einen gewaltigen Blitz von dem Haus in den bewölkten grollenden Himmel auffahren. Grelles Licht zuckte über das Land, und dann gab es einen Donnerschlag, der die Erde erbeben ließ.
Dorian blinzelte ein paarmal und sah verschwommen, daß das Haus, der Todesstaub und alles verschwunden waren. Im nächsten Moment regnete es, und Dorian Hunter, Coco und Phillip fanden sich am Abhang des kahlen Hügels wieder.
Auf der Kuppe wuchsen nur ein paar Büsche, und Felsbrocken lagen verstreut umher.
Olivaro stand etwas über hundert Meter entfernt von der kleinen Gruppe. Er beschrieb mit den Händen ein paar Zeichen, sprach Worte,
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