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0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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örtliche Kontrollelement läßt dir ausrichten", krähte das seltsame Wesen mit blecherner Stimme, „daß deine Anwesenheit in diesem Sektor vermutlich einen günstigen Einfluß auf unser Unternehmen haben wird."
    Walik grinste.
    „Es freut mich, Augustus", antwortete er, „daß das Kontrollelement eine so hohe Meinung von mir hat.
    Ich werde mein Bestes tun!"
     
    *
     
    Ihr Tagewerk begann noch vor Sonnenaufgang. Im Schein einer Lampe, die unter dem Zeltfirst baumelte, ließ Walik Kauk sich in den Schlachtplan einweihen. Marboo hatte ein großes Stück Schreibfolie auf dem Tisch ausgebreitet. Mit langen, raschen Strichen zeichnete sie eine grobe Landkarte.
    „Das hier sind die Überreste von Namsos, dort im Nordosten liegt die Senke mit der Kleinen Majestät.
    Claus Bosketchs Leute wohnen in diesen Baracken unmittelbar neben dem Wall, der die Senke umgibt."
    Noch weiter landeinwärts tupfte sie rasch ein paar Punkte hin.
    „Hier stehen ein paar alte Lagerhäuser - Ruinen. Bosketchs Leute haben in letzter Zeit die Gewohnheit angenommen, früh am Nachmittag einen gemeinsamen Spaziergang zu machen. Wahrscheinlich brauchen sie die körperliche Betätigung. Früher lagen sie einfach in ihren Hütten oder im Freien herum und wurden dick und fett. Der Spaziergang führt immer in dieselbe Richtung. Auf dem Rückweg kommen sie bei den Lagerhäusern vorbei. Eine der Ruinen ist von uns präpariert worden. Es kann niemand wundern, daß das Mauerwerk plötzlich einstürzt. Immerhin hat es in letzter Zeit ein paar kräftige Erdstöße gegeben."
    Nicht nur in Skandinavien, sondern auch andernorts auf der Erde hatte man festgestellt, daß der Vulkanismus wieder im Vormarsch war. Das rührte daher, daß NATHAN die Aktivitäten, die mit der Kontrolle des Klimas und der Instabilitäten in der Erdkruste zusammenhingen, noch nicht wieder aufgenommen hatte. Experten fürchteten, daß seismische Phänomene im Laufe der nächsten zwei bis drei Jahre zu einem Problem ersten Ranges werden würden. Es sah so aus, als wolle das glutflüssige Innere der Erde sich dafür rächen, daß es jahrhundertelang einem so strengen Regime hatte gehorchen müssen.
    „Sucht das Mädchen die Ruinen von selbst auf?" fragte Walik.
    „Manchmal ja, manchmal nein", antwortete Marboo. „Wir können uns darauf nicht verlassen und müssen sie an Ort und Stelle locken."
    „Geht das, ohne daß man von andern gesehen wird?"
    „Es läßt sich machen."
    „Gut. Das Gebäude stürzt also ein. Das Mädchen wird von den Trümmern begraben."
    „Natürlich nicht wirklich", verbesserte ihn Marboo. „Es befindet sich in einem abgedeckten Hohlraum.
    Zusammen mit Augustus. Augustus räumt die Abdeckung weg und läßt gerade soviel Schutt nachrutschen, daß die Sache echt aussieht. Dann macht er sich aus dem Staub."
    „Die anderen von Bosketchs Gruppe eilen herbei..."
    „Hat sich was mit eilen!" spottete Marboo. „Die stehen dem Tod ziemlich gleichgültig gegenüber. Sie werden langsam herangeschlendert kommen, sobald sich herumgesprochen hat, daß Selka die Ruine aufsuchte."
    „Man findet sie?"
    „Richtig. In todesähnlicher Starre. Man wird nicht daran zweifeln, daß sie von dem einstürzenden Mauerwerk erschlagen wurde."
    „Und dann?"
    „Wird sie beerdigt. Verscharrt, besser gesagt. Bosketchs Leute machen sich nichts aus dem Tod, und mit ihren Toten geben sie sich schon gar keine Mühe. Irgendein Loch, ein paar Handvoll Erde drauf, fertig!"
    Walik sah sie zweifelnd an.
    „Und das ist das ganz neue Glück?"
    „In Reinformat!" bestätigte Marboo.
    „Was gibt's bei der Sache für mich zu tun?"
    „Genau dasselbe wie für Bluff und mich: Aufpassen, daß wir nicht gestört werden."
    „Den Rest besorgt Augustus?"
    „Ja."
    Walik sah auf die Uhr.
    „Ich nehme an, wir brechen bald auf."
    „Sofort. Wir müssen vor Anbruch der Dunkelheit an Ort und Stelle sein und dürfen erst zurückkehren, wenn es wieder dunkel ist.
     
    *
     
    Der kleine Gleiter machte zwei Fahrten, um die Gruppe ans Ziel zu bringen. Es gab insgesamt vier alte Lagerhäuser. Das südlichste davon war für den Einsturz präpariert worden. In dem benachbarten Gebäude wurde der Gleiter versteckt. Walik, Marboo und Bluff Pollard bezogen ihre Posten. Walik hockte in einer Wandnische in unmittelbarer Nähe eines Fensters, dem längst der Rahmen abhanden gekommen war. Wenn er sich nach vorn beugte, konnte er hinausschauen und hatte einen weiten Überblick, der über den Wall und die Senke hinweg

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