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0816 - Der Todesbaum

0816 - Der Todesbaum

Titel: 0816 - Der Todesbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Stammes, an den Nicole noch immer gefesselt war, hörte sie ein Knarren, das ihr das Blut gefror. Es erinnerte sie an Geräusche, die das Holz großer alter Segelschiffe bei heftigem Wind machte. Nur war es tiefer, ließ den gesamten Stamm erbeben und hatte etwas sehr Lebendiges an sich.
    »Alle Höllen!«, flüsterte Nicole und versuchte weiterhin, ihre Fesseln zu lösen, während der Baumstamm in ihrem Rücken vibrierte.
    Dann griff der erste Zweig sie an!
    Die Spitze des peitschendünnen Zweigs raste auf sie zu, als wollte sie sich in ihr Herz bohren. Und genau das hätte sie auch getan - wäre sie nicht gegen einen grünlich schimmernden Schild geprallt, der sie zurückschleuderte.
    Merlins Stern!
    Das Amulett hatte Nicole geschützt. Sie sah an sich herunter und sah die Energie, die ihren Körper wie eine Hülle umfloss. Wenn sie noch einen Zweifel gehabt hätte, er wäre jetzt zerstreut worden. Das Amulett schützte sie nur gegen dunkle Magie, nicht gegen neutrale Kräfte, wie die Druiden sie oft nutzten. Aber dieses Baummonster, das die Kultisten anbeteten, war durch und durch böse.
    Und wütend.
    Nachdem der erste Versuch fehlgeschlagen war, verfiel der Baum in eine Art Raserei. Immer und immer wieder zuckten die Zweige nach unten, stießen mit aller Kraft zu und prallten von dem Schutzfeld ab. Obwohl sie in einem Gewittersturm voller Äste zu stehen schien, hatte Nicole keine Sorge, dass auch nur eine der Attacken sie treffen würde. Merlins Stern war bei Weitem mächtiger als dieses boshafte Hinterland-Gewächs.
    Was ihr allerdings zu denken gab, war das Gefühl, dass auch der ganze Stamm hinter ihr sich zu bewegen begann. Und das Grollen wurde lauter, klang nicht nur zornig, sondern auch zunehmend hungrig. Das Wesen hatte fest mit seinem Opfer gerechnet, einer wehrlosen Abendmahlzeit, so wie an den beiden vergangenen Tagen.
    Und es schien Enttäuschungen nicht gewöhnt zu sein.
    Wenn sich jetzt der Stamm des Baumes öffnen würde, könnte das Amulett ihr dann helfen? Oder würde sie nur sicher und geschützt im Inneren dieses seltsamen Monstrums ersticken müssen?
    Nicole hatte wirklich nicht viel Lust, das auszuprobieren…
    ***
    Michel trat der Schweiß auf die Stirn, während er sang. Seine Kehle schmerzte, und die Stimme drohte zu brechen, aber er hörte nicht auf. Er hatte das Gefühl, um sein Leben zu singen - und genau so war es auch. Wenn er jetzt aufhörte, dann wäre die Zeremonie nicht beendet. Dann hätte der Baum sein Opfer nicht bekommen, und Michel fürchtete die Rache des Wesens, das er zu seinem Gott gemacht hatte. Er sah, wie wild sich die Zweige bewegten, aber irgendwie schienen sie nicht an die Frau heranzukommen. Er hätte doch Merille als Opfer nehmen sollen.
    Während er sang, sah er, wie die Menschen des Kreises unter den blauen Blitzen aus der Waffe dieses Zamorra fielen. Einige flohen sogar aus der Zeremonie und verschwanden in der Dunkelheit zwischen den Bäumen. Er würde sich später mit diesen Verrätern beschäftigen, sofern er diese Nacht überlebte. Der Gedanke daran, was er mir ihnen tun würde, gab ihm noch einmal neue Kraft.
    Mutter Dahut hielt neben ihm die Stellung und schützte ihn. Das war gut, denn er hatte nicht die Möglichkeit, beides zu tun, zu singen und die blauen Blitze abzuwehren. Er hatte nur ein kleines bisschen Konzentration übrig, eine winzige Menge an Macht, die er unabhängig von allem benutzen konnte.
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich einer aus dem Kreis langsam erhob. Vielleicht hatte ihn der blaue Blitz nicht ganz erwischt, vielleicht hatte er sich auch nur zu Boden geworfen und so getan, als wäre er getroffen worden. Auf jeden Fall konnte er sich bewegen und sah sich jetzt einmal kurz gehetzt um, ehe er seine Robe raffte und loslief.
    Wieder ein Verräter.
    Statt den Ersten des Kreises zu helfen, dachte er nur an sein eigenes Überleben.
    Der Zorn, der in Michel aufflammte, wurde für einen Moment übermächtig. Er nahm den letzten Rest Macht, der ihm jenseits des Gesanges blieb, und warf ihn mit voller Wucht gegen den Fliehenden.
    Der Mann wurde von einer ungeheuren Windböe erfasste und über den Hügel geschleudert. Er schrie, und einen Augenblick später war er zwischen den peitschenden Zweigen der Trauerweide verschwunden. Seine Schreie wurden noch einmal lauter, dann verstummten sie.
    Michel atmete innerlich auf, wagte es aber nicht, den Gesang zu beenden.
    Der Baum hatte sein Opfer.
    Aber er machte nicht den Eindruck, als ob er damit

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