0826 - Kampf um Armakath
so meine Theorie. Also lass uns nur still abwarten.«
»Das könntest du mir aber schon ein wenig ausführlicher erklären.« Der Physiker fühlte sich wie Versuchstier, dem man ein Leckerchen vor die Nase hielt, damit es sich nicht wehrte, wenn sich ihm die Elektroden in die Schläfen bohrten. Und wenn van Zant etwas hasste, dann waren es Tierversuche. Und solche, die man mit ihm durchführen wollte. Aber schließlich hatte er Zamorra um Hilfe gebeten. Also gab er sich mit den kärglichen Erklärungen zufrieden, die der Franzose ihm im Laufe des Tages gegeben hatte. Es war nur eine Vermutung, die Zamorra hegte. Van Zant verließ sich auf den Instinkt des Parapsychologen.
Schließlich war es doch Zamorra, der sich eine Frage nicht mehr verbeißen konnte. »Sag, diese Augen, die du in dem Nebel gesehen hast - sind es die Augen von…?« Er sprach den Satz nicht aus.
Doch van Zant wusste, was der Professor wissen wollte. »Nein, nicht Khiras Augen.« Das Aussprechen ihres Namens schmerzte noch immer. Der Tod der kleinwüchsigen Frau, zu der er sich so hingezogen gefühlt hatte, war wie eine offene Wunde, die sich einfach nicht schließen wollte. Sie war Sarkanas letztes Opfer gewesen, ehe der Vampirdämon selbst endgültig vernichtet wurde. Artimus setzte sich aufrecht hin, ließ die Beine aus dem Bett hängen. »Unsere gemeinsame Freundin ruft mich nicht, es ist vielmehr ein anderer Geist, der mich nicht loslässt. Aber sag du mir lieber, was du zu tun gedenkst, wenn ich diesem Ruf folge?«
»Mich an dich hängen.« Zamorras Antwort brachte van Zant auch nicht weiter, doch zu einer weiteren Frage kam er nicht mehr.
Wann kommst du zu mir?
Für Zamorra blieben die gehauchten Worte unhörbar, die sich in Artimus’ Kopf einschmeichelten. Doch die plötzlich Wachstarre im Gesicht des Physikers zeigte dem Parapsychologen, das der Kontakt hergestellt war. Merlins Stern vibrierte sanft auf seiner Brust. Bei reiner Schwarzer Magie hätte das Amulett anders reagiert - ganz anders und vor allem heftiger. Es war so, wie Zamorra es in der Erinnerung hatte, als er gemeinsam mit Dalius Laertes die Mauer der Stadt überwunden hatte, die ihn und den Vampir nicht wollte.
Die beiden so unterschiedlichen Männer waren mit recht drastischen Mitteln abgeschoben worden - ausgewiesen. Dalius Laertes hatte mit Sabeth, der ehemaligen Königin der Asanbosam-Vampire, die Flucht ergriffen. Zamorra hingegen hatte den Rauswurf nur schadlos überstanden, weil Nicole Duval in letzter Sekunde eingegriffen hatte.
Welcher Art die Wesenheit auch war, die van Zant zu sich rief - sie musste etwas mit dieser Stadt zu tun haben. Mit Armakath - Stadt der rufenden Flammen. Mit einem Knall barst die Leuchtstoffröhre der Notbeleuchtung; offenbar verfügte die Ruferin über ein überschüssiges Maß an Energie, das sie unkontrolliert ableitete.
Als Artimus der lockenden Stimme nachgab, klinkte sich Zamorra in den Magiefluss ein, der den Südstaatler mit sich zog.
Hinaus aus dieser Welt - mitten hinein in die Schwefelklüfte der Hölle.
An einen Ort, an dem eine blendend weiße Stadt wie ein hungriges Tier auf seine Opfer lauerte.
***
Der große Deal - er hatte sie reich gemacht.
Reich… und doch hatte er zwei Leben ruiniert.
Wie verabredet hatten sich Jacob, Marley und der weibliche Lockvogel getrennt. Natürlich hatte man nach der Frau gefahndet. Die Namen der beiden Männer tauchten nie auf. Sie hatten sich gut abgesichert. Wie echte Profis es taten.
Albert Jacob zitterte am ganzen Leib. Er fror, doch gleichzeitig breitete sich eine unbekannte Art von Hitze in ihm aus. Krampfhaft hielt er seine Augenlider geschlossen, durch die eine frostige Helligkeit an seine Pupillen zu dringen versuchte. Er wollte sie nicht zu sich lassen, sie ganz und gar von sich abkapseln. Sie würde in seinen Augen schmerzen.
Jacob hatte Angst vor Schmerzen… schon immer, solange er denken konnte. Sein Vater hatte nur die Hand erheben müssen, um seinen kümmerlichen Sohn drastisch einzuschüchtem. Albert war ein Feigling; daran hatte sich auch nichts geändert, als er zu einem erwachsenen Mann gereift war.
Wenn er nun die Augen öffnen würde… nein, er wollte nicht wissen, wo er sich befand.
Angst und Erinnerung drangen heftig auf ihn ein. Damals, nach dem Deal, hatte Jacob aus der Anonymität heraus verfolgt, was die Medien über die Affäre berichteten, die natürlich auch die Familie der jungen Frau in den Mittelpunkt des Interesses gerückt hatte. Ihre
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