0833 - Verfluchte der See
Besuch abstatten«, beschloss er. »Das Stück Planke interessiert mich brennend.«
***
»Nun komm schon, Martin«, bettelte Gina Schaffrath und sah ihn mit schmachtenden Augen an. »Das wird eine Nacht, die du niemals vergisst. Das schwöre ich dir.«
Martin Sander schluckte schwer. Der junge, bebrillte, etwas dicklich wirkende Mann, der immer ein leichtes Problem mit seinen Schweißdrüsen hatte, war innerlich zerrissen. Er war schwer in die aufreizende Gina mit der blonden Wuschelfrisur, die von mindestens zehntausend Haarspangen, -clips und -kämmen zusammengehalten wurde, verliebt und hätte vier Jahre seines Lebens geopfert, um einmal, nur ein einziges Mal, mit ihr schlafen zu dürfen. Jetzt, urplötzlich, ergab sich eine Chance. Andererseits hatte er seinen Eltern heilige Eide geschworen, die Finger von der Yacht zu lassen, während sie in Kalifornien urlaubten.
Fatalerweise war nun aber Gina die Idee gekommen, mit ihm, ihrer besten Freundin Michaela Wild und dem schönen Patrick Mauskopf Party zu viert zu machen. Und zwar auf der sander'schen Yacht irgendwo vor der Küste Föhrs im Wattenmeer.
Martin seufzte schwer, während die Schmetterlinge in seinem Bauch fast unerträglich wurden, als er an das Bevorstehende dachte. Nein, er konnte Gina nicht widerstehen. Für eine Nacht mit ihr hätte er noch ganz andere Dinge gemacht als ein Versprechen zu brechen.
»Also gut, wir tun's«, ächzte er und blendete seine Eltern einfach aus. Sie würden es schon nicht merken. Er war mit seinen 19 Jahren schließlich bereits ein erfahrener Seemann.
»Suuuper«, erwiderte Gina, machte einen Freudenhüpfer und drückte Martin einen dicken Kuss auf die Lippen. Er schmeckte nach Erdbeer. Dem jungen Mann blieb fast die Luft weg. Sein Verlangen wuchs ins Unermessliche. Gina bemerkte es, kicherte und berührte ihn kurz. »Wie gesagt, Martin, du wirst es nicht bereuen.«
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit trafen sie sich am Wyker Sportboothafen. Martin schluckte schwer, als ihm Gina einen heißen Blick zuwarf, kurz die Zunge auf ihren göttlichen Lippen spielen ließ, eine Haarspange neu platzierte und ihm dabei zuzwinkerte.
Bei allen Seeteufeln, war das eine Frau! Und sie gehörte heute Nacht ihm. Ihm ganz allein…
Die Ankömmlinge schleppten Rucksäcke mit sich. Martin wusste, dass sie Alkohol in allen Variationen enthielten. Von dem Kokain ahnte er allerdings nichts…
Gina und Michaela drückten Martin gleichzeitig je ein Küsschen links und rechts auf die Wange.
Die Fantasien des jungen Mannes explodierten förmlich. Vielleicht konnte er sie ja beide haben, vielleicht sogar zusammen. Man hörte so einiges über die Partys, an denen Gina und Michaela mitwirkten…
Fröhlich lärmend betraten sie die-Yacht namens »Hochseetraum«. Martin lenkte sie aufs Wattenmeer hinaus, während die anderen schon mal in der Kajüte verschwanden und dort weitermachten.
Eifersucht stieg in dem jungen Mann hoch. Was ging da unten vor? Gina hätte auch zu ihm hochkommen können.
Plötzlich erschien sie im Luk. Vollkommen nackt, vollkommen unbefangen! Martin rutschte fast die Brille von der Nase, als Gina ihm zulächelte und wieder in die Kajüte abtauchte. Er schnappte förmlich nach Luft. Seine Nervosität wurde langsam unerträglich.
So verschwendete er nur einen einzigen flüchtigen Gedanken an die verschwundenen Schiffe der letzten Tage. Es war zwar in allen Fällen nachts passiert, aber immer weiter draußen auf See. Im Wattenmeer selbst bestand also keine Gefahr.
Martin ankerte im Dreieck zwischen Föhr, Amrum und der Hallig Langeness und begab sich unter Deck. Dort fand er drei Nackedeis vor, die bereits fröhlich dem Alkohol zusprachen und zudem dabei waren, die Koje zu zerwühlen. Als er das weiße Pulver auf dem Glastischchen liegen sah, durchfuhr ihn heißer Schrecken.
Drogen? War das Kokain? Nein, damit wollte er nichts zu tun haben!
Martin überlegte kurz, die ganze Party sofort wieder zu sprengen. Als er jedoch die näher kommende Gina roch, waren seine Vorsätze noch schneller vergessen, als das Mädchen sein Hemd und seine Hose aufknöpfen konnte.
Zwei Stunden später lagen Gina, Michaela und Patrick schnarchend in der Kajüte, Gina sogar auf dem blanken Boden. Ein desillusionierter Martin saß mit schwerem Kopf da und ekelte sich vor sich selbst. Die Wirklichkeit hatte keine rosaroten Farben für ihn bereit gehalten, sondern pure Ernüchterung. Alle im Suff kreuz und quer hemmungslos übereinander her, an Deck,
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