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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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Harki gen Osten verneigte und Gebete murmelte, deren Sinn ich nicht begriff.
    Victor Babeuf lehnte mit verschränkten Armen am Fenster und konzentrierte sich auf irgend etwas. Vermutlich hatte der Magier sie alle gebeten, dafür zu sorgen – dank seelischer Energie – daß Fatima den rechten Weg nicht fand, sondern mich anstelle von Armand tötete. Der Sohn der Hotelbesitzerin hielt sich auch in dem Raum auf. Er beteiligte sich nicht an den Beschwörungen der anderen. Er rannte unruhig auf und ab.
    Ich sah, wie Fatima ihm winkte.
    Er blieb ruckartig stehen und starrte sie an. Sein Mund stand offen, die Augen quollen ihm fast aus den Höhlen. Er schaute das Mädchen an, als habe er noch nie ein weibliches Wesen gesehen.
    Ich fühlte keine Eifersucht, als Fatima zu ihrem Opfer trat. Ihre Arme umschlangen den jungen Mann. Ihr Astralleib schmiegte sich an ihn. Er erschauerte und zitterte unter dieser Berührung wie unter einer lang entbehrten Zärtlichkeit.
    Langsam setzte sich Armand in Bewegung, wie ein Traumwandler. Seine verklärten Augen erblickten etwas, was auch ich bemerkt hatte, was aber der Aufmerksamkeit aller übrigen Personen entging. Sie konnten sich das Verhalten ihres Schutzbefohlenen nicht erklären.
    Armand Clouet folgte Fatima.
    Der Moslem trat dazwischen.
    Ich sah, daß er eigentlich hätte mit der Orientalin zusammenstoßen müssen. Aber er schien nichts zu merken. Er blieb nur ruckartig stehen, zuckte zusammen, als habe er einen elektrischen Schlag bekommen.
    Madame Clouet erging es nicht anders. Sie wollte ihren Sohn zurückhalten. Sie erstarrte mitten in der Bewegung. Sie stieß einen fürchterlichen Schrei aus, der mir noch heute in den Ohren klingt. Sie jammerte wie ein waidwundes Tier.
    Armand wehrte sie ab, als kenne er sie nicht. Als sei sie ein lästiges Insekt. Er hatte nur Augen für Fatima.
    Das Paar bot einen gespenstischen Anblick. Fatima umrankte ihr Opfer wie ein tropisches Schlinggewächs.
    Was immer die anderen sahen, ich bemerkte jede Einzelheit. Gleichzeitig spürte ich nicht den Wunsch einzugreifen. Anders Madame Clouet: Sie hielt ihren Sohn zurück, packte ihn am Arm.
    Er stieß seine Mutter zurück, folgte Fatima, schritt die Treppe hinauf. Wir alle hörten die Tür zum schwarzen Salon, die ins Schloß fiel.
    »Das Gewehr«, brüllte ich.
    Der Harki, ziemlich kleinlaut geworden, zuckte zusammen. Dann wieselte er hinaus. Madame Clouet folgte ihm. Ich schloß mich zögernd an.
    Als mein Fuß die dritte Stufe erreichte, knallte es im ersten Stock. Madame Clouet, taumelte, als habe es sie und nicht ihren Sohn erwischt. Ich stützte die alte Dame. Ich konnte ihr nicht einmal böse sein. Sie hatte versucht, ihren Sohn zu retten. Dabei hatte sie die Grenze des Erlaubten überschritten. Aber ich hatte Verständnis für ihre Zwangslage. Es war – für mich – alles gut abgelaufen. Die Wirkung der Droge hatte ich überwunden. Ich lebte. Ernsten Schaden hatte ich nicht erlitten.
    ***
    Corporal Belin war ein großer, wohlbeleibter Mann, der seine letzten Dienstjahre in Bouillon zu verbringen gedachte. Er haßte Schwierigkeiten. Er zog es vor, in diesem Nest in den Ardennen eine ruhige Kugel zu schieben, zu angeln und Bier zu trinken, ohne sich aufregen zu müssen.
    Er kam mit einem Fahrrad und hatte noch die Spangen an den Hosenbeinen, als er das Hotel betrat.
    Er wandte sich an Madame Clouet, die ich mittlerweile überredet hatte, mir in den Schankraum zu folgen. Ich wollte sie von dem hartnäckigen Nordafrikaner trennen, der ständig versuchte, die Verwirrung und die momentane Schwäche der alten Dame auszunutzen, ihr Versprechungen und Zusicherungen abzunehmen, die sie wenige Tage später bereuen mußte. Der Grad der Abhängigkeit, in dem die Frau zu dem Scharlatan stand, schien größer, als ich angenommen hatte. Er konnte sie im Handumdrehen überzeugen, daß er auch in Zukunft unentbehrlich sei. Ein Dschinn, ein Geist, sei unsterblich. Mit dem Tode des letzten männlichen Clouets sei eben nicht alles ausgestanden. Der Fluch wirke weiter. Fatima sei jetzt gewissermaßen ohne Ziel. Ein streunender Dschinn, der wahllos Menschen mit Anschlägen verfolgen könne, nur darauf aus, sich an den Irdischen zu rächen und Unheil zu stiften. Da helfe nur noch stärkerer Zauber als bereits angewandt.
    Der Corporal hielt ein Notizbuch in der Hand.
    Der Fall kam für ihn nicht überraschend. Er kannte den Tratsch von Bouillon zur Genüge. Er hatte sich gewappnet.
    »Ich kann Ihnen alles

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