0831 - Patrouille der MVs
Ihre Kaffeemühle, Sir!" sagte ich und legte die Gebetsmühle auf Rorvics Brust.
Der Tibeter schaltete sie ein, preßte sie fest an seine Brust und schaute verzückt auf den rotierenden fleckigen Stoffetzen, auf dem früher „Om mani padme hum" gestanden hatte. Ein Witzbold hatte die Inschrift mit schwarzem Fettstift so abgeändert, daß sie „Oh Mami gib mir Rum" hieß. Aber Rorvic bemerkte es überhaupt nicht.
Ich beobachtete das Scheusal mit größter Spannung. Der kleine Psionstrahler war noch nicht eingeschaltet, was ich mit einem Druck auf mein Fernsteuergerät nachholte. Da jedes parapsychisch begabte Lebewesen je nach dem jeweiligen Aktivitätsgrad seines entsprechenden Gehirnsektors mehr oder weniger psionische Energie - die innerhalb des Hyperraums in großen Mengen natürlich vorkam - aufsog, mußte die zusätzliche Zuführung künstlich erzeugter psionischer Energie sich irgendwie auswirken. Wie, das wußte ich nicht, aber ich hoffte, daß Rorvic sich dermaßen mit psionischer Energie auflud, daß er als Quelle solcher Energie auch noch anzumessen war, wenn er in eine unbekannte Dimension verschwand.
Als die Umrisse des Mutanten verschwammen, holte ich das auf psionische Energie (von der Frequenz, die die Gebetsmühle ausstrahlte) eingestimmte Peilgerät aus der Arbeitstasche und schaltete es ein. Es zeigte genau 3,021 Megapsion an.
Im nächsten Augenblick wurde Rorvic durchsichtig und löste sich ganz auf. Die Gebetsmühle blieb an ihrem Platz.
Ich schaltete den Psionstrahler wieder aus - das heißt, ich wollte es tun, aber das Gerät reagierte nicht auf die Fernsteuerung. Dadurch wurde eine Einpeilung Rorvics unmöglich, da jede aus einer fremden Dimension eventuell ankommende psionische Strahlung von der erheblich stärkeren Strahlung des Geräts überlagert wurde.
Mit einer Verwünschung ließ ich das Fernsteuergerät fallen und entnahm meiner Arbeitstasche den Rest der Ausrüstung. Im Grunde genommen war es nur von untergeordneter Bedeutung, ob ich herausbekam, in welche Dimension der Tibeter verschwunden war - jedenfalls dann, wenn der zweite Teil meines Experiments glückte.
Ich baute insgesamt fünf kleine Schockfeldprojektoren rings um den „gläsernen Sarg" auf, in dem die drei Gegenstände, die Rorvic „getragen" hatte, in ihren alten Positionen verharrten: das Bhavacca Kr'ah, der schwarze Slip und die Gebetsmühle.
Danach wartete ich in freudiger Erwartung auf Rorvics Rückkehr. Ich hoffte nicht nur, daß die Materialisierung in fünf sich überlappenden Schockfeldern den „Mechanismus" in Rorvics Gehirn „ausbrannten", der ihn immer wieder zum Verschwinden in andere Dimensionen zwang, sondern ich hoffte außerdem, daß ein grausamer Schock sein Nervensystem so angriff, daß er nicht in der Lage war, während der nächsten Tage an einem Einsatz teilzunehmen.
Letzteres war auch der einzige Grund gewesen, weshalb ich vermittels Sekundärnetzschaltungen die optischen und akustischen Wahrnehmungen der Ärztin hatte ausschalten lassen. Sie hätte zweifellos bemerkt, daß es Schockfeldprojektoren waren, die ich aufstellte und aktivierte - und sie hätte dafür gesorgt, daß der „arme Dalaimoc Rorvic" nicht „gefoltert" wurde.
Als es in dem „gläsernen Sarg" flimmerte, rieb ich mir die Hände.
Gleich würde das Scheusal materialisieren - und danach für alles gestraft werden, was es mir angetan hatte!
Doch anstatt sich zu Rorvics Körper zu formen, verstärkte sich das Flimmern nur, zog sich um die Gebetsmühle zusammen - und verschwand wieder.
Im nächsten Moment erscholl ein grauenhafter Schrei. Er schien aus der Gebetsmühle zu kommen, was geradezu lächerlich war, denn ich erkannte Rorvics Stimme - und der fette Tibeter konnte ja unmöglich in der kleinen Gebetsmühle materialisiert sein.
Aber als der Schrei wieder und wieder - und jedesmal grauenhafter - erscholl, zweifelte ich jedenfalls nicht mehr daran, daß Dalaimoc Rorvic irgendwo und irgendwie vorhanden war, und zwar innerhalb der fünf projizierten Schockfelder.
Ich wartete so lange, bis ich das Geschrei selbst nicht mehr ertrug, dann schaltete ich die Schockfeldprojektoren aus. Plötzlich krachte und klapperte etwas. Als ich aufblickte, sah ich, daß Rorvics Amulett und die Gebetsmühle auf den Boden des „gläsernen Sargs" gefallen waren. Der Slip natürlich auch, aber der hatte kein Geräusch erzeugt.
Ich blickte auf die Anzeigen des Peilgeräts und sah, daß es außer dem schwachen psionischen Rauschen des
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