Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
Vom Netzwerk:
erzählen«, meinte ich. »Ich habe mehr erlebt als Madame Clouet.«
    »Und das wäre?«
    Der Polizist ließ die rechte Augenbraue in die Höhe schnellen.
    Wimpern stachen weißlich gegen das Rotblond seines Haupthaares ab.
    Ich berichtete und verschwieg nichts.
    Das Gesicht des Uniformierten wurde immer länger. Er hörte auf, sich Notizen zu machen. Immer wieder lächelte er ungläubig.
    Victor Babeuf kam herein, an allen Gliedern schlotternd.
    »Wenn Sie das Gespenst auch gesehen haben, sperre ich Sie ein«, drohte der Polizist wütend. »Hier handelt es sich um einen einwandfreien Selbstmord. Die Gründe spielen für mich keine Rolle.«
    Stumm schüttelte der Veteran den Kopf, unfähig, ein Wort herauszubringen. Er mußte erst wieder zu Atem kommen.
    »Er ist tot. Erschlagen. Mit einem Schwert. Mit dem verschwundenen Kreuzritterschwert«, keuchte der Invalide.
    »Armand hat ein Jagdgewehr benutzt. Es liegt oben«, korrigierte ich.
    »Reden wir alle von der gleichen Person?« fragte der Polizist verwirrt.
    »Ich meine den Harki«, stammelte Victor Babeuf.
    Er führte uns hinaus, zu der Grube, die er ausgehoben hatte. Wir schauten hinein. Auf dem lehmigen Grund lag der Nordafrikaner. Kopflos. Der Schädel fand sich in der anderen Ecke des Grabes. Jemand hatte ihm glatt den Kopf abgeschlagen. Das Schwert, das benutzt worden war, steckte in der Stirnwand der Grube, blutgerötet.
    »Also doch ein Mord!« murmelte Belin entsetzt.
    Es sah nicht nach einem Routinefall aus – wenn man nicht an Gespenster glaubte. Für mich war klar, daß Fatima nicht der Vergangenheit angehörte. Der Magier aus Nordafrika hatte Recht behalten. Auf eine tragische Weise. Denn die Orientalin hatte nicht gezögert, den Gegner auszuschalten, der ihr aufgrund seiner speziellen Kenntnisse vielleicht doch einmal gefährlich werden konnte. Sie hatte ihn getötet.
    »Nun, als Täter kommen alle Personen in Frage, die im Hotel leben«, überlegte Belin, der Corporal. »Also Madame Clouet, Victor und Sie, Monsieur Douglas. Und raten Sie mal, wer wirklich etwas gegen den Afrikaner hatte?«
    »Unsinn«, wehrte ich mich. »Ich erschlage nicht jeden, der mir nicht gefällt. Ich verbitte mir diese Verdächtigung!«
    »Da sollen sich die Fachleute den Kopf zerbrechen. Monsieur, ich nehme Sie vorläufig fest. Damit alles seine Ordnung hat.«
    Er überlegte kurz, dann legte er mir Handschellen an.
    »Du haftest mir dafür, Victor, daß nichts verändert wird, bis die Mordkommission eintrifft. Ist das klar?«
    »Sicher, Robert«, grinste der Invalide.
    Ich erlebte eine ungemütliche Viertelstunde, als ich in Handschellen durch den Ort geführt wurde. Es war schlimmer als Spießrutenlaufen. Die Neugierigen standen Spalier. Jeder wollte einen Blick auf den werfen, der kaltblütig einen Menschen enthauptet hatte. Den Leuten gefiel die Gänsehaut, die ihnen über den Rücken kroch. Sie hatten so etwas noch nicht erlebt in ihrem Leben. Ein leibhaftiger Krimineller in Bouillon! Das brachte die Trägsten an diesem Morgen auf die Beine.
    Ich war froh, daß ich in einer Zelle landete und mir nicht mehr die Bemerkungen der Aufgebrachten anhören mußte, die stets so laut gesprochen hatten, daß auch ich es mitbekommen hatte.
    Die massive Tür fiel ins Schloß. Ein Schlüsselbund klirrte. Das Schloß schnappte hörbar ein. Nicht zum erstenmal war ich gefangen.
    Ich klingelte nach dem Wärter und wollte meine Wünsche vortragen, aber entweder war die Leitung nicht intakt oder Belin telefonierte gerade mit der Mordkommission.
    Wieder klingelte ich.
    Und – oh Wunder – der Corporal kam nach einer Weile.
    »Benachrichtigen Sie mir sofort den britischen Konsul«, forderte ich.
    Robert Belin schaute mich gequält an.
    »Ich will Ihnen etwas sagen«, murrte er. »Ich bin nichts besonders gut am Telefon. Ich hasse es, mit Menschen zu sprechen, die ich nicht sehen kann. Es macht mich unsicher. Daher werden Sie verstehen, wenn wir alles weitere den Leuten von der Mordkommission überlassen. Ich hatte genug zu tun, um den Burschen in Lüttich klarzumachen, was passiert ist. Die sind solche Meldungen von mir nicht gewohnt. Bouillon ist nicht Chicago.«
    »Dann will ich wenigstens etwas zu lesen. Bringen Sie mir eines der Bücher aus meinem Koffer. Oder am besten alle.«
    »Dagegen ist nichts einzuwenden«, meinte der Corporal.
    Er schlug die Tür zu.
    Der Corporal brachte mir die Lektüre.
    »Komisches Zeug«, murmelte er atemlos.
    »Meinen Sie die Sprachbücher oder die

Weitere Kostenlose Bücher