081 - In der siebenten Hölle
ragten hohe Bäume auf. Ihre Stämme waren kahl, nur ganz oben gab es Äste. Die Bäume bildeten einen nicht sehr dichten Wald.
»Da müssen wir noch durch«, sagte Valerian. »Dahinter beginnt die siebente Hölle.«
»Asmodis liebstes Gebiet«, knurrte Mr. Silver.
***
Sie holten mich und warfen mich in diesen Gitterkäfig, von dem mir Tucker Peckinpah erzählt hatte, und sie tauchten mich in den Flammensee.
Sie zogen unzählige Register. Ich spürte, wie ich innerlich auseinanderbrach. Ich konnte es noch so verbissen verhindern wollen, die Teufel waren stärker und die Methoden, die sie anwandten, um mich in die Knie zu zwingen, waren zu grausam.
Es ist mein letzter Kampf, dachte ich, während sie mit knisternd brennenden Ruten auf mich einschlugen. Unmöglich für einen Menschen, das alles zu überstehen…
Dabei hatte ich es nicht einmal mit Asmodis persönlich zu tun, sondern mit irgendwelchen höllischen Unterläufern. Der Fürst der Finsternis nahm sich nicht die Mühe, sich selbst meiner anzunehmen. Er wollte mir damit wohl verdeutlichen, wie unwichtig ich für ihn war.
Ich befürchtete, meine Identität zu verlieren. Legten es die Teufel darauf an? Manchmal wußte ich schon nicht mehr, wer ich war. Das erschreckte mich.
Hatten sie die Möglichkeit, mich umzudrehen? Sicher hatten sie die. Ich hoffte, daß sie es nicht schaffen würden. Lieber wollte ich an den schrecklichen Höllenqualen zugrunde gehen.
Ich wollte auf keinen Fall zu Asmodis' Befehlsempfänger werden.
Als ich so fertig war, daß ich mich aus eigener Kraft nicht mehr auf den Beinen halten konnte, ketteten sie mich wieder an den Schlangenstein.
Voll Mitleid war Tucker Peckinpahs Blick. Ich mußte fürchterlich aussehen.
»Ich kenne das, Tony«, sagte der Industrielle ernst. »Ich habe das alles bereits hinter mir.«
»Wie haben Sie das ausgehalten?« fragte ich kraftlos.
»Wahrscheinlich haben es die Folterknechte des Teufels mit mir nicht ganz so schlimm getrieben«, sagte Peckinpah. »Sie wissen genau, wie stark Sie sind, wieviel Kraft Ihnen zur Verfügung steht. Man will Sie zerstören. Sie sollen keinen eigenen Willen mehr haben…«
Ich preßte die Zähne trotzig zusammen und quetschte dazwischen hervor: »Bevor sie das erreichen, schlage ich ihnen noch ein Schnippchen.«
»Wie denn?«
»Ich hänge hier am Schlangenstein. Wenn wieder eine Schlange über mich hinwegkriecht, reize ich sie so sehr, daß sie zubeißt. Dann hat es mit allem ein Ende.«
»Aufgeben?« fragte Tucker Peckinpah erschrocken. » Sie wollen aufgeben, Tony?«
»Scheint so, als ließe man mir keine andere Wahl.«
»Ich hätte nicht geglaubt, daß ich das einmal erleben muß. Tony Ballard gibt sich geschlagen.«
»Ich sehe es nicht als Kapitulation an, wenn ich den Todesbiß einer Schlange provoziere, Partner. Es ist ein Kampf bis zum letzten Atemzug. Ich führe ihn mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Den Tony Ballard, den Sie kennen, gibt es bald nicht mehr. Ich muß verhindern, daß die Hölle einen anderen Tony Ballard schafft. Einen Freund der schwarzen Macht, einen Streiter des Bösen. Ehe ich es dazu kommen lasse, ziehe ich lieber die allerletzte Konsequenz, und ich tue es ohne Furcht.«
Ich wollte ihm erzählen, was man mich sehen ließ. Er kannte Jubilee nicht, aber Vicky hatte ihm sehr viel bedeutet. Beide lebten nicht mehr. Hilflos hatte ich zusehen müssen, wie Kanutto sie tötete.
»Partner, ich muß Ihnen etwas furchtbares sagen…«, begann ich schleppend, aber ich kam nicht dazu, weiterzusprechen.
Der Industrielle zog plötzlich geräuschvoll die Luft ein, und als ich seinem starren Blick folgte, sah ich eine riesige Schlange. Wir hatten beide nicht gemerkt, wie sie kam. Jetzt war sie plötzlich da, und mir schnürte es die Kehle zu.
Die Riesenschlange kroch näher. Matt glänzte ihr kräftiger Körper. Wenn sie sich um mich geschlungen hätte, hätte sie mich mühelos erdrücken können.
Vielleicht hatte sie das auch vor.
Im Vergleich mit dem Körper war der Kopf klein und flach. Hörner bogen sich darauf. Ich hatte so ein Tier noch nie gesehen. Die Schlange schien etwas Besonderes zu sein, denn ich hörte die vielen Reptilien, die den Schlangenstein bewohnten, aufgeregt zischen.
Die Riesenschlange kroch heran.
Auf wen hatte sie es abgesehen? Auf Tucker Peckinpah? Auf mich? Kam sie, um uns beiden das Leben zu nehmen?
Im Augenblick hatte es den Anschein, als würde sie auf den Industriellen zukriechen, und Tucker
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