0833 - Hexenliebe
nach innen gedrückt, und ein Kollege von der Spurensicherung erschien. Es war sogar der Chef, der mir zunickte.
Ich stand auf.
Als er mein Gesicht sah, hob er die Schultern. »Ich kann Ihnen keine Lösung liefern, Mr. Sinclair.«
»Was ist mit dem Blut?«
»Wir haben eine kurze Analyse vorgenommen und es auch mit der Blutgruppe unseres Kollegen verglichen.« Er räusperte sich. »Wenn es Ihnen hilft, so möchte ich schon jetzt sagen, daß dieses Blut mit dem des Inspektors nicht identisch ist.«
Für einen Moment kriegte ich weiche Knie. »Noch mal«, sagte ich. »Sie sind also der Meinung, daß das gefundene Blut nicht Sukos ist. Habe ich das richtig verstanden?«
»Sie haben es.«
»Das Blut eines Fremden?«
Er hob beide Arme und drehte mir die Handflächen zu. »Versteifen Sie sich bitte nicht darauf. Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, das will ich Ihnen sagen. Nicht mehr und nicht weniger. Aber etwas Hoffnung sollten sie schon haben. Im Laufe des Vormittags werden wir dann die genauen Ergebnisse bekommen. Das war es, was ich Ihnen noch sagen wollte, Mr. Sinclair.«
»Danke. Ich denke schon, daß Sie mir geholfen haben.«
»Zumindest will ich es hoffen.«
Ich blieb nicht länger in der Küche, sondern begleitete den Kollegen in den Flur, wo die anderen schon auf mich warteten. Sie hatten ihre Taschen und Koffer gepackt und trugen sie hinaus. Ich brachte sie bis zum Lift, erklärte ihnen, daß ich mich im Büro aufhalten würde und ging dann wieder zurück in Sukos Wohnung.
Dort war ich allein und empfand es als belastend. Es war eine Schwere und Leere zugleich, mit der ich nicht zurechtkam. Mein erster Weg führte mich wieder in das Schlafzimmer, wo die Spuren nicht zu übersehen waren. Da waren die Blutflecken auf Bett und Boden. Es war kein Blut durch das Zimmer gespritzt, das heißt, es klebte nichts an den Wänden oder an der Decke. Auch die Tür war verschont geblieben, aber gerade diese relativ kleinen Spritzer bereiteten mir schon Sorgen. Sie waren der einzige Hinweis.
Wenn das Blut tatsächlich nicht von Suko stammte, von wem dann? Er mußte sich gewehrt und dem Angreifer Verletzungen zugefügt haben, wobei er letztendlich trotz allem den kürzeren gezogen hatte. Fragen über Fragen, leider keine Antworten, und ich spürte wieder die Angst, die sich in meinen Magen bohrte.
Diese wenigen roten Flecken hatten mir so große Rätsel aufgegeben, daß ich überhaupt nicht wußte, wo ich anfangen sollte. Das Durcheinander in meinem Kopf nahm zu.
Ich verließ den Raum wieder und dachte daran, daß es keinen Sinn hatte, wenn ich mich länger in der Wohnung aufhielt. Suko hatte mir keinen Hinweis hinterlassen, keine Spur, da war alles so ziemlich im Sande verlaufen. Es gab nichts, es gab überhaupt nichts. Nur eben das Blut.
Ich drückte die Wohnungstür ins Schloß und drehte den Schlüssel zweimal. Dabei kam ich mir vor, als würde ich Abschied nehmen, doch daran wollte ich nicht denken.
An diesem Tag fuhr ich nicht mit der U-Bahn ins Büro, sondern nahm den Rover.
***
Wie schon erwähnt, unsere Sekretärin Glenda Perkins wußte Bescheid. Ihr übliches Morgenlächeln zur Begrüßung fiel aus, als ich ihr Vorzimmer betrat.
»Muß ich dich fragen, ob es etwas Neues gibt, John?«
»Nein.«
»Du hast von unterwegs angerufen und berichtet, daß das gefundene Etui nicht Sukos ist und…«
»Augenblick, Glenda, nicht so voreilig. Es besteht durchaus der Verdacht, aber jubeln möchte ich trotzdem nicht. Ich will das endgültige Ergebnis der Untersuchung abwarten. Erst dann werden wir weitersehen. So lange mußt du schon warten.«
»Das hatte ich auch vor.«
Ich ging zur Kaffeemaschine, nahm meine große Tasse und goß sie beinahe voll. Dann ging ich nicht in mein Büro, sondern blieb bei Glenda sitzen. »Wenn ich dich von deiner Arbeit abhalte, mußt du es mir sagen. Dann verziehe ich mich.«
»Nein, das ist nicht der Fall. Außerdem könnte ich heute nicht arbeiten, wenn ich ehrlich bin. Ich kann mich nicht konzentrieren. Mir geht vieles im Kopf herum. Da vermischen sich die Dinge, wie du dir denken kannst. Die Gegenwart wird von der Vergangenheit eingeholt. So ist das eben bei einer Suche nach dem Motiv.«
»Das ergeht mir auch so.«
Der Kaffee schmeckte wie immer hervorragend, und bei den Schlucken geriet ich ins Grübeln.
Glenda schaute mir dabei zu. Sie trug zur schwarzen Cordhose einen bunten Pullover, dessen übergroßer Rollkragen vom Hals leicht abstand. Die Hände hatte
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