Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
Vom Netzwerk:
mein Zimmer. Es lag auf dem gleichen Gang. Ich holte meinen Koffer. Einen Augenblick dachte ich ernstlich daran, zu packen und zu verschwinden. Ich griff zum Telefon und rief die Werkstatt an.
    Plötzlich hatte ich es sehr eilig. Ich wußte, daß dies meine letzte Chance war. Eine unerklärliche Angst befiel mich.
    Mitten im Gespräch wurde ich unterbrochen.
    Ich versuchte eine neue Verbindung zu bekommen, aber der Apparat blieb stumm. Da lief ich zur Tür. Vergeblich rüttelte ich an der Türklinke. Jemand hatte mich eingeschlossen.
    »Was ist los? Was soll der Unsinn?« rief ich, weil ich auf dem Gang leise Schritte hörte, die sich vorsichtig entfernten.
    Ich donnerte gegen die Tür.
    Da erst bemerkte ich, daß die Füllung und auch der Rahmen durch starkes Blech verstärkt waren. Nicht ohne Mühe konnte man hier ins Freie gelangen. Und sicher nicht unbemerkt.
    Ich rannte zum Fenster und fetzte die gelbgrünen Vorhänge zur Seite. Ich prallte zurück. Wo gestern noch Scheiben gewesen waren, saß jetzt unverrückbar eine zolldicke Eisenplatte. Ich konnte keine Verbindung zur Außenwelt aufnehmen.
    Ich schaltete die Nachtischlampe ein und löschte dafür das große Licht, das gebrannt hatte. Erst jetzt war mir das aufgefallen. Die Falle hatte sich hinter mir geschlossen, ohne daß ich etwas begriffen hatte.
    Ich saß fest, in einem Haus, das verflucht war. Aber was hatte ich damit zu tun? War ich etwa für die Grube bestimmt, die Victor Babeuf ausgehoben hatte? Ein ungeheuerlicher Verdacht schoß mir durch den Kopf.
    Die Ähnlichkeit zwischen mir und Armand! Wollte Claire Clouet, die alte Hexe, mich opfern, um ihren Sohn zu retten? Scheute sie auch vor einem Verbrechen nicht zurück?
    Ich warf mich auf das Bett.
    Warum hatte ich alle Warnungen in den Wind geschlagen? Warum hatte ich meinen eigenen Befürchtungen nicht getraut? Jetzt war es zu spät.
    Armand wußte, was ihn erwartete. Und ich?
    ***
    Der Wind pfiff durch das Tal der Semois, strich über die bewaldeten Hänge und über Türme und Zinnen der Kreuzritterburg.
    Die eiserne Lade vor dem Fenster, nachträglich angebracht, vermutlich von Victor Babeuf, dem ›Mädchen für alles‹ im Hotel de la Semois, schepperte und hätte mich am Einschlafen gehindert, wenn die Sorgen mich nicht ohnehin wachgehalten hätten.
    Ich war gefangen, von der Außenwelt abgeschnitten. Was konnte ich’ tun? Sollte ich auf Blanche Morgan vertrauen? Sie hatte sich längst aus der Schußlinie zurückgezogen. Ich hatte keinen Bundesgenossen mehr in diesem Haus. Ich war allein.
    Ein paarmal versuchte ich auszubrechen, aber Victor Babeuf verstand sein Handwerk. Ohne Werkzeug konnte ich weder an der Tür noch am Fenster etwas ausrichten. Und alles, was nur entfernt geeignet war, mir einen Ausbruch zu ermöglichen, hatte man entfernt. Die Falle schien endgültig zugeschnappt, mein Zimmer sich in eine Zelle verwandelt zu haben. Wie lautete der Urteilsspruch?
    Niemand nahm Kontakt mit mir auf.
    Die Geräusche auf der Straße erstarben. Ich blickte auf meine Uhr. Es ging auf Mitternacht. Noch immer hatte ich keinen Ausweg gefunden, mußte mich wohl mit meinem Los abfinden. Wenn ich nur gewußt hätte, was die Gegenseite plante!
    Im Hof heulte wieder der Hund. Die langgezogenen Töne beunruhigten mich. Niemand schien sich um den Köter zu kümmern. Keiner brachte ihn zum Schweigen. Dabei sagte man diesen Tieren nach, daß sie den Tod vorausahnten und ankündigten. Die schauerlichen Laute gingen mir auf die Nerven. Verzweifelt trommelte ich mit beiden Fäusten gegen die Tür.
    Nach einer endlosen Weile erschien jemand auf dem Gang. Ich hörte Stimmen. Dann drehte sich ein Schlüssel im Schloß.
    Ich stand an die Mauer gepreßt, bereit meinen Wärter anzuspringen, dem grausamen Spiel ein Ende zu bereiten. Ich fühlte mich körperlich fit und sowohl Armand gewachsen als auch dem Hausknecht. Dabei schien mir Victor Babeuf noch der Stärkere von beiden. Aber sein steifes Bein behinderte ihn. Er konnte mich kaum aufhalten.
    Langsam schwang die Tür zurück.
    Ich hechtete aus meinem Versteck und prallte gegen den Lauf einer Schrotflinte. Madame Clouet hielt sie in den Händen. Sie sagte nichts, aber ihr Gesicht verriet mir, daß sie bereit war, zu schießen.
    Hinter ihr stand Victor Babeuf und grinste dümmlich. Das Faktotum hielt den Stiel einer Axt in der Faust. Neben ihm entdeckte ich einen Servierwagen mit Getränken und Speisen die wohl für mich bestimmt waren.
    Die alte Hexe lächelte

Weitere Kostenlose Bücher