0810 - Der Geist des Hexers
Tritt beherrschten nur wenige Menschen auf der Welt.
Der unvergessene Bruce Lee hätte es geschafft, dessen leider verstorbener Sohn auch, einige andere Kämpfer ebenfalls und natürlich Suko, der genau um den Tick schneller war als sein Feind.
Sukos Schuh erwischte den Hals des Glatzkopfs.
Er hörte ein Klatschen. Das rechte Bein des Mannes bewegte sich nicht. Es blieb in der Bewegung stehen, als hätte man einige Nerven gekappt, und das Gleiche geschah auch mit Pic. Der Tritt hatte eine wichtige Stelle seines Nervenzentrums gelähmt, und Suko, der sein Bein wieder zurückgezogen und den Fuß auf die Schemelfläche gestellt hatte, wartete ab.
Nichts tat sich.
Kein zweites Ausholen. Pic war zu einem anderen geworden, bis er zusammenbrach. Verkrümmt blieb er liegen, und Suko hörte den Stein poltern, der von seinem Herzen fiel.
Er hatte es geschafft!
Mit beiden Füßen auf dem Hocker und der Schlinge um den Hals blieb er stehen. Schweiß rann wie Wasser über sein Gesicht. Das verdammte Material kratzte an seinem Hals. Seine Hände waren noch immer auf dem Rücken gefesselt, aber Suko glaubte trotzdem daran, dass er sich würde von der Schlinge befreien können.
Er bewegte seinen Kopf zurück, er drehte ihn sogar, und er spürte genau, wie die Schlinge anfing zu rutschen.
Sie glitt dem Kinn entgegen. Noch ein Stück weiter, dann konnte er sie damit auch hochschieben.
Er schaffte es. Durch Drehen, Zucken und Rucken wurde er die Schlinge los. Als die mit dem unteren Ende vor seinem Kinn entlang in Richtung Nase schabte, hatte Suko das zweite Drittel seiner Befreiungsaktion hinter sich.
Das letzte lag noch vor ihm. Er musste die verdammten Fesseln loswerden. Da würde er nach einem alten Trick greifen, der schon oft beschrieben und in vielen Filmen gezeigt worden war.
Die Flamme der Kerze musste das Material durchbrennen oder zumindest so stark beschädigen, dass Suko seine Fesseln auseinander fetzen konnte. Er sprang vom Hocker.
Als er aufkam, geriet er leicht ins Taumeln, konnte sich aber halten und schaute zuerst nach dem Glatzkopf. Der Mann lag im Schatten.
Er rührte sich nicht, und sein Zustand würde noch für eine Weile anhalten. Da kannte sich Suko aus.
Er veränderte seine Richtung, schritt auf die Kerze zu, die bereits zur Hälfte niedergebrannt war, und setzte sich mit dem Rücken zu ihr auf den Boden.
Er hatte zuvor genau gezielt, und als er saß, spürte er bereits die Hitze der Flamme, die über seine Haut strich. Dabei blieb es allerdings nicht, es wurde schmerzhaft heiß, als Suko die gefesselten Hände so dicht an die Flamme heranbrachte, dass es das Feuer auch schaffte, die Stricke anzusengen.
Die feurige Zunge biss. Sie war wie ein böser Geist, der einen Menschen quälen und martern wollte. Es roch schon sehr bald nach verbranntem Fleisch.
Der Inspektor hasste den Geruch. Schon weil es sein eigenes Fleisch war, das angesengt wurde. Doch er war ein Mensch, der nicht aufgab. Er biss die Zähne zusammen, zerrte und zuckte, weil er feststellen wollte, ob sich die verdammten Stricke schon gelockert hatten, aber sie saßen noch immer zu fest.
Er brachte sich aus dem unmittelbaren Bereich der Flamme. Eine kleine Pause tat jetzt gut. Suko wollte zu sich selbst finden. Die Stirn kam ihm vor, als wäre sie eingerieben worden. Da vermischten sich Schweiß und Staub.
Er schnappte nach Luft. Dabei kam es ihm vor, als würde er überhaupt nicht mehr atmen können. Alles war stickig und stank erbärmlich. Der Geschmack auf seiner Zunge war undefinierbar. Am Gaumen schien sie mit alten Spinnweben festgeklebt zu sein.
Er warf auch hin und wieder einem Blick auf den niedergeschlagenen Pic. Suko kannte die Wucht seiner Treffer, aber er kannte Pic nicht. Er wusste nicht, wie viel er einstecken konnte. Wenn er sich rührte, bevor Suko die Stricke loswurde, konnte es schlimm für ihn werden. Außerdem besaß der Mann seine Beretta, und die wollte sich Suko zurückholen.
Er machte weiter.
Der zweite Versuch war ebenso schlimm wie der erste. Die Haut hatte sicherlich Blasen geworfen.
Wieder das Zerren und Reißen. Die Gelenke schmerzten, das Brennen wollte einfach nicht aufhören, und Suko kämpfte verbissen weiter.
Die Flamme schmorte die Fesseln an. Der Geruch sagte ihm genug.
Gleichzeitig griff sie auch das Fleisch an, das aber war nicht mehr zu ändern. Er gönnte sich keine Pause mehr. Suko machte weiter, und dann hätte er jubeln können, denn nach einem erneuten Ruck, wobei er die Hände in
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