081 - Lady Frankenstein
im Gegensatz zu seinem Widersacher nicht schnell genug im Denken.
Und das wurde
ihm zum Verhängnis. Auch die Tatsache, daß er nicht sofort geschossen hatte,
bestimmte sein Schicksal.
Es kam zu
einem kurzen, erbitterten Handgemenge.
Pedro Lvamos spürte den heißen Atem seines Gegners im Gesicht und
wurde sich der unbändigen Kraft bewußt, die im Körper des anderen steckte, der
ihn um mindestens zwei Köpfe überragte.
Der Knecht
begriff, daß er im Zweikampf der Unterlegene sein würde. Nur mit der Waffe
konnte er etwas ausrichten. Er mußte den Wahnsinnigen, den er bei der
ungeheuerlichen Tat überrascht hatte, unter Waffengewalt bekommen. Nur darin
lag seine Chance.
Verbissen
kämpfte Pedro Lvamos darum, daß. ihm das Gewehr nicht
entwunden wurde.
Er lag auf
dem Boden, sein Gegner kniete über ihm und hatte die beiden Hände des Knechtes
umfaßt.
Pedro lag die
Flinte so ungünstig in der Hand, daß er den Abzugshahn nicht erwischte, aber er
hatte noch die Hoffnung, daß der Kampf eine Zeitlang währte und Don Paco
inzwischen auftauchte. Ihm konnten der Lärm und der Schuß nicht entgangen sein.
So weit weg war er nicht!
Doch der
unheimliche Pferdetöter machte kurzen Prozeß mit ihm. Diesem Mann, den der
spanische PSA-Agent Alfonso Gomez schon gesehen hatte und durch dessen Hand er
umgekommen war, lag nicht daran, den Kampf in die Länge zu ziehen.
Die rechte,
großflächige Hand des Fremden, um dessen Hals eine einzige breite, feuerrote
Narbe lief, kam in die Höhe.
Wie ein Pfeil
schnellte sie herab, traf Pedro Lvamos in den Nacken,
der gerade seinen Kopf hob, die Muskeln spannte und sich ruckartig wegzudrehen
versuchte.
Da traf ihn
der Schlag!
Es knirschte
trocken in seinem Halswirbel.
Lvamos ’ Blick wurde
starr. Kein Laut kam mehr über seine Lippen. Entsetzen und Todesangst spiegelten
sich in den brechenden Augen.
Sein Kopf
fiel dumpf auf die harte Erde zurück.
Pedro rührte
sich nicht mehr. Der Handkantenschlag hatte ihm das Genick gebrochen. Es gab
keine äußere Verletzung an ihm. Ein dünner Blutfaden, der aus seinem Mundwinkel
lief, war das einzige, was auf die tödliche Verletzung hinwies.
Der Mann
verlor keine Zeit.
In dem
Augenblick, als Pedro Lvamos ’ Körper schlaff wurde,
löste sich der Unheimliche schon von seinem Opfer und setzte eiskalt die
Handlung fort, bei der er gestört worden war: den Pferdekopf abzutrennen!
Noch drei,
vier Schnitte mit dem scharfen Messer - und die Sache war erledigt.
Der seltsame
Eindringling kehrte noch mal an die Stelle zurück, wo der Kampf mit Pedro
stattgefunden hatte. Die massige Gestalt hob den schlaffen Körper auf und warf
ihn sich über die Schultern. Die Last bereitete ihm keine Schwierigkeiten.
Mit dem Toten
auf den Schultern ging er in die Hocke und griff nach dem abgetrennten
Pferdekopf. Das Blut tropfte herab und klebte an seiner schmutzigen,
übelriechenden Kleidung und an seiner Haut. Er machte sich nichts daraus,
schien es nicht mal zu merken.
Heimlich, wie
er gekommen war, verließ er den Stall durch das Loch in der Bretterwand.
Er verschwand
in der Nacht. Sein geduckter Körper wurde zu einem der vielen kleinen Hügel auf
dem unebenen Land.
Als Paco Arimez -Prado außer Atem an der Stallöffnung eintraf, ließ
sich nur noch ahnen, was passiert war.
„Dios mio !“ kam es voller Entsetzen über die schmalen Lippen des
Bauern.
Die Streifen
des Mondlichts verliehen der Szene eine gespenstische Atmosphäre, wie ein
Regisseur sie sich für einen Gruselfilm wünschen mochte.
Doch dies
hier war keine Filmszene! Es war harte, beinahe unerträgliche Wirklichkeit.
Wieder hatte der Unheimliche zugeschlagen.
Ein Pferd war
ihm zum Opfer gefallen, und wieder fehlte der Kopf des Tieres. Genauso hatten
sie den anderen Hengst vor rund drei Wochen aufgefunden.
Die gleiche
Situation! Paco fühlte das gleiche Grauen.
Aber diesmal
war es noch schlimmer: Die Flinte lag auf dem Boden.
Pedro hatte
geschossen!
Was war dann
passiert?
„Pedro?“ rief
er ins Dunkel und stieg über den warm dampfenden, toten Pferdeleib hinweg. Der
Bauer hatte eine Taschenlampe bei sich. Die Batterien waren nicht mehr ganz
neu, das Licht entsprechend trüb und schwach.
Der
flackernde Lichtfleck wanderte in die dunklen, hintersten Ecken. Paco
fürchtete, seinen Knecht irgendwo im Stall tot aufzufinden.
Aber Pedro
war wie vom Erdboden verschluckt.
Der Bauer
folgte mit pochendem Herzen der Blutspur, die aus dem Stall durch die zerstörte
Bretterwand
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