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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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historischen Werke?« fragte ich.
    »Das dicke rote Buch«, erläuterte er. »Sieht aus, als hätte es eine Menge Geld gekostet! So etwas bekommt man heute in keinem Laden mehr.«
    Ich riß den Stapel auseinander. Der Wälzer war mir nicht aufgefallen, denn ich hatte eine Menge Bücher mit. Aber dieses war nicht darunter gewesen. Der Foliant eignete sich nicht als Reisegepäck.
    ›Einführung in die Schwarze Magie‹ stand auf dem Einband in goldenen Lettern. ›Mit besonderem Schwerpunkt auf die Kunst des Schadenzaubers und die Fähigkeit sich post mortem an seinen Feinden zu rächen‹.
    Belin betrachtete mich lauernd.
    »Das gehört mir nicht«, sagte ich.
    »Es lag in Ihrem Zimmer«, stellte er sachlich fest. Er bewies eine Geduld, wie man sie mit Betrunkenen oder Geisteskranken pflegt, ein wenig herablassend, ein wenig amüsiert.
    »Ich habe dieses Buch nie gesehen«, versicherte ich. »Jemand hat es mir untergeschoben.«
    »Warum sollte jemand das in Ihren Koffer tun? Niemand konnte ahnen, daß ich kommen würde, um Ihnen Lektüre zu holen.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wollen Sie es nun behalten oder soll ich es zurückbringen?« erkundigte sich Belin, aber die Frage schien nicht so harmlos, wie sie klang.
    »Lassen Sie es in Dreiteufelsnamen hier«, entschied ich.
    Robert Belin zog sich vorsichtig zurück und schloß zweimal ab.
    ***
    Ich konnte nicht behaupten, daß mich das Buch auf den ersten dreißig Seiten besonders fesselte. Da war die Rede von Beschwörungen und Verwünschungsformeln. ›Knoblauch und Pfähle in deine Augen‹ wurde zitiert. Aus einer griechischen Quelle. Immerhin erstaunte mich die Tatsache, daß es zu allen Zeiten und bei allen Völkern der Erde schwarze Magie gegeben hatte, nicht nur auf der Voodoo-Insel Haiti, wie ich immer angenommen hatte. Schon die Ägypter und später die Araber waren Meister auf diesem Gebiet gewesen. Obgleich mir schien, als setze der Erfolg derlei Methoden eine gewisse Bereitschaft des Opfers voraus, einen Glauben an diese Dinge. Dann traten sicherlich gewünschte Wirkungen ein. Plötzlich hörte ich meinen Namen.
    Erschrocken klappte ich das Buch zu. Einen Augenblick glaubte ich, mich getäuscht zu haben. Hatte das Buch mit seinem makabren Inhalt bereits auf mich abgefärbt? Oder erlag ich einer Sinnestäuschung?
    Wieder hörte ich das leise Rufen.
    Deutlich erkannte ich eine weibliche Stimme. Das Wesen mußte sich irgendwo vor dem ebenerdigen Zellenfenster befinden. Wer war das? Etwa die Orientalin?
    Ich hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend, als ich mich von der Pritsche erhob und mich an das vergitterte Fenster schlich. Just da knallte ein kleiner Stein gegen die Scheibe. Eine Atomexplosion in meiner Zelle hätte mich nicht heftiger erschrecken können. Ich fuhr zusammen, ein Zeichen, daß meine Nerven bereits gelitten hatten.
    Ich lugte hinaus, fast gewöhnt, daß Fatima mir auflauerte.
    Stattdessen erblickte ich Blanche Morgan in einem Regenmantel. Der Gürtel betonte ihre Taille. Sie hielt schützend einen Schirm über sich. Gerade bückte sie sich, um einen weiteren Stein aufzunehmen.
    Ich riß die Klappe auf, die am Oberlicht angebracht war.
    »Elger!.« wisperte Blanche Morgan, als sie mich gewahrte. »Was ist los? Ich habe die tollsten Gerüchte gehört.«
    »Kein wahres Wort«, versicherte ich. »Ich habe den Harki nicht ermordet. Warum sollte ich?«
    Das Mädchen atmete erleichtert auf.
    »Ich glaube Ihnen, Elger. Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Benachrichtigen Sie den britischen Konsul.«
    »In Ordnung. Warum zwingen Sie Belin nicht dazu? Hat er sich geweigert?«
    »Der Kerl ist zu unbeholfen. Ich weiß nicht, ob ich mich auf ihn verlassen kann. Was gibt es sonst neues?«
    »Die Mordkommission stellt im Hotel alles auf den Kopf. Sie verhören pausenlos Madame Clouet und Victor Babeuf. Ein Arzt ist auch dabei.«
    »Irgendwann muß sich ja meine Unschuld herausstellen.«
    »Brauchen Sie irgend etwas?«
    »Nein, danke. Ich habe alles. Wenn Sie mich morgen besuchen könnten. Ich habe Langeweile.«
    »Ich weiß nicht, ob es geht. Mein Vater ist jetzt besonders mißtrauisch. Natürlich ist es ein Triumpf für ihn, daß er recht behalten hat. Er verstieg sich zu der Behauptung, ich könnte jetzt in der Grube liegen, anstatt des Arabers, wenn er mir nicht jeden Umgang mit Ihnen verboten hätte. Er hält Sie nämlich für schuldig.«
    Ein Wagen kam die stille Seitenstraße herauf. Böse glommen gelbe Lichter in der Dunkelheit wie Dämonenaugen.

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