081 - Schatten der Vergangenheit
im Nebel gelauert und sich das erste Wesen gegriffen, das vorbeikam. Es hätte auch einer von uns sein können.«
»Ellik war so traurig, weil sie dachte, sie würde Namuuki nie Wiedersehen« , sagte Shenn'aja mit erstickter Stimme.
Ich wünschte, sie hätte Recht behalten! , dachte Kry'aan. Plötzlich hob der
Lauscher den Kopf, drehte sich um - und erstarrte. Kalter Schrecken fuhr ihm in die Glieder, und Kry'aan spürte, wie sein Herz sank.
Etwas folgte ihnen!
***
Es empfand den Schuss nur als heftigen Stoß, nicht als Schmerz. Sein Wirtskörper zerplatzte wie eine reife Frucht; die hintere Hälfte wurde meterweit fortgeschleudert, der Kopf - das einzig Wichtige - rollte trudelnd hinterher.
Es hatte einen Fehler gemacht: Der Lupa hatte überraschend einen Schritt zur Seite gemacht, als sein Herr bei den Sträuchern aufstand, und Es hatte nicht schnell genug auf diese Bewegung reagiert.
Jetzt musste Es fliehen! Noch während der Kopf durchs Gras rollte, wuchs aus dem blutigen Hals ein Bündel grüner Stränge hervor. Sie verhärteten sich und knickten an zwei Stellen ein.
Als der Kopf sich ein weiteres Mal überschlug, spreizte sich das Bündel auseinander, hob Es vom Boden - und rannte los.
Jemand schrie; ein Schuss fiel und die Hälfte der Beine spritzte davon. Mit der anderen Hälfte rettete Es sich ins Unterholz und vergaß die Objekte auf der Lichtung. Schließlich waren noch zwei weitere unterwegs - irgendwo in der Nähe, bei den Tannen…
***
»Wo, zum Teufel, kommen die her?«
Aiko warf eine Decke über die Versuchsanordnung.
Innerhalb von Sekunden hatte sich eine Masse von gelben Käfern darauf niedergelassen. Einige Reagenzgläser zerbrachen klirrend.
»Ich weiß es nicht.« Majela zog eine zweite Decke über Pieroos Gesicht. Es sah aus, als wolle sie eine Leiche bedecken und Aiko konnte nicht verhindern, dass ihm beim Anblick des reglosen Körpers ein Schauer über den Rücken lief.
Er drängte den Gedanken beiseite.
»Wir müssen das Leck finden!« , sagte er. »Irgendwo gibt es eine undichte Stelle!« Die Käfer waren unerwartet aufgetaucht. Zuerst hatten sie nur zwei oder drei bemerkt und angenommen, dass sie bereits von Anfang an im ARET gewesen waren. Doch dann begannen sie zu schwärmen, stiegen in Wolken aus Nischen und Ecken auf, die im Schatten lagen. Es waren Tausende.
Aiko sah zu Honeybutt hinüber, die die Käfer mit vollen Händen von einer Wand wischte und einen bereits verstopften Lüftungsschlitz noch weiter verstopfte. Die Tiere krochen über ihre Arme und verfingen sich in ihren Haaren, aber sie achtete nicht darauf.
»Es ist nicht deine Schuld« , sagte Aiko und spuckte angewidert aus, als ihm ein Käfer in den Mund flog. »Es gibt so viele Lüftungsschlitze und Rohre, die konntest du nicht alle finden.«
Sie schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen.
»Das stimmt nicht, ich habe mir die Diagramme genau eingeprägt. Es gibt nur zehn Verbindungen mit der Außenwelt. Zwei Abgasrohre, drei Schlitze für die Abluft, drei für die Zuluft und zwei weitere Rohre für Abwasser. Alle anderen Öffnungen gehören zu internen Systemen, die keine Verbindung zu den anderen Rohren haben.«
Honeybutt ging in die Hocke, um eine weitere Öffnung zu kontrollieren.
Chitinkörper zerplatzten mit lautem Knacken unter ihren Knien. »Dieses Fahrzeug soll Gasangriffen standhalten, deshalb gibt es einen Knopf, mit dem man es vollständig von der Außenwelt abschotten kann. Ich habe ihn gedrückt und die Öffnungen blockiert. Es hätte kein Käfer eindringen dürfen!«
Aiko strich eine Traube Käfer von ihrem Rücken. »Das System ist alt. Vielleicht haben sich nicht alle Klappen geschlossen, vielleicht gibt es irgendwo einen Riss in der Außenhaut. Es ist nicht deine Schuld, okay?«
Honeybutt sah zum ihm auf. Ihr Gesicht war rot. »Okay.«
Er wusste, dass sie ihm nicht glaubte, aber er hatte keine Zeit, noch länger auf sie einzureden. Für jeden Käfer, den er zertrat oder erschlug, schienen zehn neue aufzutauchen. Schon jetzt hüllten die Insekten ihn bei jedem Schritt wie eine Wolke ein. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie in Mund und Nase drangen.
»Vielleicht sollten wir den ARET verlassen« , sagte Majela. Sie bewegte ihre Hand wie einen Scheibenwischer vor dem Gesicht, um die Insekten zu vertreiben. »Da draußen haben wir mehr Möglichkeiten zur Flucht.«
»Da draußen wären wir in Sekunden unter Käfern begraben« , stellte Aiko richtig. »Vergiss es.«
Majela schüttelte
Weitere Kostenlose Bücher