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0827 - Der Rosenfluch

0827 - Der Rosenfluch

Titel: 0827 - Der Rosenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Freund von Mum und Dad?«
    »Ja, das kann man sagen.«
    Er war mit den Gedanken nicht bei seiner Antwort gewesen, weil er einfach immer wieder über das Gesicht nachdenken musste, das auf diesem Körper wie ein Fremdkörper wirkte. Da passte nichts zusammen, denn unterhalb des Kinns, wo der Hals begann, sah alles so normal aus wie sonst. Unter der Bettdecke bewegte Iris ihren Arm. Bill konnte ihn genau verfolgen, wie er höher kroch, und etwa in Schulterhöhe sah er die kleine Kinderhand.
    »Hi, Bill…«
    Er drückte die warme Hand. Dabei musste er schlucken und sich immer wieder räuspern.
    »Ich finde dich gut.«
    »Ich dich auch, Iris.«
    »Danke. Stört dich mein Gesicht nicht?«
    Die Frage hatte ihn wie ein Hammerschlag erwischt. Er hob die Schultern und wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Sei ruhig ehrlich, Bill. Kinder merken immer, wenn Erwachsene anfangen zu lügen.«
    »Da hast du Recht.«
    »Also…?«
    »Es ist schon seltsam«, gab Bill zu. Er hielt noch immer die kleine Kinderhand fest. »Ehrlich, ich bin irgendwie baff. Ich hätte damit nicht gerechnet.«
    »Danke.«
    »Wofür?«
    »Dass du ehrlich zu mir gewesen bist.«
    »Das wolltest du doch – oder?«
    »Klar.« Iris lächelte. Es war sicherlich innerlich das Lächeln eines normalen Kindes, doch was sich da in dem Gesicht bewegte, glich dem Zucken einer alten Haut, die dicht davor stand, noch weiter zu verwelken. Das genau war es. Iris hatte ein verwelktes Gesicht, vergleichbar mit einer Blume, die ihren Sommer längst hinter sich gelassen hatte und nun dem herbstlichen Sterben entgegentrieb.
    »Es ist gut, Iris«, sagte die Mutter. »Sheila und Bill möchten wohl gehen.«
    »Wirklich, Bill?«
    Der Reporter hob die Schultern. »Wenn deine Mutter es gesagt hat, müssen wir wohl…«
    Iris hatte etwas dagegen. »Aber ich habe Sheila noch nicht die Hand gegeben.«
    »Das stimmt.«
    »Kommst du, Sheila?«
    Die Angesprochene nickte. Bill trat zur Seite. Auch Sheila griff nach der Hand des Mädchens und hielt sie ziemlich lange fest. »Ich wusste, dass Mum euch holen würde. Ja, das wusste ich genau.«
    »Woher?«
    »Sie hat etwas von einer Hilfe gesprochen. Ich war richtig gespannt darauf, wie sie aussehen würde. Könnt ihr mir denn helfen? Schafft ihr das wirklich?«
    »Wir versuchen es.«
    Eine Zungenspitze fuhr über die alten Lippen. »Aber ihr wollt mir nicht verraten, wie ihr das macht – oder?«
    »Nun, wir denken noch nach. Das ist ein Problem und nicht so einfach zu lösen.«
    »Kann ich mir denken.« Sie ließ Sheilas Hand los. »Wollt ihr ein Bild von mir?«
    Die Frage hatte Sheila etwas verwirrt. »Wie meinst du das denn, Iris?«
    »Ein Foto, wo ich toll aussehe. In unserem Urlaub geknipst. Das ist mein Lieblingsbild. Ihr müsst es mitnehmen, wenn ihr mir helfen wollt, denn so wie auf dem Foto will ich wieder aussehen. Das hat mir meine Mutter versprochen.«
    »Dann müssen wir uns ja wirklich anstrengen«, sagte Sheila.
    »Versprochen?«
    »Klar doch!« bestätigte Sheila, und sie sprach, als hätte sie einen dicken Kloß im Hals sitzen.
    »Ich verlasse mich darauf.«
    »Das kannst du auch.«
    Bea Quentin näherte sich dem Bett. Sie beugte sich über ihre Tochter. »Ich denke, mein Liebling, dass es jetzt Zeit wird, dich wieder allein zu lassen.«
    »Wollen Sheila und Bill schon gehen?«
    »Sie müssen, denke ich mal.«
    »Das ist schade.«
    »Ich weiß.«
    »Keine Sorge«, sagte Sheila, »wir kommen wieder zurück. Das ist versprochen.«
    Iris richtete sich auf. »Ja, ich warte auf euch.« Dann strich sie durch ihr altes Gesicht und knetete die Haut. Sie fing an zu weinen. »Ich will es nicht mehr, ich will mein Gesicht wieder zurückhaben. Ich – ich will wieder mit den anderen Kindern spielen. Ich will auch wieder in die Schule gehen. Mum, du hast es mir versprochen, du – du…«, ihre Worte brachen ab, weil sie so schlimm weinen musste.
    Die Conollys standen betreten da, denn auch ihnen war zum Heulen zumute.
    Bea beugte sich über ihre Tochter. Sie nahm sie in den Arm, presste ihre Wange gegen die der Tochter, und gerade dieses Bild fuhr den Conollys durch und durch. Da war ein beinahe furchtbarer Altersunterschied zu sehen, und nichts passte dabei zusammen. Auch stimmte es von den Proportionen her nicht, das Gesicht der Iris war viel zu klein, um dieses Alter tragen zu können.
    Wieder sprach Bea davon, dass alles gut werden würde. Sheila stieß ihren Mann an. Bill schrak zusammen, denn die Berührung hatte ihn aus seinen

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