081 - In der siebenten Hölle
drückt… mir das Herz ab…«
»Silver!« schrie Roxane wieder. Sie warf über fünf, sechs Feuerratten einen Blitzteppich, unter dem die gefährlichen Tiere zugrundegingen.
Der Ex-Dämon eilte herbei.
»Es… tut mir so leid…«, sagte Valerian heiser.
»Junge, dafür brauchst du dich doch nicht entschuldigen«, sagte Mr. Silver.
»Du hast mir das Leben gerettet, Valerian«, sagte Roxane erschüttert. »Wenn du dich nicht so bedingungslos für mich eingesetzt hättest, läge jetzt ich unter diesem Baum.«
Sie mußten einen neuerlichen Angriff der Feuerratten abwehren. Erst dann konnten sie darangehen, Valerian zu helfen. Der Ex-Dämon pumpte alles, was er an Kräften zu bieten hatte, in seine Arme.
Roxane wartete bei Valerian. Sie würde den jungen Teufel unter den Baum hervorziehen, sobald Mr. Silver den Stamm einige Zentimeter angehoben hatte.
Wieder krachten Bäume nieder, aber sie trafen ihr Ziel nicht. Mr. Silver strengte sich an. Dick traten die Sehnen aus seinem Hals, während er sich breitbeinig gegen den Waldboden stemmte.
Er hob den Stamm hoch, und Roxane zog den jungen Teufel so vorsichtig wie möglich hervor.
»Zwecklos«, röchelte Valerian. Seltsam flach war seine Brust geworden.
Roxane streichelte seine Wange mit zitternder Hand.
»Beato… Gismina… ich…«, flüsterte Valerian. »Zum Verlieren geboren… Nun werde ich die Erde doch nicht sehen, kann mich euren Freunden nicht anschließen… Ich muß hierbleiben, in der Hölle, für immer…«
»Nein, Valerian, du kommst mit uns«, sagte Roxane mit tränenerstickter Stimme.
»Das würde ich sehr gern, aber…«
Mr. Silver hatte den Baum losgelassen. Der magische Brand, den er mit seinem Feuerblick unter den Ratten ausgelöst hatte, verbreitete sich nun in Windeseile. Jene Ratten, die noch nicht vom Feuer erfaßt worden waren, ergriffen die Flucht, sausten in ihre Löcher und ließen sich nicht mehr blicken.
Gespenstisch still war es auf einmal im Wald. Nur das dumpfe Rasseln von Valerians Atem war zu hören.
»Silver, hilf ihm«, sagte Roxane verzweifelt.
Valerian lächelte hilflos. »Das schafft nicht einmal er. Du bist sehr stark, Mr. Silver… Ich bewundere dich… Ich wäre gern wie du…«
»Du bist der mutigste Teufel, dem ich je begegnet bin«, sagte der Ex-Dämon und versuchte den Gehörnten zu retten.
»Und der liebenswerteste«, fügte Roxane hinzu. Ihre Augen schwammen in Tränen.
Als Valerian das sah, schüttelte er schwach den Kopf. »Nicht weinen, Roxane. Vielleicht ist es besser so… Ich bleibe da, wo auch Gismina ist…«
»Wir lassen dich nicht hier!« sagte die weiße Hexe trotzig.
»Ich hätte gern Gisminas Wunsch erfüllt und mich dem ›Weißen Kreis‹ angeschlossen, aber dieser Baum… Ihr müßt weiter… Tony Ballard und Tucker Peckinpah helfen… Man wird sie an den Schlangenstein gekettet haben…«
Valerian beschrieb den Weg dorthin und bat Roxane und Mr. Silver, ihn allein zu lassen. Der Ex-Dämon wußte, daß er mit seiner Heilmagie keinen Erfolg haben würde. Valerian war zu schwer verletzt. Er versuchte es trotzdem, erreichte aber nur eine Linderung der Schmerzen.
»Ihr paßt großartig zusammen«, sagte der junge Teufel traurig. »So, wie Gismina und ich. Nur seid ihr gegen Gefahren besser gewappnet. Ich wünsche euch viel Glück… Paß gut auf dich auf, Roxane… Noch einmal kann ich dir das Leben nicht retten…«
Durch einen Tränenschleier warf Roxane dem Ex-Dämon einen fragenden Blick zu. Mr. Silver schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie wußte, was das zu bedeuten hatte.
Mr. Silver konnte nichts mehr für Valerian tun!
»Darf ich dich küssen, Valerian?«, fragte die weiße Hexe erschüttert.
»Wenn Mr. Silver nichts dagegen hat…«
Das ging selbst dem harten Hünen unter die Haut. Er räusperte sich.
Roxane beugte sich über den jungen Teufel und küßte ihn auf die Wange. Ein kleines Lächeln zitterte in seinem Gesicht. »Es ist, als würde mich Gismina küssen«, sagte er mit schwindender Stimme und sah dabei glücklich aus.
»Danke, Valerian«, sagte Roxane ergriffen.
»Ich stand noch tief in eurer Schuld - und wir sind Freunde…«
»Die besten«, sagte Roxane.
Valerians Augen weiteten sich in jähem Erschrecken. »Gismina!« rief er, und mit diesem Namen auf den Lippen, der ihm so viel bedeutete, starb er.
***
Sie erreichten die siebente Hölle und hielten sich an den Weg, den Valerian beschrieben hatte. Von weitem schon bemerkten sie den Schlangenstein, an
Weitere Kostenlose Bücher