081 - Lady Frankenstein
murmelte Larry. „Vielleicht hat uns jemand davon abhalten wollen,
hier zu erscheinen“, fuhr er unvermittelt fort, noch ehe Iwan Kunaritschew
etwas sagen konnte. „Der herabstürzende Felsen - : Absicht oder
Schicksal? Ich bin jetzt mehr denn je bereit, das erstere anzunehmen,
Brüderchen!“
●
Paco Arimez -Prado und sein Knecht verließen das Bauernhaus.
Beide Männer
waren mit Gewehren bewaffnet.
Der kleine
Hof, der schon einige Zeit unwirtschaftlich arbeitete, lag am Fuß des Berges.
Hier gab es
einen kleinen Acker, der von Paco, seiner Frau und seinem Knecht allein
bestellt wurde.
Eine Weide
schloß sich an. Kühe. Zehn an der Zahl. Auf einer kleinen Koppel gab es drei
Pferde. Im Sommer, wenn einzelne Touristen sich in diese abgelegene Gegend
verirrten oder auf der Durchreise waren, stand der Knecht am Gatter, wo ein
Schild mit der Aufschrift:
„Reitgelegenheit“
angebracht war. Eltern, die mit ihren Kindern unterwegs waren, unterbrachen an
dieser Stelle oft ihre Fahrt und gönnten ihren Sprößlingen das Vergnügen, Das
brachte in den Frühlings- und vor allen Dingen in den Sommermonaten manche
zusätzlichen Pesetas ein.
Das Wohnhaus
und die angrenzenden Stallungen, die wie große, unregelmäßige Würfel in der
Talsenke standen, wirkten alt und reparaturbedürftig.
Der Hof hatte
mal die siebenköpfige Familie ernährt. Doch mit dem Auszug der erwachsenen
Söhne und Töchter, die in die Städte gereist waren oder in Deutschland lebten
und als Gastarbeiter ihr Brot verdienten, war der Hof immer weiter
heruntergekommen.
Nur noch das
Notwendigste wurde erledigt.
Zu den
anhaltenden finanziellen Sorgen waren vor einiger Zeit noch andere
hinzugekommen.
Vor drei
Wochen hatte es begonnen.
Da fand
Pedro, der Knecht des Bauern, einen toten Ackergaul. Daß ein Tier starb, das
konnte Vorkommen. Aber nicht auf die Weise, wie es passiert war.
Das Pferd war
absichtlich getötet worden!
Man fand es
auf, und der Kopf fehlte!
Drei Tage
später wurde eine Kuh nachts abgeschlachtet.
Paco Arimez -Prado hatte im Umkreis von einem Kilometer die
Einzelteile gefunden, die der unheimliche und grausame Täter wieder weggeworfen
hatte.
Waren
jugendliche Rowdys unterwegs? In der heutigen Zeit mußte man auf alles gefaßt
sein.
Paco hatte
die Vorfälle ordnungsgemäß der Polizei gemeldet. Man hatte die Angelegenheit
auch untersucht, war jedoch zu keinem Ergebnis gekommen.
Ein paar Tage
lang machte ein Polizist Streifendienst. Die Weiden wurden bewacht. Da sich
nichts Verdächtiges zeigte, zog man den Mann wieder ab und tröstete Paco mit
der Bemerkung, die Angelegenheit weiterzuverfolgen.
Schöne Worte.
Dabei blieb
es. Das zeigte sich eine Woche später, als eine weitere Kuh abgeschlachtet auf
der Weide lag. Diesmal fand Paco nicht mehr die herausgeschnittenen
Fleischstücke, aus denen sich die Unbekannten wahrscheinlich Steaks gebraten hatten. Sie. blieben verschwunden. Die Spuren wiesen eindeutig
darauf hin, daß das Tier an Ort und Stelle getötet und zerlegt worden war.
Den Tätern
war es nicht darauf angekommen, die Kuh wegzuschaffen und zu stehlen. Nur die
besten Stücke hatten sie mitgenommen. Fachgerecht war auch die schwere Leber
entfernt worden.
Paco begriff
nicht, was das für Menschen waren, die so etwas taten.
Man konnte
sie nicht mehr mit normalen Maßstäben bemessen.
Die Polizei
tat seiner Meinung nach zuwenig. Sie hatte sich in der Umgebung umgesehen und
ein paar Zigeuner unter die Lupe genommen, die jedoch nach Pacos Meinung nicht
das geringste mit den unerklärlichen Ereignissen zu tun hatten. Die meisten
Angehörigen der Sippe kannte er persönlich. Er hatte gute Erfahrungen mit ihnen
gemacht.
Das Ganze
blieb ein Rätsel und Mysterium.
Paco wollte
aber wissen, woran er wirklich war und wer die Absicht hatte, ihn vollends zu
ruinieren. Er hatte einen Verdacht, aber er wagte es nicht, ihn laut
auszusprechen.
Nur vier
Kilometer von hier entfernt stand eine große Hazienda. Sie gehörte dem reichen Haziendero Don Alfredo und seiner Frau, Dona Carmen. Das Ehepaar war durch seine Bodenspekulationen bekannt geworden. Viele
kleine Bauern hatten die Wirtschaftsmacht der großen Hazienda schon zu spüren
bekommen und aufgegeben. Sie konnten sich nicht halten.
Niemand
wußte, wer Alfredo und Carmen Mojales eigentlich
waren. Als Fremde waren sie nach hier gekommen, und sie waren fremd geblieben.
Innerhalb von fünf Jahren besaßen sie das Zehnfache des Landes, das sie bei
ihrer Ankunft
Weitere Kostenlose Bücher