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081 - In der siebenten Hölle

081 - In der siebenten Hölle

Titel: 081 - In der siebenten Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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nie vergessen können.«
    »Das brauchst du auch nicht. Aber irgendwann wird Platz in deinem Herzen für eine neue Liebe sein. Im Moment tut der Schmerz noch zu weh, aber er wird vergehen, und du wirst wieder Freude am Leben haben.«
    »Gismina sagte, bevor sie starb, ich solle die Hölle verlassen und mich dem ›Weißen Kreis‹ anschließen. Sie sagte: ›Kämpfe gegen die schwarze Macht, denn sie ist schuld daran, daß wir nicht glücklich werden konnten!‹«
    »Und?« fragte Mr. Silver. »Was wirst du tun?«
    »Ich werde Gisminas letzten Wunsch erfüllen. Ich habe erkannt, daß man nicht nur den Wunsch haben darf, in Frieden zu leben. Man muß dafür auch etwas tun. Nicht andere sollen mir meinen Frieden erhalten. Ich werde selbst dafür sorgen, daß er erhalten bleibt, und wo immer die Hölle zuzuschlagen versucht, werde ich bestrebt sein, ihr zuvorzukommen.«
    »Das ist die richtige Einstellung, Valerian«, sagte Roxane.
    »Männer wie dich braucht der ›Weiße Kreis‹«, fügte Mr. Silver hinzu. »Man wird dich mit offenen Armen empfangen.«
    Sie stiegen auf die Pferde und ritten weiter, der siebenten Hölle entgegen.
    ***
    Eiskalt war auch der Schweiß, der in dicken Tropfen auf meiner Stirn stand. Ich blickte zu Tucker Peckinpah hinüber, wollte etwas sagen, doch die Kälte lähmte meine Stimmbänder.
    »Sie haben Angst, nicht wahr?« sagte der Industrielle.
    Ich wollte nicken, aber es ging nicht.
    »Sie befürchten, daß der Trank, den Ihnen der Teufel eingeflößt hat, Sie umbringt, nicht wahr? Aber Sie werden daran nicht sterben, Tony.«
    Haben Sie den Teufelstrank auch schlucken müssen? wollte ich fragen.
    »Auch mir hat man dieses verdammte Zeug eingeflößt. Es wird einem danach schrecklich kalt. Man meint, sämtliche Gliedmaßen würden abfrieren. Ich habe schrecklich mit den Zähnen geklappert und geglaubt, diese Kälte nicht zu überleben, aber Sie werden sehen, mit der Zeit ebbt sie ab. Sie werden sich allmählich wieder besser fühlen. Die Wärme wird in Ihren Körper zurückfließen«, sagte Tucker Peckinpah. »Stark und widerstandsfähig werden Sie sich fühlen, aber es wird eine Täuschung sein. Der Trank öffnete Ihren Körper, damit alles mehr Wirkung hat, was man Ihnen anzutun gedenkt.«
    Ich hätte es mir denken können. In der Hölle geschah nichts zu meinem Wohlbefinden. Ich war ein erklärter Feind der schwarzen Macht, deshalb würden sie es mit mir bestimmt noch bunter treiben als mit Tucker Peckinpah.
    Noch stieg die Kälte durch meinen Hals. Nachdem sie diese Engstelle passiert hatte, breitete sie sich in meinem Kopf aus. Eiszapfen schienen in meinem Gehirn zu hängen. Ich konnte nicht mehr denken, nur noch empfinden, und ich merkte, wie auch meine Zähne heftig aufeinanderschlugen.
    Und dann, urplötzlich, setzte Wärme ein. Sie floß durch meine Adern, erlöste die Muskeln von der schmerzhaften Kältestarre und vermittelte mir genau das Gefühl, wie es Tucker Peckinpah beschrieben hatte.
    Mir ging es so gut wie schon lange nicht mehr, und neue Kräfte schienen sich bei mir eingestellt zu haben.
    Der Industrielle merkte, daß es mir besser ging und nickte wissend. »Es ist wie bei einem Drogensüchtigen. Er hat LSD geschluckt und glaubt, nun fliegen zu können. Sie haben diesen Teufelstrank getrunken und glauben, Ihre Ketten sprengen zu können. Aber versuchen Sie es einmal, dann werden Sie sehen, daß sich die groben Metallglieder schmerzhafter in Ihr Fleisch graben als vorher.«
    »Wie lange hält die Wirkung an?« wollte ich wissen.
    »Ein paar Tage.«
    »Und dann?«
    »Dann«, sagte Tucker Peckinpah, »kriegen Sie das Zeug wieder zu trinken.«
    ***
    Valerian führte Roxane und Mr. Silver sicher und unbeirrbar. Nie kamen ihm Zweifel, nie brauchte er zu überlegen, wie es weiterging. Ein Teufel kennt den Weg in die siebente Hölle. Auch dann, wenn er ihn selbst noch nie beschritten hat.
    Sie kamen an stinkenden Sümpfen vorbei, mußten eine brüchige Steinbrücke überqueren, unter der glühende Lava brodelte, wurden eine Zeitlang von falkenartigen Wesen in größerer Höhe umkreist, und Mr. Silver rechnete damit, daß diese Vögel sie angreifen würden, doch aus irgendeinem Grund kam es nicht dazu.
    Die Wesen zogen sich zurück und ließen sich nicht mehr blicken. Zumeist ritt Valerian sehr schweigsam an der Spitze. Nur ab und zu ließ er ein warnendes Wort fallen, oder er machte Roxane und Mr. Silver auf irgend etwas aufmerksam. Gisminas Tod hatte ihn einsam und traurig

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