081 - Lady Frankenstein
diesen Funken wieder in das Gehirn von Marco,
obwohl du es verändern könntest. Auch Marco experimentiert. Ich habe einen Teil
eures Gesprächs mitbekommen.“
„Wie bist du
ins Labor gekommen, Frankenstein?“ Carmen Mojales ’
Stimme war wie ein eisiger Hauch, der durch den Keller wehte.
„Seit heute
mittag liege ich auf der Lauer. Ich habe vieles beobachten und logisch
zusammenfügen können. Ich habe gesehen, wie Maria-Rosa entführt wurde, dadurch
wurde ich auf das Ungetüm aufmerksam, dem du das Leben geschenkt hast.
Du bist
wahnsinnig, Manuela! Wie konntest du so etwas tun? Ich habe gesehen, wie die
Angestellten das Haus verließen, und ich versteckte mich im Park, als die
beiden Fremden kamen. Aber ich griff noch nicht ein. Das hätte sich unter
Umständen schlimm auswirken können, wie ich jetzt weiß.
Doch ich
hatte Glück. Ich sah, wie Marco zurückkam und sich ins Haus schlich. Er besaß
einen Schlüssel zu deinem Zimmer und kannte auch den Mechanismus, der die
Geheimtür betätigt. Dieses Wissen hast du Marco mitgegeben, damit er im Notfall
die Möglichkeit hätte, heimlich und schnell unterzutauchen. Ich folgte ihm
nach. Er bemerkte mich nicht. Und so kam ich her, und ich treffe die ganze
Gesellschaft, die Frankenstein ihr Leben zu verdanken hat, an einer Stelle an.
Hol mir die Unterlagen, Manuela“, fügte er plötzlich hinzu. Seine Stimme klang
verändert. „Alle Papiere, die du mir entwendet hast, können nur hier unten
verborgen sein. Du wirst nicht so dumm gewesen sein, sie irgendwo im Haus
unterzubringen. Der dunkelgraue Ordner zwischen den Büchern da vorn am
Schreibtisch ist es. Geh drauf zu! Bring ihn her! Aber versuch nicht, mich zu
überlisten! Ich. werde keine Sekunde zögern, zu schießen, Manuela! Dein Leben
bedeutet mir nichts!“
Dieser Mann
war zu allem entschlossen.
Das Tempo,
mit dem sich in den letzten Minuten die Dinge entwickelt hatten, war beinahe
zuviel für Larry und Iwan, die eine Menge an neuen Erfahrungen und Wissen
verdauen mußten, um Ordnung in ihre eigenen Überlegungen zu bringen. Carmen Mojales holte den Hefter.
„Leg ihn zwei
Schritte von mir entfernt auf den Boden", verlangte Victor von
Frankenstein.
Auch das tat
sie.
„Geh zurück“,
befahl der Alte.
Er ging in
die Hocke, die entsicherte Waffe lag ruhig in seiner Hand, der Zeigefinger der
Schußhand war leicht gekrümmt.
Mit der
anderen Hand blätterte er die handgeschriebenen, vergilbten Seiten Schnell
durch. Er lächelte. „Vollzählig. Es fehlt nichts!“
Er griff mit
der linken Hand in seine Hosentasche, ohne Carmen Mojales und das Monster Marco aus den Augen zu lassen. Er holte ein Feuerzeug hervor
und zündete im Aufschrei der Spanierin die wertvollen, alten, unersetzlichen
Unterlagen an.
„Victor! Um
Gottes willen!“ Carmen Mojales ’ Stimme überschlug
sich. Die Frau sprang nach vorn.
„Stehenbleiben!“
fuhr Frankenstein sie an.
Carmen Mojales , totenbleich, schweratmend, nicht fassend, was sich
hier vor ihren Augen abspielte, stoppte ihren Lauf.
Larry und
Iwan versuchten in dieser Zeit, wo sie praktisch unbeachtet waren, ihre Fesseln
zu lösen. Die beiden Freunde spürten instinktiv, wie die Stimmung hier
aufgeheizt wurde. Es spitzte sich zu, und keiner konnte wissen, wie die
Begegnung mit dem rachsüchtigen Frankenstein ausgehen: würde.
Mit einem Fuß
schob Frankenstein das brennende Aktenbündel unter einen flachen Tisch, auf dem
Glaskolben und Behälter mit Chemikalien standen. Rauch und Qualm entwickelten
sich. Die Flammenzungen leckten nach den Metallstreben und heizten sie auf.
„Die Brut ist
beisammen, und ich kann meine Arbeit zum Abschluß bringen“, sagte Victor von
Frankenstein mit dumpfer Stimme. „Marco muß sterben und auch du mußt sterben,
Manuela!
Er handelte,
ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Ein Schuß
krachte. Marco wollte sich noch nach vorn werfen, um der Gefahr auszuweichen
und dem Rächer die Waffe aus der Hand zu schlagen.
Wie vom Blitz
getroffen, blieb er stehen, preßte die Hand vor die Brust, taumelte zwei, drei
Schritte weiter an Frankenstein vorbei und brach am Treppenabsatz zum
Geheimgang zusammen.
Iwan und
Larry, zum Statistendasein verdammt, mußten hilflos den Akt der Rache
mitansehen.
„Ich werde
weiteres Unheil von der Welt fernhalten!“ In die Worte Frankensteins mischte
sich eine Detonation.
Durch die
unter dem Tisch entwickelte Hitze war ein gefüllter Glasbehälter geplatzt. Eine
Fontäne stieg bis zur Decke empor,
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