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083 - Das Gasthaus an der Themse

083 - Das Gasthaus an der Themse

Titel: 083 - Das Gasthaus an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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kannst du noch einiges lernen.« Er holte eine kleine Metalluhr aus der Tasche. »Muß mal nachsehen, was die beiden Frauen machen.« »Schlafen sie heute nacht in derselben Wohnung?« fragte Aikness, froh, dem Thema endlich zu entgehen, das seine Nerven schon so sehr strapaziert hatte.
    »Ja, ich habe für Anna ein Bett hineinstellen lassen. Sie ist nicht verrückter als ich und redet ganz vernünftig. Jetzt laßt mich mal überlegen...«
    Er setzte sich an den Tisch, nahm ein Blatt Papier und begann rasch zu schreiben. Oaks kannte sich in London ungewöhnlich gut aus. Er hatte es gründlich studiert und erwähnte Aikness gegenüber ständig Straßen und Plätze, die für den Captain meist fremdes Territorium waren. Zufällig kannte er aber den Bezirk, über den Oaks jetzt sprach, ebenfalls recht genau.
    »Hier ist ein guter Platz — einsam, und man sieht den Fluß. Er liegt praktisch in Greenwich, und keinem Menschen wird es auffallen, daß du einen Wagen dort geparkt hast. Außerdem bekommst du ein Lichtsignal.« Er sah Aikness nachdenklich an. »Bleibt nur noch die Frage, wann es dort eine Tanzveranstaltung gibt.« »Eine was?« fragte der Captain erstaunt. »Eine Tanzveranstaltung oder ein anderes öffentliches Fest. Bestimmt findet in nächster Zeit so etwas in Greenwich statt. Ich erfahre es schon noch rechtzeitig.« Er notierte etwas, nahm dann ein Büchlein vom Tisch, schlug es auf und hielt es sich dicht vor die kurzsichtigen Augen. »Wenn es ein Freitag wäre, würde alles ganz wunderbar klappen. Es muß ein Freitag sein.« Er schlug sich ganz aufgeregt auf den Oberschenkel. »Ich habe das Gefühl, daß es ein Freitag sein wird. Was hast du eigentlich im Krieg gemacht, Captain?« Aikness blieb bei der Frage fast die Luft weg. »Du weißt, was ich im Krieg gemacht habe. Ich war zwei Jahre bei der Kriegsmarine, du hast mich dazu gezwungen ...« »Weil du dich verdächtig gemacht hättest, wenn du nicht dazugegangen wärst«, sagte Oaks. »Jennett und Mortimer haben mit dir gedient, nicht wahr?« Aikness nickte. »Jennett und Mortimer kümmern sich jetzt um die Gelben, oder? Gute Seeleute. Sie wissen, wie man ein Geschütz lädt, wie?« »Worauf willst du eigentlich hinaus mit dem Gerede über Tanzveranstaltungen, Jennett, Mortimer und Geschütze?« Oaks lächelte nur sanftmütig.
    »Ich muß jetzt zu den beiden Mädchen und mich ein bißchen mit ihnen unterhalten«, sagte er, ging zur Tür, entriegelte und öffnete sie und machte dann wieder eine entsprechende Kopfbewegung. Aikness verließ das Zimmer vor ihm, Oaks schloß hinter sich ab und ging, leise vor sich hinsingend, den Flur entlang. Lila hörte ihn und brachte Anna mit einer Geste zum Schweigen. Munter und offensichtlich bester Laune, kam er herein.
    »Nun, unterhaltet ihr euch gut, ihr beiden?« Er warf einen Blick auf die verstreut auf dem Tisch liegenden Spielkarten. »Ich muß euch mal ein paar richtige Spiele beibringen«, sagte er und wandte sich dann an Anna: »Du schläfst heute nacht hier, Miss . . .« »Ja, ich schlafe heute nacht hier«, antwortete sie mit ruhiger und fester Stimme. Der Ausdruck von Heiterkeit in ihrem Gesicht hatte sie so verändert, daß er in ihr kaum die Frau erkannte, die er ins Arbroath Building gebracht hatte. Oaks ging zur Tür, öffnete sie und begutachtete den außen neu angebrachten Riegel. »Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich euch einschließe?« sagte er. »Es ist wegen der Einbrecher. In dieser Gegend gibt es davon eine Menge, das Verbrechen nimmt allmählich wirklich Überhand. Die Polizei? Na, was die schon taugt! Quis custodiat ipsos custodes.« »Wie lange bleiben wir hier, Onkel Golly?« fragte Lila leicht verwirrt. Er zuckte mit den Schultern. »Ein paar Tage. Und dann geht es aufs Land. Auf dem Land fühlt man sich am wohlsten.« »Was ist eigentlich aus Lord Siniford geworden, Mr. Oaks?« fragte Anna. Sie schien jetzt wieder vernünftig und wurde dadurch unbequem. Vielleicht wußte sie Dinge, von denen er dachte, sie wisse sie nicht, oder hatte Dinge gesehen und begriffen, die sie mit ihrem beschränkten Verstand seiner Meinung nach gar nicht erfassen konnte. Er musterte sie mit neuem Interesse. Woran erinnerte sie sich? Was hatte sie gehört? Sie hatten sich ein paarmal in ihrer Gegenwart recht sorglos unterhalten, denn er und Aikness hatten sie wirklich für verrückt gehalten. Ohne Wades eindringliche Warnung hätte Anna nicht lange genug gelebt, um etwas hören zu können. Allmählich wurde

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