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082 - Die Geisterkadetten

082 - Die Geisterkadetten

Titel: 082 - Die Geisterkadetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
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Stimme klang sanf.t mit einem Unterton von Zärtlichkeit.
    Plötzlich schlang Barbara ihre Arme um seinen Hals.
    »O Frank, ich hatte Angst«, sagte sie erschauernd. »Ich fürchtete mich vor Pierre. Er wollte mich töten, mit einem Schwert töten.« Sie stieß einen Seufzer aus. »Dann hat er mich plötzlich Jeanne genannt und ins Bett geschickt.«
    »Einen Augenblick, Babs«, unterbrach sie Frank. Er mußte sich zusammennehmen, um ruhig zu bleiben und seine aufsteigende Nervosität zu bekämpfen. Keinen Augenblick seit seinem Eindringen in das Haus hatte er mehr an Pierres Schwester Jeanne gedacht.
    »Jeanne«, sagte Frank kurz. »Wo ist Jeanne Fresnac?«
    Er überlegte fieberhaft, aber er kam zu keinem vernünftigen Ergebnis.
    Der Wirt wurde auf grauenvolle Weise ermordet, Pierre war verrückt geworden, und seine Schwester Jeanne war verschwunden.
    Frank Connors spürte in hilflosem Zorn, daß ihn der ganze Hexenspuk verwirrte. Die Stimme, die Pierre gehört hatte, war nur die Spitze eines Eisberges gewesen.
    Barbara Morell beobachtete Frank schweigend. Sie sah in seinem angespannten Profil, wie sein Hirn arbeitete. Warum bin ich nur so dumm gewesen mit hierher zu kommen, dachte sie. Barbara nahm sich vor, später auch Frank von seiner risikoreichen Neigung zu ungewöhnlichen Abenteuern abzulenken. Natürlich nur, falls sie dann noch lebten.
    »Komm Babs, wir müssen die Polizei verständigen.« Frank Connors Stimme, die fest und nüchtern wie immer war, schnitt die Stimmung wie mit einem scharfen Messer entzwei.
    Nachdem sie die Räume des Hauses noch einmal nach Jeanne Fresnac abgesucht und den immer noch bewußtlosen Pierre auf eine Couch im Wohnzimmer gebettet hatten, traten sie ins Freie…
    Das erste Grau des neuen Tages dämmerte herauf. Ein sanfter Morgenwind hatte sich erhoben, und nur sein Säuseln unterbrach die um den Gasthof Chateau lastende Stille.
    Barbara, glücklich der bedrückenden Atmosphäre des Hauses entgangen zu sein, stieß, einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Babs!«
    »Ja?«
    »War wohl ein bißchen viel für dich.« Frank legte seinen Arm um Barbaras Schulter und schritt mit ihr den Weg hinab.
    ***
    Die zu Vampiren gewordenen jungen Leute standen wie erstarrt und lauschten in die undurchdringliche Dunkelheit.
    Noch tönte das unheimliche Gelächter in ihren Ohren. Eine Fackel flammte auf und erleuchtete das runzlige vertrocknete Gesicht einer alten Frau.
    Die Greisin lehnte an der glatten Felswand. Mit der rechten Hand hielt sie die Fackel hoch, während sich die Finger ihrer linken Hand in den Schal vor ihrer Brust krallten. Triumphierend glitt ihr Blick über die bleichen, jungen Gesichter, die das flackernde Licht ihrer Fackel aus dem Dunkel riß.
    Die Alte begann in einem seltsamen Singsang zu reden.
    Immer tiefer ließ die Alte ihre Stimme abwärts gleiten, bis nur noch ein dumpfes Rasseln aus ihrer Kehle vernehmbar war. Die Adern auf ihrem Handrücken zeichneten sich furchtbar ab, so hart umkrampften ihre Finger die Fackel.
    Wie unter äußerster Anstrengung begann sie noch einmal zu reden.
    »Ihr müßt euch verstellen. Niemand darf den Durst nach Blut in euren Augen sehen und niemand zu früh eure scharfen Zähne erkennen.«
    Dann aber war es, als wolle sie endgültig in die Herzen der noch Lebenden oder schon Toten dringen. Sie hob ihre Stimme, lockte und stachelte sie auf zu einem gräßlichen Gewitter des Hasses.
    Jenseits alles Menschlichen brandete dieses Inferno einer unfaßbaren Rachsucht. In den Pupillen der Greisin schien ein unterirdisches Feuer zu eruptieren. Ihre, jenseits alles Begreifens liegenden Verbrechen anstachelnden Worte zerflatterten und starben.
    Die alte Frau reichte der dicht neben ihr stehenden Jeanne Fresnac die flackende Fackel. – »Du bist ihre Anführerin«, kam es über die dünnen, blutleeren Lippen.
    »Nun geht, geht schon«, heulte die Alte.
    Die schlanke Gestalt Jeannes setzte sich in Bewegung. Die anderen schüttelten einer nach dem anderen ihre Erstarrung ab und folgten ihr. Dabei vermieden sie es, sich gegenseitig anzusehen, als hätten sie Angst sich zu verraten, daß sie keine normalen Menschen mehr waren.
    Wieder stapften sie hinter der Fackel, deren roter Feuerbrand über die ebenholzschwarzen Wände irrlichterte, als lockere Schlange durch die Höhlengänge. Keiner lachte mehr und keine fröhliche Stimme ertönte. Nur der Klang ihrer Schuhe kollerte dumpf durch die Gewölbe.
    Der Tunnel verengte sich. Ein Luft-zug aus einem

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