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0823 - Monster-Engel

0823 - Monster-Engel

Titel: 0823 - Monster-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie hockte gebeugt im Bett. Die Tränen hatten schmale Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen.
    »Bitte, Kate«, sagte ich leise. »Können wir jetzt reden?«
    »Noch nicht, John.«
    »Warum nicht?«
    »Ich brauche Zeit.«
    »Okay.«
    Nach einigen Minuten veränderte sich ihre Haltung. Sie streckte den Körper, dann drehte sie sich aus dem Bett und ging auf den kleinen Flur zu. Ich hörte, wie sie im Bad verschwand, und dort rauschte auch sehr bald das Wasser.
    Ich hockte auf der Bettkante und wartete auf sie. Dabei hatte ich den Eindruck, vor einer entscheidenden Spur zu stehen, ja, sogar vor der Auflösung des Falls.
    Auch ich war nervös geworden und wünschte mir, dass Kate so schnell wie möglich zurückkehrte. Lange ließ sie mich nicht warten. Als sie im Zimmer erschien, wirkte ihr Gesicht durch das Make-up ein wenig frischer.
    Ihr Lächeln wirkte verkrampft und gekünstelt, aber sie war nicht mehr die Person wie noch vor gut einer Viertelstunde.
    »Sorry, John, aber ich muss mich aufgeführt haben wie eine dumme Gans, denke ich.«
    »Das sollten Sie nicht sagen. Sie haben sehr menschlich reagiert.«
    »Finden Sie?«
    »Ja, das finde ich.«
    Kate hob die Schultern. »Dieser Traum, John, er ist gewissermaßen der Durchbruch gewesen. Ich möchte ihn nicht einmal als einen Traum bezeichnen, sondern mehr als eine Erinnerung oder als lebendig gewordene Vergangenheit. Und ich weiß jetzt, dass ich diese Bestie kenne. Ich kenne sie schon lange, ich weiß auch, warum der Killer sich als Engel bezeichnet. Als ich träumte und die Vergangenheit plötzlich in mir hochschoss, da ist mir vieles klar geworden. Ich weiß Bescheid, und es ist schrecklich, denn es steht noch nicht fest, dass wir überhaupt gegen ihn bestehen können. Er ist noch schlimmer, als ich dachte.«
    »Warum?«
    Kate ging bis zum Fenster und blieb davor stehen. Ihre Antwort sprach sie gegen die Scheibe. »Das ist ganz einfach, denn ich weiß nicht einmal, ob ich es bei ihm mit einem Menschen oder einem Übermenschen zu tun habe.«
    »Einem Engel?«
    »John«, sprach sie lachend, was nicht echt klang, »das ist doch das große Problem. Ein Engel, der tötet…«
    »Wenn er auf der falschen Seite steht…«
    Sie nickte und meinte: »Damit haben Sie mehr Erfahrung, John, aber es wird für uns ein Horror werden, das kann ich Ihnen schon jetzt sagen.«
    »Wollen Sie mir nicht endlich erklären, wie dieser Mensch oder Engel mit Namen heißt?«
    Kate Duvall drehte sich um. »Ja, das werde ich.« Sie setzte sich schräg auf die Bettkante, das Gesicht dem Kissen zugedreht. »Ich kenne ihn aus meinem Heimatdorf, einem kleinen Ort in Utah, nahe Salt Lake City, dem Hauptsitz der Mormonen. Dort haben wir sehr streng gelebt, schon als Jugendliche. Aber Sie wissen ja, wie das mit den Trieben ist. Man kann sie nicht unterdrücken oder nur schwer. Er hat es nicht geschafft. Er ist etwas jünger als ich, wirkte aber schon immer älter. Er war hinter mir her, zuerst mit Blicken, anschließend mit Worten, dann auch mit Taten.«
    »Er hat Sie also angemacht?«
    Kate winkte mit beiden Händen ab. »Wenn es das nur gewesen wäre. Er hat mich vergewaltigt, und ich dumme Kuh habe es nicht mal meinen Eltern berichtet. Ich behielt es für mich, ich wollte keine Schande über die Familie bringen, denn ich wäre verstoßen worden, obwohl ich selbst keine Schuld an dieser Tat trug. Es ist schlimm gewesen, John, und ich bin froh, geflohen zu sein. Ich entschied mich für den Beruf der Polizistin, denn ich wollte Fälle aufklären, bei denen den Opfern Ähnliches widerfahren ist wie mir. Nun ja, es klappte, ich bin sogar bei der Bundespolizei gelandet, aber die Vergangenheit ließ mich nicht los. Er will mich noch immer, diesmal ganz, sogar mein Leben. Aus der Anstalt ist er entwischt und hat schreckliche Bluttaten begangen.«
    »Wie ist sein Name?«
    »Das Schwein heißt Falco Leeland!«
    ***
    Wieder war ein Jahr vergangen, und Falco hatte sich zu einem vorbildlichen Insassen entwickelt. Auch der Psychiater Hogan war von dieser Verwandlung überrascht, denn damit hätte er nie gerechnet. Und nur deshalb, weil er dem Mann die Bücher besorgt hatte. Durch sie war er praktisch gesundet.
    Hogan freute sich, und er hatte dem Mann auch weitere Schriften besorgt. Viele waren Nachdrucke sehr alter Bücher, in Latein, die Sprache aber beherrschte der Insasse. Er freute sich, wenn er wieder ein neues Buch bekam, igelte sich damit ein, und selbst beim Spaziergang konnte er sich nicht von den

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