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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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tückisch.
    »Es täte mir leid, wenn ich Sie niederschießen müßte, Monsieur Douglas«, verkündete Claire Clouet mit ihrer rauhen Stimme. »Wir bringen Ihnen das Abendessen. Wir haben uns leider etwas verspätet.«
    »Ich will hier raus, verdammt noch mal«, brüllte ich, während mich der Gewehrlauf zwang, untätig zu bleiben. Ich zog mich mit halb erhobenen Händen zurück. Meine Kerkermeister drängten nach. Victor Babeuf schob den Speisewagen herein.
    »Sie kommen heraus«, tröstete mich Madame Clouet. »Morgen abend ist es soweit. Dann führen wir Sie ins schwarze Zimmer. Ein Experiment. Mehr nicht. Ein letzter Versuch.«
    »Und wenn er klappt?«
    »Sind Sie tot und Armand lebt. Er kann heiraten und ein ganz normales Leben führen. Das gönnen Sie ihm doch, oder?«
    »Bestimmt«, versicherte ich mit Nachdruck. »Aber doch nicht auf meine Kosten. Das geht zu weit.«
    »Die Welt befindet sich in einem desolaten Zustand«, stellte Madame Clouet betrübt fest. »Ich habe versucht, Burschen anzuheuern, die Tod und Teufel nicht fürchten. Ich bot ihnen Geld. Sobald sie erfuhren, worum es ging, winkten sie ab. Und aus Nächstenliebe fand sich schon gar nicht ein Freiwilliger.«
    »Sehr verständlich. Und was Sie vorhaben, ist ein Verbrechen. Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Ich will auch nicht.«
    »Sie können nicht anders. Der Gedanke kam mir, als ich Ihre Ähnlichkeit mit Armand feststellte, Sie haben es uns nicht schwer gemacht. Ich bin Ihnen sehr verbunden.«
    Die alte Hexe lachte schrill, während sie mich noch immer mit der Waffe bedrohte. Victor Babeuf deckte mir den Tisch. Ich stand an der Stirnseite des Raumes, neben dem breiten französischen Bett.
    »Zuerst war es Neugier, nicht wahr, Monsieur Douglas?« fuhr die Alte fort.
    »Auch ein wenig Sensationslust. Sie wollten die Rätsel ergründen, die Armands Schicksal betreffen. Jetzt stehen Sie mitten im Geschehen. Aber nicht als passiver Beobachter, sondern als Hauptdarsteller. Wie gefällt Ihnen das?«
    »Sie werden Ärger bekommen.«
    »Nicht, wenn diese dreimal verwünschte Fatima das Opfer annimmt. Dann habe ich meinen Sohn freigekauft, und Sie sind eben gestorben. Das soll vorkommen. Die Strapazen der Reise. Die Aufregungen um Ihr Auto.«
    »Die Werkstatt!« rief ich. »Der Mann wartet darauf, daß ich meinen Wagen abhole. Er weiß, wie ungeduldig ich bin und darauf brenne, endlich meine Reise fortsetzen zu können.«
    »Ich habe ihn bereits angerufen. Victor wird Ihr Auto abholen und die Reparatur bezahlen. Das geht schon in Ordnung«, winkte Claire Clouet ab. Sie hielt die Hände nicht ruhig. Auch ihren Zeigefinger nicht, der am Abzug klebte. Mir brach der Schweiß aus. Wenn sie den Stecher betätigte, fetzte mir eine Schrotladung in die Brust und ich starb auf der Stelle. Auf so kurze Entfernung mußte die Waffe eine furchtbare Wirkung erzielen.
    »Ich bin fertig, Madame«, meldete Victor Babeuf.
    Er hinkte zur Tür. Offenbar trug er eine Beinprothese. Bei jedem Schritt dröhnte es dumpf. Der Holzfußboden vibrierte.
    Das brachte mich auf eine Idee. Wenn ich die Bodenbretter lockerte und mich durch den Fußboden schürfte, kratzte und bohrte, konnte ich meine Freiheit wiedergewinnen und dieses Narrenhaus verlassen.
    Ich schaute auf den Tisch.
    Meine Wärter waren so freundlich gewesen, mir ein Besteck zu geben. Der Wein schien auch nicht schlecht.
    Meine Bewacher zogen sich zurück.
    Die Tür schlug zu.
    Ich nahm sofort das Messer, das auf dem Tisch lag, eine vorsintflutliche Konstruktion mit breiter Klinge, oben angerundet. Das erschwerte mein Unternehmen. Aber ich ließ mich nicht entmutigen.
    Ich legte das Ohr an, die Tür und lauschte.
    Auf dem Gang hörte ich nichts.
    Nur der Hund hatte sich nicht beruhigt. Er jaulte und heulte zum Gotterbarmen. Sein Klagelied übertönte sogar das Rauschen der Semois.
    Ich suchte mir eine Stelle neben dem Bett aus, dort, wo nicht jeder, der das Zimmer betrat, sofort hinschauen konnte. Vielleicht kamen meine Kerkermeister zurück. Sie durften nicht merken, was ich vorhatte. Sonst fesselten sie mich. Bislang hatten sie mich nicht angerührt. Sie waren eben keine Profis, keine Kriminellen. Sie scheuten Gewaltanwendungen. Lieber hatten sie sich die Mühe gemacht, das Fenster zu verbarrikadieren und die Tür ausbruchsicher zu gestalten. Victor Babeuf mußte gearbeitet haben wie ein Stier. Ein paar Stunden hatten ihm genügt.
    Ich zwängte die Messerklinge zwischen zwei Bretter und drückte den Griff

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