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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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ohne jeden Laut, schmutzig weiß und schwerelos.
    Das hatte er schon einmal getan - vor endlos langer Zeit, als auf dem Hochplateau jenseits der Schlucht noch ein Kloster stand und Besucher kamen, die sich nicht erklären konnten, was sie sahen: Schnee auf grünen Wiesen.
    Schnee, der keine Kälte zeigte, sondern warm und freundlich schien. Es mussten gute Geister sein, die dort lebten - dachten die Besucher und gaben dem Plateau den Namen sor'goschwynn .
    Tempel der Winterseelen.
    Dass es nur der Ausläufer eines ungewöhnlichen Sturmtiefs gewesen war, der die Vulkanasche statt in die Ebene auf das Plateau verweht hatte, konnten die frühen Namensgeber nicht wissen.
    Auch nicht, dass der Berg schon bewohnt gewesen war, lange bevor die Menschen kamen - und es immer noch war.
    Aber erst recht konnten sie nicht wissen, dass der Name sor'goschwynn einmal eine ganz andere Bedeutung bekommen sollte.
    Heute nämlich.
    ***
    Seine Lungen brannten wie Feuer. Jeder Schlag seines hämmernden Herzens schien ihm den Brustkorb zu sprengen, jeder Atemzug war eine Qual.
    Matt war gerannt wie nie zuvor, den doppelten Tod im Nacken: Die Brücke über der Schlucht hatte zu stürzen begonnen; stückweise fortgeschlagen von den alles verschlingenden, entfesselten Kräften des ausbrechenden Vulkans - immer nur wenige Schritte hinter ihnen.
    In letzter Sekunde hatten sie festen Boden erreicht und Deckung gesucht.
    Matt hatte sich hinter einen schützenden Felsendorn geworfen. Dort lag er nun, völlig erschöpft, spürte die kühle Erde des Waldbodens unter sich und rang weiter nach Luft, die Augen geschlossen.
    Ganz in der Nähe hörte er Rulfan husten und dachte erleichtert: Wir haben es geschafft! Auch die anderen!
    Matt hatte sie das letzte Mal hinter dem Albino gesehen, nur ein paar Meter entfernt. Bestimmt würden sich Jed, Dave und Mr. Black jeden Moment bemerkbar machen. Gleich. Er musste nur noch diese bleierne Schwere loswerden, die seinen verausgabten Körper reglos am Boden hielt.
    Matt spürte eine sanfte, warme Berührung an seiner Stirn und lächelte. Allerdings nur, bis sich die Erkenntnis durch seine Gedankenflut gearbeitet hatte, dass es nicht Aruulas Hand sein konnte, die mit kurzen Bewegungen über seinen Haaransatz strich - zum einen, weil er gesehen hatte, dass die Barbarin hinter einem Busch in der Nähe in Deckung gegangen war, und zum anderen, weil sie keine rauen, feuchten Finger hatte, die nach Lupa rochen…
    »Ach, igitt! Lass das sein, Wulf!« , stöhnte Matthew und hob die Lider.
    Erst zögerlich, dann weit und erstaunt: Unmittelbar vor seinem Gesicht parkten zwei große schwarze Knopfaugen, in weißen Pelz gebettet und von immenser Neugier beseelt. Gott, lass mich sterben, ich bin bei den Muppets gelandet! , schoss es Matt durch den Kopf. Unversehens fühlte er sich in die Muppets-Show seiner Kindheit versetzt. Es konnte gar nicht sein, dass das Ding vor seiner Nase echt war!
    »Wiff« , tönte es hell und welpenhaft.
    Eine rosige Zunge kam aus dem Pelz gehechelt, und der Hund mit den großen Disney-Augen schlappte mit kratzigen Barthaaren über Matts Wange, schnüffelte an ihm herum und versenkte die feuchte kalte Nase in sein Ohr. Matt lag da wie paralysiert.
    Dann knackte ein Zweig.
    »Was, zum…« Matt fuhr hoch wie aus tiefem Schlaf. Vor ihm, keine drei Schritte entfernt, stand ein Fremder. Er hielt einen knorrigen Stock in den Händen und holte grimmig zum Schlag aus…
    ***
    »Es… es ist vorbei« , sagte Stuart hörbar erleichtert, als das infernalische Donnern des Vulkanausbruchs allmählich verhallte und statt brennender Gesteinsbrocken nur noch sanfter Ascheregen die Tiefe des Waldes erreichte, in die sich die Gruppe geflüchtet hatte.
    Hinter ihnen, am Rand des Abgrundes, türmten sich monströse Fladen - schwarz verkrustete, zischende Lava, die beim Erkalten immer wieder aufriss und ihr glühendes Inneres auf den Boden ergoss. Riesige graue Wolken ballten sich über der Schlucht zusammen, leicht Richtung Ebene geneigt - fort vom Wald und dem Hochplateau.
    Jed Stuart wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Da haben wir noch mal… äh … Glück gehabt.«
    »O ja - man fasst es kaum!« , höhnte Mr. Black, hob die Hand und zählte ihr ganzes Glück an den Fingern ab: »Drei Leute aus unserer Expedition sind fort, und wir wissen nicht, ob sie es lebend auf die andere Seite geschafft haben. Die Brücke zum Hochplateau ist eingestürzt. Der Vulkan könnte erneut ausbrechen - und sollte er dann

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