Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
Vom Netzwerk:
Der Bursche fuhr mit Abblendlicht.
    Blanche Morgan trat in den Schatten eines Torbogens.
    Drei Männer in hellen Trenchcoats stiegen aus dem Citroën und kamen ins Haus. Sie sahen alle wie Kriminalbeamte aus. Offenbar wollte die Mordkommission mich in die Zange nehmen.
    Blanche Morgan verabschiedete sich hastig und verschwand in der Nacht.
    Bald darauf schloß Belin auf und trat zur Seite, um meine Besucher einzulassen. Sie drückten sich an seinem Schmerbauch vorbei und standen da, Hände in den Manteltaschen. Sie schauten mich prüfend an. Sie wollten wohl einen ersten Eindruck gewinnen. Ich kam mir vor wie ein Tier im Zoo und geriet in Versuchung, irgend etwas Albernes zu tun. Etwa die Zunge herauszustrecken oder mit den Kissen zu werfen, die auf der Pritsche lagen und ohnehin nichts taugten.
    »Kommissar Breton«, stellte sich der Bebrillte vor.
    »Was lesen wir da denn schönes?« forschte er katzenfreundlich und erwischte prompt das Buch mit dem Schweinsledereinband und dem makabren Inhalt. Er blätterte darin herum, las ein wenig und fragte beiläufig: »Sie glauben an das, was hier behauptet wird?«
    »Ich bin überzeugt, daß es mehr gibt zwischen Himmel und Erde als unsere Schulweisheit sich träumen läßt.«
    Der Kommissar grinste, der Arzt blieb ernst.
    »Sie haben gerade einen Landsmann zitiert«, stellte er fest. »Wie heißt der doch gleich?«
    »Maria Stuart«, antwortete ich wütend, weil ich wußte, daß er seinen Shakespeare gut kannte.
    Er reagierte überhaupt nicht, und ich wurde den Verdacht nicht los, daß er mir auch daraus einen Strick drehen würde.
    Er ging zum Kommissar. Die beiden tuschelten miteinander. Ich spitzte die Ohren. Ich hörte heraus, daß der Polizeiarzt bestritt, ausgebildeter Psychiater zu sein, aber dafür plädiere, mich zur Beobachtung einzuliefern.
    Der Kommissar nickte.
    »Ich werde einen entsprechenden Gerichtsbeschluß erwirken«, entschied Breton, der Kommissar.
    Der Beamte wandte sich an mich.
    »Haben Sie irgendwelche Wünsche?«
    »Ich möchte Verbindung zum britischen Konsul haben, einen Rechtsbeistand und einen plausiblen Grund dafür, daß ich hier festgehalten werde«, fuhr ich auf. »Das kann ich wohl verlangen.«
    »Nicht in dieser Reihenfolge. Aber Sie bekommen alles. Den dritten Wunsch kann ich Ihnen sofort erfüllen: Sie sitzen in U-Haft, weil ich Ihre Fingerabdrücke auf dem Knauf des Schwertes gefunden habe. Können Sie mir das erklären?«
    »Nein. Ich habe das verfluchte Ding niemals angefaßt.«
    »Das behaupten Sie. Gute Nacht, Monsieur Douglas.«
    Kommissar und Gefolge verließen die Zelle.
    ***
    Die Wende kam gegen Abend. Ich hatte von meiner Zelle aus die Unruhe im Ort bemerkt. Polizeiwagen kurvten durch die Straßen. Die Mordkommission unter Leitung von Kommissar Breton schien in voller Aktion.
    Gegen zwanzig Uhr erschien der Kommissar mit seinem Gefolge in meiner Zelle. Er hielt meinen Reisepaß in der Hand.
    »Den behalte ich noch eine Weile. Aber Sie können gehen. Sie werden entschuldigen, wenn ich vielleicht etwas zu voreilig gehandelt habe, aber: es kam und kommt mir darauf an, daß Sie Bouillon nicht verlassen. Sie werden mir Recht geben, wenn ich behaupte, daß Auslieferungsbegehren umständlich und langwierig sind.«
    Ich erhob mich und suchte meine Siebensachen zusammen.
    »Wem verdanke ich meine vorzeitige Entlassung?« erkundigte ich mich und war schon bereit, Konsul Sir Henry lautlos um Verzeihung zu bitten.
    »Mir«, entgegnete der Kommissar schlicht. »Die Verdachtsgründe sind nicht entkräftet, haben aber sehr an Gewicht verloren, seit wir feststellten, daß auch Victor Babeuf ziemlich belastet wird durch die Tatsache, daß er sich mehr außerhalb des Hotels aufgehalten hat als Sie. Sie behaupten ja, Sie hätten den Schankraum nicht verlassen, sondern sich ständig um Madame Clouet gekümmert, nicht wahr?«
    Ich grinste.
    Soweit war ich noch nicht, daß ich im Überschwung der Freude mich selbst hereinlegte. Außerdem hatte ich tatsächlich nichts auf dem Kerbholz.
    »Ich bleibe auch bei dieser Aussage.«
    »Dann brauchen Sie nur die entsprechenden Protokolle zu unterzeichnen und sind entlassen«, verfügte der Kriminalbeamte. »Ich habe Verständnis. wenn Sie sich eine andere Bleibe innerhalb von Bouillon suchen. Geben Sie Belir Ihre Anschrift, sobald Sie sich entschieden haben. Wofür ich keinerlei Verständnis hätte, wäre eine Flucht. Sie sollten sich den Umstand, daß Ihr Wagen repariert worden ist, nicht zunutze machen.

Weitere Kostenlose Bücher