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0813 - Warten auf den Todesstoß

0813 - Warten auf den Todesstoß

Titel: 0813 - Warten auf den Todesstoß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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    Der General fiel rücklings gegen seinen Wagen. Er stützte ihn ab, sonst wäre er schon gefallen. Die Hände hielt er gegen die schreckliche Wunde gepresst. Er wollte das Blut stoppen, was er nicht schaffte. Die Schmerzen erreichten ihn in immer kürzeren Wellen, sie pumpten den Lebenssaft aus ihm hervor, und so fand er seinen Weg an beiden Seiten der Hände entlang nach außen.
    Dann fiel er hin.
    »O Gott«, stöhnte er, »o Gott…«
    Schwer schlug er auf. Die Schmerzen durchwanderten ihn, sie waren dabei, ihn zu erreichen. Er dachte an Menschen, die einen Bauchschuss erhalten hatten, so ähnlich erging es ihm auch. Er würde auf die gleiche qualvolle Art und Weise sterben.
    Licht überflutete ihn. War das bereits der Gruß aus dem Totenreich?
    »Jerry, da liegt einer. Der blutet, Jerry!« Die Frauenstimme kam ihm so weit entfernt vor wie ein Stern. Noch einmal hörte er sie. »Du musst was tun, Jerry, du bist Arzt, tu was…«
    Ob dieser bewusste Jerry etwas tat, kriegte der General nicht mit.
    Die normale Welt war für ihn bereits untergegangen…
    ***
    Ich war in die Kaserne gefahren und hatte Vinc Conlon aus der Zelle geholt. Jetzt saßen wir beide in der Kantine, und Vinc trank Kaffee und Whisky.
    »Mein Vater«, sagte er nur.
    Diese beiden Worte kannte ich bereits. Immer wieder hatte er davon gesprochen, nachdem ihm die Nachricht übermittelt worden war, was mit dem Vater geschehen war.
    »Ihr Vater lebt.«
    Er wischte über sein Gesicht, fuhr durch seine Haare und stöhnte auf. Vinc hatte die schwere Verletzung des Vaters sehr getroffen.
    Und ich hatte ihn auch nicht angelogen, der General lebte tatsächlich, aber er stand auf der Kippe.
    Dass noch ein Funke Leben in ihm steckte, verdankte er einzig und allein der Tatsache, von einem Arzt gefunden worden zu sein, der ihm erste Hilfe hatte leisten können. Er lag jetzt auf der Intensivstation eines Krankenhauses, wo die Ärzte um sein Leben kämpften und hofften, es retten zu können.
    »Ich hätte ihn da nicht mit hineinziehen sollen. Ich trage die Schuld.«
    »Tun Sie nicht«, sagte ich.
    »Wie können Sie so daherreden?«
    Ich schwieg. Vinc Conlon war einfach überlastet. Seine Nerven spielten nicht mehr mit. Er gehörte zu den Menschen, die gewisse Dinge nicht einfach wegsteckten, sondern auch ein Verantwortungsgefühl in sich trugen.
    Conlon war fünfundzwanzig, sah aber wesentlich älter aus. Es mochte an seinem dünnen Haar liegen, den Ringen unter den Augen und der ungesunden Gesichtsfarbe. Außerdem war er erkältet, schnauzte sich sehr oft und zuckte zudem bei jedem Telefontuten zusammen, weil er damit rechnete, dass der Anruf für ihn war und er Neuigkeiten über seinen schwer verletzten Vater erfuhr.
    »Können wir jetzt reden, Vinc?«
    Seine müden Augen schauten mich an. »Ja, deshalb sitze ich ja bei Ihnen.«
    »Whisky wird nicht mehr getrunken.«
    »Schon okay«, sagte er.
    Conlon hatte dunkle Augen, die ständig in Bewegung waren, ebenso wie seine Hände. Die Uniform hatte er ausgezogen. Er trug Jeans, ein pflaumen-blaues Hemd und hatte die dünne Jacke über die Lehne eines Stuhls gehängt.
    »Sie sind also zu diesem verlassenen Bahnhof gegangen. Sie und Ihr Kamerad Taggert?«
    »Klar, das wissen Sie doch. Bowes Station, der alte Bahnhof. Sehr einsam, obwohl die A66 nicht weit entfernt vorbeiführt. Es ist kein Ort, zu dem man gern geht. Die Gleise führen tief in das Moorland von Cumbria hinein. Der Bahnhof wurde im Jahre 1962 offiziell geschlossen. Hundert Jahre war er in Betrieb, dann hat er sich nicht mehr rentiert. Er steht leer, aber man redet über ihn. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es dort spukt, und das wollten Earl und ich herausfinden. Wir sind hingegangen, wir hörten das Jammern, Singen und, Schreien. Das… das war schlimm, aber Earl hat sich nicht beeindrucken lassen. Er ist in den Bahnhof hineingegangen, um sich umzuschauen.«
    »Er kam nicht wieder zurück.«
    »So ist es.«
    »Haben Sie nach ihm gesucht?«
    Vinc Conlon trank einen Schluck Kaffee. »Ja, doch ich habe ihn nicht gefunden. Ich war auch zu feige, in jeden Winkel zu schauen. Ich habe ihn noch schreien hören, und diesen Schrei kann ich nicht vergessen, glauben Sie mir, Mister Sinclair.« Mit einem Tuch wischte er den Schweiß von seiner Stirn.
    »Verfolgt er Sie im Traum?«
    »Auch – nein«, er schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht mehr. Der Schrei war eben anders, verstehen Sie?«
    »Wie denn?«
    »Als wäre er in einer gewissen Entfernung

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