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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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herunter. Mit dem Erfolg, daß ich mein Werkzeug fast abbrach und die Fuge nur unwesentlich erweiterte. Schließlich war ich kein Handwerker. Die Konstruktion eines Holzfußbodens war mir ein Buch mit sieben Siegeln. Aber schließlich begriff ich es doch. Ich mußte dort beginnen, wo ein verdammter Querträger den Raum teilte. Dort endeten die Latten. Nägel hielten sie fest.
    Mit der Gabel klemmte ich die Nagelköpfe ein und lockerte sie in mühevoller Arbeit. Nach einer halben Stunde hatte ich den ersten heraus. Mein primitives Werkzeug löste sich fast auf. Aber ich konnte das erste Bodenbrett aus der Verankerung reißen. Jetzt ging es mit dem zweiten leichter.
    Ich tastete in das Dunkel darunter und stieß auf Gips und Bambusmatten. Die Schicht ließ sich leicht zerstören. Ich konnte nur hoffen, daß meine Arbeiten nicht auffielen. Wenn jemand unter mir wohnte, war ich verloren. Aber das schien nicht der Fall zu sein. Ich schaute durch die erste Lücke und stellte fest, daß es sich um ein unbenutztes Gästezimmer handelte. Ich hatte sogar die richtige Stelle erwischt. Ich konnte mich in das Bett fallen lassen. Dadurch hatte sich eine weitere Schwierigkeit von selbst erledigt. Es wäre nicht auszudenken gewesen, wenn ich mir bei meinem Sprung in die Freiheit einen Knöchel verletzt oder verstaucht hätte.
    Noch stand ich weit vom Ziel. Es gehörte eine Menge Arbeit dazu, den winzigen Spalt soweit zu erweitern, daß ich hindurchpaßte. Aber ich nahm keine Rücksicht. Mit dem Fuß stieß ich den Verputz in die Tiefe, der hörbar herunterprasselte.
    Ich unterbrach meine Arbeit.
    Ich huschte zur Tür und lauschte lange. Meine Bewacher schienen ihr Gefängnis für ausbruchsicher zu halten. Kontrollen brauchte ich offensichtlich nicht zu befürchten. Sie waren eben doch Anfänger, dieser Victor Babeuf und seine Herrin.
    Ich kehrte zu meinem Arbeitsplatz zurück und besorgte den Rest. Nichts konnte mich mehr aufhalten. Ich begann, übermütig zu werden. Ich suchte meine Siebensachen zusammen und warf sie in den Koffer. Dann ließ ich ihn in die Tiefe plumpsen. Er knallte auf das Bett, federte hoch und landete auf dem verschlissenen Läufer neben der Schlafstelle.
    Ich blickte mich um, ob ich etwas vergessen hätte. Das Essen hatte ich nicht berührt. Eigentlich schade. Madame Clouet hatte sich nicht lumpen lassen. Natürlich war alles bereits kalt. Aber es sah sehr appetitlich aus. Die Soße duftete nach Knoblauch. Ich mochte diese Art, Speisen zu würzen.
    Ich hatte nicht zu Abend gegessen. Die Arbeit hatte mich angestrengt. Hunger wütete in meinen Eingeweiden. Außerdem lockte mich der Wein. Ein Rose d’Anjou. Ich entkorkte ihn und goß mir ein Glas ein. Dabei hockte ich auf der Tischkante und stopfte das Essen mit den Händen in den Mund. Mein Besteck hatte ich zweckentfremdet.
    Verbogen lag die Gabel am Boden, daneben das abgebrochene Messer.
    Der Braten war köstlich. Offenbar Wildschwein. Dazu Croquetten.
    Ich spülte mit Wein nach.
    Ich war rechtschaffen müde. Nach meiner Uhr mußte es draußen bereits dämmern. Zeit, daß ich verschwand.
    Ich stand auf.
    Plötzlich wurde es mir schwarz vor Augen. Meine Beine schienen schwer wie Blei. Ich knickte ein. Der Länge nach schlug ich hin.
    Dann spürte ich einen eisigen Hauch im Genick.
    Ich wälzte mich stöhnend herum. Ich lag jetzt auf dem Rücken und riß die Augen auf. Um mich her flimmerte und sprühte es. Bläuliche Lichterbogen umtanzten mich. Sie verdichteten sich. Sie nahmen Form an und Gestalt. Wie aus dem Nichts kristallisierte sich ein schemenhaftes Wesen. Eine Frau in fremder Tracht.
    Ich glaube den goldenen Schmuck klirren zu hören, den sie trug.
    Ich richtete mich auf.
    Die Erscheinung sprach kein Wort.
    Schwerelos umtanzte sie mich, lächelte traurig und wissend. Winkte mir.
    Ich konnte nicht anders, als dem stummen Befehl zu gehorchen. Ich versuchte zu kriechen, weil ich nicht auf die Beine kam. Ich setzte mich in Bewegung. Ich fühlte mich wie ein riesiges Insekt. Es hätte mich nicht erstaunt, wenn mir plötzlich Fühler aus dem Kopf geschossen wären. Ich kam mir plump und häßlich vor.
    Das Weib – überirdisch schön – tanzte nur für mich. Wer war das?
    »Fatima«, gurgelte ich und wurde mit einem Lächeln belohnt, das mich fast um den Verstand brachte. Sehnsüchtig streckte ich die Hände aus.
    Aber die Erscheinung zog sich zurück. Kam wieder näher. Entwich mühelos, schien keine Hindernisse zu kennen. Sie schwebte nicht über das

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