082 - Die Geisterkadetten
bestimmt in der Stadt in irgendeiner Bar weiterfeiern«, sagte er und versuchte dem alten Perichard fest in die Augen zu sehen. »So ein Doktorhut ist doch auch wirklich ein Grund mal über die Stränge zu schlagen. Gehen Sie nach Hause und warten Sie erst einmal ab.« Dillans Gesicht verzog sich schon wieder zu einem Gähnen.
»Na ja, das könnte sein«, gab der Alte brummend zu. »Entschuldigen Sie, Monsieur, daß wir Sie aus dem Bett geholt haben. Die Sorge, Sie verstehen.« Er wandte sich den anderen zu.
»Kommt Leute, wir warten erst einmal ab.«
Eifrig miteinander diskutierend entfernten sich die alten Leutchen.
Während Frank Connors und Barbara interessiert dem Gespräch lauschten, glitten Franks Gedanken zu Pierres Schwester, die auch spurlos verschwunden war, und ein seltsames Gefühl der Unruhe überkam ihn.
Dillan atmete erleichtert auf und wollte sich gerade wieder zurückziehen, um sich noch ein, zwei Stündchen aufs Ohr zu hauen, als Barbara und Frank auf ihn zutraten.
»Was wollen Sie denn noch?« knurrte er erstaunt und verärgert.
»Mein Name ist Connors. Dies ist Barbara Morell. Wir müssen Sie dringend sprechen.«
»Muß das sofort sein?«
»Es handelt sich unter anderem um einen Mord.«
Sergeant Dillans Blick wanderte von Frank zu .Barbara und wieder zurück. Sein Adamsapfel tanzte auf und ab, als versuche er einen kantigen Kloß herunterzuwürgen.
»Einen Mord?« murmelte er und gleich danach, »Sie sind Engländer?«
»Vielleicht lassen Sie uns erst einmal herein.« Frank grinste etwas verunglückt. »Wir könnten einen Stuhl gebrauchen.«
Nachdem sie ins Haus gegangen waren und sich gesetzt hatten, Dillan hatte für Barbara extra einen kleinen Cocktailsessel aus dem Wohnzimmer Duponts herbeigeschleppt, berichtete Frank Connors alles was sie erlebt hatten. Als er geendet hatte, herrschte für eine Weile Schweigen.
Sergeant Dillan sah Frank wie geistesabwesend an. Seine Gedanken wanderten zum gestrigen Abend zurück. Die verschwundene Leiche Georges Fresnacs fiel ihm ein. Inspektor Casteret hatte noch gesagt, daß es vielleicht der makabere Scherz irgendeines kranken Hirns gewesen sein könnte, und er würde sich bei Tage um diese Angelegenheit kümmern.
»Herr im Himmel, jetzt ist also auch der alte Fresnac ermordet«, murmelte Dillan. Er erhob sich.
»Also gut, ich telefoniere schnell, und dann gehen wir hinauf. Ich nehme an, daß Sie mich begleiten, Mister Connors?«
Dillan, der schon im Begriff war zur Tür zu gehen, schaute zum Fenster, vor dem gerade ein Auto hielt. Schon eine Sekunde oder zwei zuvor war ihm das Geräusch des Motors ans Ohr gedrungen.
Die Tür des Wagens öffnete sich und Inspektor Casteret stieg aus.
Der Alte braucht verdammt wenig Schlaf, dachte Dillan bewundernd und zugleich befreit. Er eilte aus dem Zimmer durch den Korridor und riß die Haustür auf.
»Schon wieder auf den, Beinen Dillan?« knurrte Casteret erstaunt. Der kleine, dickliche Mann wirkte frisch und ausgeruht.
»Der Teufel ist los, Inspektor. Kommen Sie herein.«
Sergeant Dillan stellte dem Inspektor Barbara Morell und Frank Connors vor, die sich bei seinem Eintritt erhoben hatten.
»Guten Morgen?« Die wachen Augen unter den buschigen Brauen musterten Frank und Barbara prüfend.
»Ich bin Inspektor Casteret«, stellte er sich vor. »Bitte setzen Sie sich doch wieder«, fügte er nach einem zweiten Blick in Barbaras Gesicht hinzu, in das die Erschöpfung dunkle Schatten gezeichnet hatte.
Noch einmal gab Frank einen klar gefaßten Bericht dessen, was sie in den letzten Stunden erlebt hatten. Er beobachtete dabei aufmerksam den Inspektor, und ihm fiel die Konzentriertheit auf, die sich auf dem frischen Gesicht mit den runden Wangen abzeichnete. Nichts schien den Polizeimann zu erstaunen. Er nahm das Gehörte hin, als handelte es sich um ganz normale Dinge. Aber er konnte seine steigende Erregung nicht verbergen.
»Das alles ist alarmierend«, brummte er, als Frank geendet hatte.
»Sie werden vielleicht erstaunt sein Monsieur Connors, daß ich nicht gesagt habe, es wäre verrückt mit den Stimmen, der Erscheinung am Fluß und so weiter.« Der Inspektor sah Frank ernst an.
»Gestern abend«, erklärte er dann, »setzte uns das Verschwinden einer Leiche in Erstaunen. Ganz ohne Frage steht dieses ungewöhnliche Vorkommen in irgendeiner Weise in Verbindung mit dem Mord an Fresnac und den übrigen Dingen.«
In kurzen Worten erzählte Casteret von dem geisteskranken, buckligen Sohn des
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