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0814 - Der geheimnisvolle Engel

0814 - Der geheimnisvolle Engel

Titel: 0814 - Der geheimnisvolle Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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unerklärliche Drang, unbedingt auf die Insel Rügen fahren zu müssen. Diesen Drang verspürte sie zwischenzeitlich auch schon tagsüber, wenn sie wach war. So wie jetzt auch.
    Was war nur los? Diese schrecklichen Träume hatten mit dem Tod des seltsamen Freiers eingesetzt. Hatte sie doch einen tiefer gehenden psychischen Schaden davongetragen? Sollte sie einen Seelenklempner aufsuchen? Sie wollte es, alles in ihr schrie danach, aber sie konnte nicht. Sie musste doch nach Rügen.
    Marion, die ihrem Gewerbe in ihrer Münchner Privatwohnung nachging, konnte dem Drang nicht mehr länger widerstehen. Sie packte das Nötigste ein, setzte sich in ihren Golf Madison und startete zu der über 1000 Kilometer langen Reise an die Ostsee. Ohne zu wissen, was ihr Ziel war.
    Als sie am Steuer saß, ging es ihr seit Tagen wieder so richtig gut. Ihr könnt mich alle mal, dachte sie und begann ein Liedchen zu summen: Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus, denn ich bin nun Jünger in Svantevits Haus…
    Was für ein seltsamer Text, dachte sie verwirrt. Wie komme ich bloß darauf? Svantevit, wer oder was soll das sein?
    ***
    »Wenn du Mademoiselle Duval noch einmal beleidigst, dann prügle ich dir höchstpersönlich die letzten zwei, drei Gehirnzellen aus dem Schädel. Wenn dort überhaupt noch so viele verblieben sind. Haben wir uns da verstanden?«
    Mostache, seines Zeichens Wirt, stand hoch aufgerichtet vor Malteser-Joe und brachte es dadurch auf sagenhafte 1,55 Meter. Er hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und wippte auf dem rechten Fußballen. Die Spitzen des hoch gezwirbelten Schnurrbarts zitterten empört. »Die Pfanne zum Verprügeln ist übrigens bereits unterwegs, lass es dir gesagt sein.«
    »Nun reg dich wieder ab, Mostache«, bat Malteser-Joe, der auf den bürgerlichen Namen Gérard Fronton hörte, eine Vergangenheit als Fremdenlegionär hatte und derzeit mit mindestens einem Liter Aquavit abgefüllt war. »Ich hab doch bloß gesagt, dass mir Nicole viel zu dürr wäre. Ich brauche was Handfestes im Bett, etwas, wo ich richtig hinlangen kann. So was wie deine Holde, verstehst du, Mostache?«
    »Wo bleibt die Pfanne?«, brüllte Mostache nach hinten. »Das wird ja immer besser. Ich ordne hiermit Kraft meines Amtes als Ortsvorsteher eine Entziehungskur an, indem ich dir für diesen Abend alle weiteren Getränke entziehe, sofern sie auch nur einen Tropfen Alkohol enthalten.« Mostaches Augen verschossen Blitze.
    Professor Zamorra und Nicole Duval grinsten sich an. Die beiden hatten mal wieder Lust verspürt, »Zum Teufel« zu gehen, wie die einzige Wirtschaft im 300-Seelen-Dorf unterhalb von Château Montagne hieß. Nun saßen sie am so genannten Montagne-Tisch, weil den Mostache stets ausschließlich für sie reserviert hielt.
    »Lass gut sein, Mostache«-, sagte der Meister des Übersinnlichen und hob sein gerade nachgefülltes Rotweinglas. »Ich darf hiermit im Auftrag meiner Sekretärin und Lebensgefährtin mitteilen, dass sie sich durch Malteser-Joes Vorlieben hinsichtlich des weiblichen Geschlechts keineswegs beleidigt fühlt und deswegen auch keine Satisfaktion verlangt.«
    »Was du nicht sagst, Chef«, fauchte Nicole. »Natürlich fühle ich mich tödlich beleidigt und verlange deswegen sehr wohl Satisfaktion.« Sie lächelte verschmitzt. »Und zwar in Form einer Lokalrunde, die Malteser-Joe zu werfen hat. Allerdings nicht hier und jetzt, sondern am Samstagabend, wenn das Lokal brechend voll ist. Beschlossen und verkündet.«
    »Gerechtes Urteil«, schnaubte Mostache. »Ich werde höchstpersönlich für seine Einhaltung sorgen. Die Pfanne kann bleiben, wo sie ist!«, brüllte er nach hinten in die Küche, sehr wohl wissend, dass diese niemals unterwegs gewesen war.
    »Ach, und übrigens, Joe, ich darf dir verkünden, dass Mademoiselle Nicole viel handfester ist, als sie dir auf den ersten Blick erscheinen mag. Man hat also durchaus etwas in der Hand, wenn man richtig zulangt.« Zamorra, in seinen unvermeidlichen weißen Anzug gewandet, grinste unverschämt und warf einen demonstrativen Blick in Nicoles ausladendes Dekolletee.
    Die Tür ging auf. Der späte Gast brachte ein klein wenig von dem Regen mit in die gute Stube, der im Augenblick sintflutartig vom Himmel zu fallen geruhte. Der große, hagere, düster aussehende Mann mit den schwarzen, straff nach hinten gekämmten Haaren grinste in die Runde. »Guten Abend allerseits«, grüßte er höflich.
    Nicole knallte ihr Weinglas stärker als

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