0833 - Hexenliebe
Person kämpfen, die brandrotes Haar gehabt hatte, und ich erinnerte mich noch sehr gut an ihren Namen.
»Yannah!«
Tatjana schien erleichtert zu sein, daß ich mich an sie erinnert hatte. »Ja, so heißt sie.«
Mein Ausatmen glich einem Stöhnen, wobei ich noch den Kopf schüttelte. »Es hat keine andere Möglichkeit gegeben, das müßtest du selbst wissen. Yannah hat einfach zu viel gewollt, sie kannte die Grenzen ihrer Kraft und ihrer Macht nicht: Sie wollte stärker sein als ihr Herr, der Teufel, aber das hat sie nicht geschafft.«
Es waren genau die Worte gewesen, die Tatjana nicht gefielen. »Sie hätte es aber geschafft!« schrie sie, und plötzlich fingen ihre Augen ein kaltes Feuer ein. »Ja, sie hätte es geschafft, nur hast du es nicht zugelassen. Du nicht und auch nicht dein Partner, dieser Chinese. Ihr habt sie zerstört, ihr habt dafür gesorgt, daß Yannah nicht allein war. Sie hat ihr Netz gezogen, sie hat zahlreiche Freundinnen um sich versammelt, auch wenn sie nicht dort lebten, wo sie zu Hause war. Wir erfuhren spät von ihrem Tod, und es hat seine Zeit gedauert, bis wir über einen Plan verfügten, ihren Tod zu rächen. Der aber steht jetzt fest. Den Teufel können wir nicht vom Thron stoßen, noch nicht, aber wir werden euch packen. Dich und deinen Freund, ihr beide werdet unsere Rache erleben.«
»Wo befindet sich Suko?« Ich ließ nicht locker.
»Wir haben ihn an einen sicheren Platz geschafft.«
»An einen Hexenort?«
»Wenn du so willst, dann ja.«
»Und weiter?«
»Er lebt.«
»Das ist beruhigend.«
Ich hatte sie provozieren wollen, was mir auch gelungen war. Plötzlich verzog sie das Gesicht und machte daraus eine böse Fratze. »Noch lebt er, Sinclair - noch! Ich und meine Freundinnen werden aber dafür sorgen, daß er zu leiden hat. Er wird alles büßen, was er Yannah antat. Er wird verglühen, verbrennen, er wird nach der Art unserer Ahnherrinnen sterben. Er bekommt das Feuer auf vielfältige Weise zu spüren, und du wirst ihm nicht helfen können, Sinclair.«
»Was macht euch da so sicher?«
»Wir sind es eben!«
Ich schaute schnell über die Schulter, weil ich den Eindruck hatte, ein Geräusch zu hören. Vielleicht leise Schritte, ein Schleifen über nackte Betonstufen.
Ich ging zurück.
»Die Falle ist hier, Sinclair!« Tatjana sprach und kicherte zugleich. Dann bewegte sie den Besen, und die Spitzen fuhren über den Boden hinweg, als sollte hier gefegt werden. Gleichzeitig sprühten Funken auf und tanzten zwischen den dünnen Reisigarmen. Sie hatte mir bewiesen, daß dieser Besen magisch geladen war, und ihn mußte ich als erstes zerstören, bevor ich mich um die Person kümmern konnte.
»Wir lassen ihn leiden, Sinclair. Wir lassen deinen Freund leiden, und ich kann dir versprechen, daß er eine Überraschung erleben wird.«
»Was ist es denn?«
Meckernd lachte sie mich an oder aus. »Wenn ich dir das sagen würde, wäre es keine Überraschung mehr.«
Ich sah es nicht, aber mein Gefühl sagte mir, daß jemand hinter mir stand. Zudem erreichte meine Nase auch ein fremder Geruch. Als wäre etwas in meiner Nähe verbrannt.
Allerdings hatte ich mich so gut unter Kontrolle, daß Tatjana von diesen Gedanken nichts mitbekam. Mit meiner Reaktion überraschte ich sie sogar, denn auf der Stelle flog ich herum, sah die Gestalt dicht vor mir und sah die böse, alte, ledrige Fratze der Hexe.
Da griff ich zu!
***
Irgendwann ist Schluß. Irgendwann hat ein Mensch genug, da will er sich nicht mehr provozieren lassen, und ich war auch nur ein Mensch, der so dachte.
Sie zweite Hexe hatte damit gerechnet, die Überraschung auf ihrer Seite zu haben. Es war ein Irrtum, ich tauchte wie ein Irrwisch vor ihr auf und griff zu.
Meine Hände umkrallten ihre Hüfte. Ich hatte das Gefühl, durch die alte, lumpenhafte Kleidung fassen zu können. Darunter befand sich kein lebender Körper mehr, sondern ein hartes, ausgedörrtes Etwas, vergleichbar mit einem dünnen, kratzigen Baumstamm, und ich bemerkte auch, daß die Hexe federleicht sein mußte.
Ich zerrte sie hoch und fuhr zugleich herum.
Tatjana hatte ebenfalls reagiert, aber anders, als ich angenommen hatte, denn ich erlebte in dieser modernen Baumhöhle die finsterste Magie des Mittelalters.
Sie besprach ihre Besen.
Dabei riß sie ihn hoch, weil er mich angreifen sollte. Ich war aber um die berühmte Sekunde schneller und schleuderte das schreiende Bündel Hexe einem Gegenstand entgegen, der mit einem Besen nicht mehr viel zu
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