0833 - Hexenliebe
sich in den Händen seiner Feinde. Sie haben das große Sagen, sie sind es, die gewisse Dinge ins Rollen gebracht haben, und an sie müssen wir uns auch halten.
Das Telefon tutete.
Ich schrak hoch, weil ich damit trotz allem nicht gerechnet hatte. Blitzschnell meldete ich mich, natürlich die Hoffnung im Herzen, daß es Suko war, aber diese Idee zerstrahlte, denn mein Chef, Sir James, meldete sich.
»Ach, Sie sind es.«
»Ihrer Stimme und Ihren Worten entnehme ich, daß Suko noch immer nicht eingetroffen ist.«
»Stimmt, Sir.«
Auch er wußte im Moment nicht, was er sagen sollte. Ich hörte sein leises Räuspern, dann machte er mir klar, daß die Fahndung bereits lief. Schließlich wollte er wissen, was die Spezialisten bei der Sicherung herausgefunden hatten.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Sir. Ich weiß es nicht. Sie sind noch bei der Arbeit.«
»Sobald Sie etwas wissen, John, informieren Sie mich.«
»Das versteht sich.«
»Und Sie können sich auch keinen Grund vorstellen, weshalb Suko so plötzlich verschwunden ist?«
»Keinen konkreten. Sie wissen selbst, wie stark unsere Feinde sind, Sir. Ich weiß nur nicht, wie sie es geschafft haben, Suko zu überraschen. Es will mir nicht in den Kopf. Da muß es etwas gegeben haben, das sein normales Denken überschattet hat. Suko ist sonst nicht so. Er hätte mich unterrichtet, verdammt!«
»Im Prinzip schon.«
»Haben Sie denn Zweifel, Sir?«
Der Superintendent räusperte sich. »Zweifel nicht, und ich möchte auch nicht vorgreifen, aber es gibt da Dinge, die im persönlichen Bereich liegen könnten. Sehr tief vergraben, wenn Sie verstehen, John. Etwas, über das er selbst mit Ihnen, seinem besten Freund, nicht gesprochen hat. Das auch mit der Zeit zusammenhängen kann, die er in China verbracht hat, in diesem Kloster.«
»An diese Seite des Falls habe ich noch nicht gedacht, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Das sollten Sie aber.«
»Nur weiß ich darüber nichts, Sir. Suko hat kaum von seiner Vergangenheit gesprochen.«
»Gut, haken wir das ab. Da gibt es noch ein Problem. Seine Freundin Shao.«
Ich räusperte mich. »Daran habe ich auch schon gedacht. Sie ist verschwunden.«
»Für immer, John?«
Da hatte mein Chef eine gute Frage gestellt. Ich mischte mich nicht in diese Angelegenheit hinein, das war eigentlich Sukos Sache. Er sah es anders als ich. Für ihn war Shao nicht weg oder nur für kurze Zeit. Er war fest davon überzeugt, daß sie zurückkehren würde, aber selbst den Zeitpunkt bestimmte.
Vorausgesetzt, sie war dazu in der Lage, aber das wollte ich auch noch dahingestellt sein lassen, denn es lag nicht in ihrer eigenen Kraft, zurückzukehren. Da spielten schon andere Faktoren eine Rolle. Es ging auch um die Sonnengöttin Amaterasu und Shao, ihren letzten Nachkommen. Die Sonnengöttin befand sich im Dunklen Reich in Gefangenschaft, und sie sucht eine Befreierin. Da war ihre Wahl auf Shao gefallen, und die hatte sich dem Ruf gefügt und ihren Freund Suko quasi im Stich gelassen.
Shao suchte nach einer Chance, ihre Ahnherrin aus dem Gefängnis zu holen. Sie war die Frau mit der Halbmaske und der Armbrust geworden. Wenn sie jetzt zurückkehren würde, wäre sie uns fremd gewesen.
Nur hätte sie gerade keinen Grund gehabt, Suko zu entführen. Nein, nein, da gab es noch andere Dinge, die bedacht werden mußten.
»Sie sind noch da, John?«
»Selbstverständlich.«
»Gefällt Ihnen der Hinweis auf Shao nicht?«
»Ich kann mich damit nicht anfreunden.«
»Gut, lassen wir es. Wenn unsere Mitarbeiter ihre Tätigkeit beendet haben, werden Sie ins Büro kommen?«
»Das versteht sich.«
»Bis dann.«
Sicherlich legte mein Chef ebenso nachdenklich den Hörer auf, wie ich es tat. Ich kam mit dem plötzlichen Verschwinden meines Freundes einfach nicht zurecht. Natürlich gibt es Menschen, die von einer Minute auf die andere nicht mehr da sind, die dann auch freiwillig gehen und keine Blutspuren hinterlassen.
Ich goß mir noch ein Glas Wasser ein und leerte es bedächtig. Noch immer saß ich am Küchentisch und dachte darüber nach, wie ich mich fühlte.
Dumpf, ausgelaugt. Ich war nicht mehr so wie noch am letzten Abend. Ich hatte einen Tiefschlag erhalten, und ich malte mir immer aus, wie Suko verletzt irgendwo lag, allmählich ausblutete und sein Herz schließlich zu schlagen aufhörte.
Es waren keine guten Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, und sie machten mich auch nicht fröhlicher.
Es klopfte an der Küchentür. Sie wurde
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