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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Fingerzeig und nickte verblüfft. Tatsächlich: So unvermittelt, als habe ein gigantisches Schwert zugeschlagen, hörten die Bäume auf. Dahinter war kein Boden mehr zu sehen - nur feine, wogende Nebel. Etwas Dunkles schimmerte durch sie hindurch, in einiger Entfernung, aber was es war, ließ sich nicht erkennen.
    Vielleicht haben wir das Ende der Welt erreicht , überlegte Kry'aan. Und vielleicht fängt dort drüben eine andere an. Eine bessere! Entschlossen marschierte er los, durch brechendes Unterholz und gefolgt von seiner Familie.
    Rumms. Ein dumpfes Grollen lief durch den Wald, das aus der Erde zu kommen schien und sich in alle Richtungen verbreitete. Fafnwedel zitterten raschelnd umeinander, Blätter regneten zu Boden, und irgendwo aus den Tiefen des Forstes hörte man das morsche Krachen eines stürzenden Baumes. Dann verstummten die Geräusche wieder.
    Je näher die Nomadenfamilie den letzten Bäumen kam, desto wärmer wurde es ringsum. Auch der Gestank nahm zu, und Kry'aan fragte sich schon heimlich, ob sie nicht doch umkehren sollten. Namuuki schien ganz sicher dieser Ansicht zu sein; Ellik war bereits drei Mal losgespurtet, um den Hund wieder einzufangen, der partout in eine andere Richtung laufen wollte. Aber da war etwas in diesem Wald - irgendeine Präsenz! Kry'aan konnte sie deutlich spüren und entschied, dass es ehrenvoller war, freiwillig über den Rand der Welt zu stürzen als tatenlos auf sein Ende zu warten.
    »Bei allen Göttern!« , entfuhr es ihm im nächsten Moment. Sie hatten offenes Gelände erreicht, und was sie dort sahen, ließ alle außer Namuuki staunend erstarren.
    Vor ihnen gähnte ein tiefer dunkler Abgrund. Auf der anderen Seite ragte ein gigantisches, von lichten Wäldern bedecktes Hochplateau in den Himmel.
    Dazwischen aber wölbte sich über waberndem Nebel der Grund ihres Staunens: eine schmale, nicht von Menschenhand erschaffene Brücke aus Stein!
    Rumms. Diesmal war es nicht mit einem Schlag getan. Die Erde bebte nachhaltig; es krachte und brach überall im Wald, und die Luft war erfüllt vom Geräusch fallender Bäume.
    Kry'aan packte Shenn'aja und Ellik, um sie weiter zu zerren. Sie wehrten sich - bis der Hund plötzlich kläffend lossprang; drei, vier Meter den stufigen Hang hinunter und auf die Brücke. Wie von Furien gejagt raste Namuuki das steinerne Gebilde entlang und verschwand außer Sicht. Entschlossen schulterte Kry'aan seine schreiende Tochter, trieb Shenn'aja vor sich her und folgte dem Hund.
    Rumms. Hinter den Flüchtenden, am Rande des Abgrunds, lösten sich einzelne Brocken aus dem Fels und stürzten in die Tiefe. Gehetzt sah der Mann ihnen nach. Im Fallen rissen sie Löcher in den Nebel, der zunehmend dunkler und dichter wurde, und machten den Blick frei auf den Grund der Schlucht.
    Kry'aan durchfuhr ein eisiger Schreck: Unter ihm brodelte ein tanzender Fluss aus Feuer! Blass und nach Atem ringend griff Kry'aan nach seiner Frau.
    »Lauf um dein Leben!« , keuchte er und rannte los. Blindlings stürmten die beiden über zitternde Felsen dem Plateau entgegen. Wieder rumpelte es hinter ihnen, als sei die Welt nur ein Kokon, den ein monströses Ungetüm zu sprengen versuchte.
    Auf einmal vermischte sich das dumpfe Grollen mit einem anderen Laut - ähnlich dem hellen Knattern, das den ersten Blitz am Ende heißer Sommertage einleitet. Überall flossen Steinlawinen in die Tiefe; entwurzelte Bäume folgten ihnen mit klagendem Rauschen, und just, als die kleine Familie das Ende der Brücke erreichte, kam von unten eine Antwort. Geradewegs aus der Hölle. Tief im Inneren der Erde war ein Vulkan erwacht. Er hatte lange geschlafen und viel Kraft angesammelt, die sich nun - mit einem Schlag - entlud.
    Ohrenbetäubender Lärm erfüllte die Luft. Eine wabernde, zischende Hitzewelle stieg in den Himmel, unterhalb der Brücke von Blitzen und Gestank begleitet.
    Was ihr folgte, war eine Springflut aus Magma, Dampf und Feuersäulen, die an der Flanke des Abgrundes empor leckte, den Waldrand wegschlug wie mit einer Fliegenklatsche und ein machtvolles Donnern über die Brücke sandte.
    Kry'aan hatte das Festland erreicht, brachte Frau und Tochter unter einem Felsendorn in Sicherheit und warf einen Blick zurück.
    Stück um Stück fiel die Brücke vom Wald her in das brennende Inferno, wie von unsichtbarer Faust getroffen.
    Kry'aan fuhr sich mit dem Ärmel über die tränenden Augen und blinzelte heftig.
    Einen Moment lang hatte er geglaubt, schemenhafte Gestalten auf der

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