Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0831 - Patrouille der MVs

Titel: 0831 - Patrouille der MVs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
verhältnismäßig dünne und zerbrechliche Kruste gebildet hatte. Eigentlich hätten Erschütterungen von der Art, wie sie die Erde beim Sturz durch den Schlund erlebt haben mußte, diese Glutblase platzen lassen müssen. Da das nicht der Fall gewesen war und das pflanzliche und tierische Leben offensichtlich nicht wesentlich beeinträchtigt worden war, stellte die Erde vielleicht doch eine sicherere Heimstatt dar, als die Solaner immer angenommen hatten.
    Ofool inspizierte vorsichtig das Innere der am wenigstens mitgenommenen Häuser. Dabei stellte er fest, daß sie zwar mit allen modernen Erzeugnissen einer hochentwickelten Technologie ausgestattet, ansonsten aber beinahe barbarisch eingerichtet waren.
    So entdeckte er beispielsweise in allen Wohnräumen Sammlungen prähistorischer Waffen wie Speere mit breiten und extrem langen Stahlblättern, kurze Schwerter und ovale Lederschilde. Außerdem gab es fast überall aus schwarzem, eisenharten Holz geschnitzte Figuren und Dämonenmasken.
    Als Ofool den Zentralplatz der Stadt erreichte, musterte er nachdenklich die aus schwarzem Metallplastik geformte, zirka zehn Meter hohe Figurengruppe in der Mitte des Platzes. Ihr hatten die Beben nichts ausgemacht. Sie stellte einen schlanken sehnigen Mann dar, der in einen ärmellosen Umhang gehüllt war und in der linken Hand einen ovalen bemalten Schild und in der rechten Hand einen Speer mit extrem langer Klinge trug.
    Der Mann lehnte sich mit dem Rücken an ein Rind mit weitgeschwungenen Hörnern und schien über Ofool Ngorok hinweg direkt auf das ferne Bergmassiv zu schauen. Zu seinen Füßen kauerte ein nackter Junge mit kurzgeschorenem Kraushaar.
    Ofool ging langsam auf das Standbild zu und blieb vor der Tafel an seinem Sockel stehen. Die erhabenen Schriftzeichen aus weißem Metallplastik waren von der Form, wie sie Computer auszudrucken pflegen - und die Botschaft auf der Tafel war in normalem Interkosmo gehalten.
    Zur Erinnerung an die Vergangenheit der terranischen Volksgruppe der Massai, die einst den Süden des heutigen Verwaltungsbezirks Kenia und den Norden des Verwaltungsbezirks Tansania mit ihren Viehherden durchstreiften und dem König der Tiere nur mit ihrem Massai-Speer entgegentraten, wurde dieses Denkmal errichtet. Später entstand um das Denkmal herum die neue Ansiedlung Makindu, in der Nachfahren der Massai-Volksgruppe jene Menschen ausbildeten, die sich freiwillig für die Kolonisierung von Planeten gemeldet hatten, auf denen keine andere Wirtschaftsform als die der früheren Massai gestattet ist.
    Stirnrunzelnd las Ofool Ngorok den Text. Er fragte sich nicht nur, was aus der Volksgruppe der Massai geworden war, sondern auch, wie Menschen überhaupt auf den Gedanken kommen konnten, sich freiwillig für die Besiedlung von Planeten zu melden, auf denen sie und ihre Nachkommen als Hirtennomaden leben mußten.
    Der Ingenieur ging weiter um den Sockel herum und fand auch auf den anderen drei Seiten Schrifttafeln, auf denen mehr über die Volksgruppe der Massai berichtet wurde.
    Er stand vor der letzten Tafel, als er ein schwaches Summen hörte. Als er aufblickte, entdeckte er Haval Melnik, der sich ihm mit Hilfe seines Flugaggregats näherte. Kurz darauf landete Melnik rieben ihm. „Wo hast du deinen Armband-Telekom, Ofool?" fragte er. „Ich habe versucht, dich zu erreichen - vergeblich."
    Ofool blickte an sein rechtes Handgelenk und sah, daß sein Telekom nicht an seinem Platz war. „Ich muß ihn - ganz in Gedanken - im Shift abgelegt haben", erwiderte er. „Was gibt es denn Besonderes, Haval?"
    „Wir werden abgeholt und zur SOL gebracht", antwortete Melnik lächelnd. „Ich kann dir nicht sagen, wie froh ich darüber bin. Was steht denn auf dem Sockel?"
    Ofool erklärte es ihm und fügte hinzu: „Es ist ein Wunder, daß die Aphiliker dieses Denkmal nicht gestürzt haben, so wie ihre Vorgänger die Volksgruppe der Massai auslöschten."
    „Wie kommst du darauf, daß jemand die Volksgruppe der Massai ausgelöscht haben soll?" erkundigte sich Melnik verwundert. „Ich weiß, daß es nicht so war, denn ich habe fünf Semester Terranische Ethnologie studiert."
    „Aber was ist dann aus ihnen geworden?" wollte Ofool Ngorok wissen, Melnik lachte, dann erklärte er: „Wenn ich dich ansehe und mir deine Einsatzkombination wegdenke und dafür einen losen Umhang, einen Schild und einen Speer vorstelle, beantwortet sich die Frage von selbst. Die Massai waren dunkel-, ja fast schwarzhäutig, schlank und

Weitere Kostenlose Bücher