0823 - Monster-Engel
tun.«
Er drückte dem überraschten Hogan die Hand. »Ich danke Ihnen, dass Sie es möglich gemacht haben.«
»Nun ja, nun ja… es war nicht mal so schwierig, und Ihre Familie hat sich auch kooperativ gezeigt.«
»Das musste sie.«
»Wollen Sie nicht wissen, wie es ihr geht?«
»Nein, Mr. Hogan, es ist mir egal. Man hat mich einmal im Stich gelassen, jetzt bin ich an der Reihe.«
»Das ist nicht mein Problem.« Der Psychiater schaute auf die Kiste. »Viel Vergnügen wünsche ich Ihnen damit.«
»Das werde ich haben, danke.« Als Hogan schon an der Tür war, erreichte ihn Falcos Ruf. »Eines noch, Doktor!«
Hogan drehte sich um. Er hatte ein komisches Gefühl.
»Glauben Sie eigentlich, dass ich geistig so verwirrt bin, dass ich hierher gehöre?«
Der Psychiater lachte etwas verlegen. »Bitte, was soll das?«
»Sie sind doch so etwas wie ein Bewährungshelfer für mich, denke ich mal.«
»Kommt ein bisschen plötzlich, meine ich.«
»Sagen Sie die Wahrheit.«
»Wir werden sehen.«
»Wie?«
»Durch Tests.«
»Ah ja.«
Hogan ging. Der Aufpasser begleitete ihn. Falco blieb wieder allein in seiner Zelle zurück.
Nein, das stimmte nicht ganz. Er hatte noch seine Bücher, und die waren mehr wert als alle Menschen hier auf einmal. Diese Schriften würden ihn zur absoluten Macht führen.
Zu den Engeln…
***
Falco wurde plötzlich wach, richtete sich auf dem schmutzigen Bett auf und warf einen Blick auf die Uhr. Dabei runzelte er die Stirn, denn die Zeiger zeigten an, dass er nur wenige Minuten geschlafen hatte. Der Traum war kurz, aber sehr intensiv gewesen.
Was hatte ihn aus dem Schlaf gerissen?
Im Dunkeln erhob er sich und ging zum Fenster. Sein Austin stand noch immer dort, wo er ihn abgestellt hatte. Es hatte sich niemand daran zu schaffen gemacht. Dunst wehte durch London und füllte auch diese schmale Straße aus. Im Haus selbst war es ziemlich ruhig. Einmal hörte er jemand husten.
Falco drehte sich um, als er das Geräusch hörte. Nicht in seinem Zimmer, sondern draußen vor der Tür.
Es waren Schritte gewesen, und sie hatten sich auf sein Zimmer zubewegt. Dicht vor der Tür waren sie verstummt. Falco glaubte auch nicht daran, dass die Person ein anderes Zimmer betreten hatte. Sie stand in seiner Nähe und lauschte.
Wer konnte das sein? Er dachte an Kate. War sie ihm auf die Schliche gekommen?
Der Killer rührte sich nicht. Er befand sich in einer besseren Position, denn die andere Person wollte etwas von ihm. Sie sollte sich melden, denn er hatte Zeit, viel Zeit.
Ein vorsichtiges Klopfen erreichte seine Ohren. Es kam ihm nicht in den Sinn, ein »Come in« zu rufen.
Falco trat zurück.
Wie schon am vergangenen Tag in der Kirche, als er seinen Sieg genossen hatte, so verfiel er auch jetzt innerhalb kürzester Zeit in eine Trance. Seine Augen schlossen sich. Er wirkte plötzlich klein und schmächtig, als wollte er sich mit aller Macht anpassen oder auch auflösen.
Das tat er nicht.
Ein Engel kann sich in die Luft erheben. Wie der große Magier Copperfield, so glitt er plötzlich in die Höhe. Die Arme dicht an den Körper gelegt, die Beine ebenfalls zusammen, stieg er der schmutzigen Zimmerdecke entgegen, und es sah so aus, als würde er im nächsten Augenblick mit dem Kopf anstoßen.
Soweit stieg er nicht hoch.
Kurz vor Erreichen der Decke kippte er in eine rückwärtige Lage. Seine Beine schwangen hoch, und als er wie ein Brett in der Luft lag, fing er an, sich um 180 Grad zu drehen.
Jetzt schaute er zu Boden.
Er sah die schäbige Einrichtung unter sich, und auf seinem bleichen Gesicht zeigte sich ein böses Lächeln. Mit der rechten Hand griff er unter seine Kleidung, denn dort steckte seine Mordwaffe, die Ähnlichkeit mit einem Brieföffner aufwies.
Wieder hörte er das Klopfen, diesmal etwas lauter. Der Eindringling startete einen erneuten Versuch. Er wollte herausfinden, wie tief der Gast schlief, doch er würde Pech haben, denn eine Antwort wollte ihm der Killer nicht geben.
Zwar hatte Falco die Tür abgeschlossen, aber was bedeutete das schon, wenn ein Profi in sein Zimmer wollte? Der knackte jedes Schloss mit spielerischer Leichtigkeit.
Falco hörte das leise Kratzen. Endlich hatte die andere Person ihre Scheu überwunden und startete einen Versuch. Lange genug hatte es schließlich gedauert, selbst der Mann an der Decke war schon ungeduldig geworden.
Aber der Dieb kannte sich aus. Er wusste genau, wie er vorgehen musste, doch als er eine gewisse Schwelle überwunden
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