0833 - Hexenliebe
das stand für mich fest.
Ich hatte meinen Wagen auf dem Parkplatz des Restaurants abgestellt. Eine kleine viereckige Fläche, die mit grauen Steinen bestreut war. Zum Nachbargrundstück hin wurde sie von einer Mauer abgegrenzt, ein schiefes Gebilde, an der Oberseite eingebrochen, so daß verschiedene Pflanzen dort ihren Platz finden können. Sie wuchsen wie starre Büschel aus den Fugen und Ritzen hervor. Ich schaute über die Krone der Mauer hinweg. Dahinter lag ein Grundstück, auf dem einige kleine Stadthäuser errichtet wurden.
Die schmalen, dicht nebeneinander stehenden Häuser waren noch nicht fertig, es wurde auch nicht weitergebaut, der Rohbau ruhte zunächst. Wahrscheinlich wegen des Wetters.
Da entdeckte ich Suko auch nicht. Zudem hatte mich nur die Neugierde an die Mauer getrieben.
Ich ging wieder zurück zu meinem Wagen, stieg ein und wollte starten. Da ich mit der Kühlerschnauze zur Mauer hin stand, mußte ich den Rover erst wenden.
Dazu kam ich vorerst nicht.
Ich saß da und rührte mich nicht. Auch den Zündschlüssel hatte ich vergessen, zwar steckte er im Schloß, aber ich drehte ihn nicht herum, denn auf der Mauerkrone hocke wie eine Spukgestalt eine dunkelhaarige, halbnackte Frau.
Es war die Hexe!
***
Sie also!
Ich wußte nicht, ob ich lachen, weinen, mich freuen oder mich ärgern sollte. Wie auch immer, es war zumindest ein Anfang, denn diese Frau war sicherlich nicht ohne Grund aufgetaucht. Ich blieb zunächst in meinem Rover hocken und beging nicht den Fehler, wie ein Irrer aus dem Fahrzeug zu springen. Ich wollte sehen, was sich da auf der Mauer tat, denn diese Frau war nicht ohne Grund erschienen.
Sie zeigte ihr Profil. Sie hockte auf der Kante und hatte die Beine angezogen, so daß sich ihre Knie beinahe in einer Höhe mit dem Kinn befanden. Den Kopf hatte sie gedreht, um mich zu beobachten.
Ich konnte mir auch ihr Gesicht einprägen und stellte fest, daß der Koch nicht gelogen hatte. Ob man es als schön ansah, war Geschmackssache, zumindest sah diese Person für mich außergewöhnlich aus und zugleich interessant, wozu auch die langen Haare beitrugen, die über den nackten Rücken wehten. Sie hätte frieren müssen, was jedoch nicht der Fall zu sein schien. Allein die Tatsache stufte ich als außergewöhnlich ein, und sicherlich war sie nur hier erschienen, um mich zu locken.
Auf eine ähnliche Art und Weise hatte die Person auch Suko auf sich aufmerksam gemacht, nur war sie hinter einer Fensterscheibe geblieben.
Ich stieg wieder aus.
Sehr langsam, nur nichts überstürzend, obwohl es in mir drängte, mit dieser Person einige Worte zu wechseln. Sie schaute auch zu, wie ich den Wagenschlag zurückdrückte, und lächelte, als ich auf sie zuging.
Die junge Frau hatte ein sehr hartes Gesicht mit scharf herausgestellten Wangenknochen. Der Blick ihrer dunklen Augen war irgendwo fordernd, als wollte sie mir sagen: Komm her, du wirst schon sehen, was du davon hast.
Völlig blaß war sie nicht, auch wenn sie im ersten Augenblick so gewirkt hatte. Sie trug eine enganliegende Hose, möglicherweise aus dünnem Leder, die dicht unter dem Bauchnabel endete. Ebenso eng waren Teile ihrer Arme bedeckt. Das fing an den Handgelenken an und hörte dicht unter dem Ansatz der Schultern auf. Die Brüste waren nett zu in einem bunten Bikini-Oberteil verpackt.
Daß sie auf mich wartete, war klar, und so hatte sie bestimmt auch auf Suko gewartet.
Ich schaute mich um, sah aber keinen Menschen in meiner Nähe, der mich beobachtet hätte. Die Unbekannte und ich waren die einzigen Personen weit und breit.
Die Hälfte der Strecke hatte ich zurückgelegt, als die Frau sich plötzlich bewegte. Ein kurzer Ruck hur, ein Kippen, und dann war sie auf der anderen Seite der Mauer verschwunden.
Einfach weg, und sie hatte sich dabei fallen lassen wie ein langer Stein.
Mit meiner Zurückhaltung war es vorbei. Ich brauchte nur wenige Schritte, um die Mauer zu erreichen, sprang an ihr hoch, kletterte auf die Krone und dachte für einen Moment daran, daß ich in dieser Haltung doch ziemlich wehrlos war.
Es passierte nichts.
Vor mir lag die Baustelle, menschenleer, denn von dieser halbnackten Schwarzhaarigen war nun nichts mehr zu sehen.
Geduckt hockte ich auf der Mauer, schaute nach unten, auch nach vorn und suchte dabei nach einem guten Landeplatz. Ich stieß mich ab und kam neben einem Sandhaufen auf.
Dort blieb ich für einen Moment. Der hohe Sandhaufen bildete einen feuchten Hügel. Von ihm strömte
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