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0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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technische Ausstattung und lag zudem nahe an Namsos, dem Ausgangsort allen Übels, aber die Männer und Frauen der Patrouille waren für einen längerdauernden Aufenthalt unter Tage nicht konditioniert. Sie brauchten die Freiheit der Oberwelt, und sei es auch nur für kurze Spaziergänge. Nowaja Semlja aber war, seitdem NATHAN seine klimabeeinflussende Tätigkeit eingestellt hatte, wieder dem ewigen Eis verfallen und zu einem unwirklichen Ort geworden.
    Selbstverständlich hatte man in Terrania City nicht mehr dieselben Quartiere wie früher bezogen. Die gegenwärtige Unterkunft befand sich in den Randbezirken von Imperium-Alpha. Es war daran gedacht, den Unterschlupf in unregelmäßigen Abständen zu wechseln - falls die Hulkoos eines Tages etwa doch auf den Verdacht kämen, es gebe hier unerwünschte Aktivitäten.
     
    *
     
    Im Hintergrund surrte eine Tür. Jentho Kanthall sah auf und erblickte im Spiegel des Bildschirms, der vor ihm stand, Walik Kauks breitschultrige, gedrungene Gestalt. Der ehemalige Industrie-Manager kam heran.
    „Fünfzehn vierunddreißig", las er die Anzeige auf dem Datensichtgerät. „Das ist jetzt!"
    Jentho nickte. Der Empfänger war eingeschaltet. In einigen Sekunden würde der Bildschirm aufleuchten und entweder Roi Danton oder Reginald Bull zeigen. Die Nachricht würde ziemlich kurz ausfallen, wie gewöhnlich. Etwa: Alles in Ordnung, Fortschritt verläuft planmäßig. Kaum zu erwarten, daß mehr gesagt würde. Höchstens vielleicht über Waringers seltsames Verhalten.
    Kanthall hob die linke Hand und inspizierte das Chronometer am Armgelenk. Die Sekunden tickten dahin, die Minutenanzeige wechselte von 15:34 auf 15:35.
    „Seltsam", brummte Walik Kauk. „Hast du die Zeit richtig ausgerechnet?"
    „Zweimal", bestätigte Kanthall.
    Eine weitere Minute verging, ohne daß der Empfänger, sich rührte. Da aktivierte Jentho Kanthall seinerseits den Sender. Er gab das Notrufzeichen. Aber Luna reagierte nicht. Mehr als zehn Minuten lang bemühte sich Kanthall, eine Verbindung zustande zu bringen. Dann wußte er, daß es in den sublunaren Anlagen zu einem ernsten Zwischenfall gekommen sein mußte.
    Die beiden Männer sahen einander an.
    „Waringer", sagte Walik Kau. „Er hat irgend etwas angestellt!"
    Jentho Kanthall nickte.
    „Kein Zweifel daran", antwortete er grimmig. „Was tun wir jetzt?"
    Walik Kauk warf einen Blick auf die Uhr.
    „Ich habe keine Ahnung. Das macht mir den Abschied leichter."
    „Abschied?"
    „Augustus hat das Signal gegeben. Der Überfall ist vorbereitet."
    „Und du glaubst wirklich, du kannst dich auf den Blechburschen verlassen?"
    „Er wird von Tag zu Tag besser", grinste Walik. „Außerdem sind Mara und Bluff bei ihm und schauen ihm auf die Finger."
    „Gute Reise!" sagte Jentho Kanthall knapp.
     
    *
     
    Die Tage, in denen Mitsino um sein Amt hatte fürchten müssen, waren längst vorbei. Unangefochten regierte er als der Allerälteste des tapferen Stammes der Iti-Iti.
    Itsinach, seinen ärgsten Widersacher, hatte vor nicht allzu langer Zeit ein merkwürdiges Schicksal befallen. In der Nacht war er allein auf das Plateau des Burgfelsens gekrochen. Ob er betrunken gewesen war oder eine Krankheit ihn plötzlich in die Krallen bekommen hatte, wußte man nicht. Auf jeden Fall war er über die Kante gestürzt und hatte entweder nicht mehr genug Verstand oder zu wenig Kraft besessen, um seine Flughäute auszubreiten. Am nächsten Morgen fand man ihn am Fuß des Felsens. Da hatten die Sandfüchse bereits ihr Mahl gehalten, und um ein Haar hätte man Itsinach nicht einmal mehr identifizieren können.
    Seit geraumer Zeit waren wieder Götter im Land. Es waren solche, die so aussahen wie die fremden Götter in den Wolkenschiffen. Aber sie reisten nicht in Schiffen. Sie tauchten plötzlich aus dem Nichts auf und waren da. Anscheinend hatten sie an vielen weit voneinander entfernten Stellen zu tun, denn Mitsino sah, wie sie aus den Trümmern der alten Götterburg, die weit oben im Tal lag, Metallteile hervorgruben, sie umformten und zu kleinen Kugeln mit abgeplatteten Polen zusammensetzten. Die Kugeln konnten durch die Luft fliegen - nicht so hoch wie die Wolkenschiffe, aber immerhin höher, als die Burgfelsen der Mucierer reichten. In jeder Kugel hatten zwei Götter Platz. Mittlerweile gab es Dutzende solcher Kugeln. Sie waren fast ohne Unterbrechung unterwegs.
    Von Boten hatte Mitsino erfahren, daß die Götter sich überall auf der Welt der Feuerflieger zu schaffen

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