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0833 - Verfluchte der See

0833 - Verfluchte der See

Titel: 0833 - Verfluchte der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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hier unten und zwischendurch sogar im kalten Wasser. Nein, das war es nicht, was er sich erträumt hatte. Einfach ekelhaft.
    Martin erhob sich stöhnend, schlüpfte in seine Kleider und wankte nach oben. Er brauchte frische Luft. Als er auf Deck stand und sich den kühlen Wind um die Nase wehen ließ, ging es ihm gleich wieder besser. Er setzte sich auf eine Kiste und starrte nach oben. Die Luft war rein und klar, kein Wölkchen hing am Firmament, über ihm spannte sich ein gleißender Sternenhimmel, an dem der Neumond fast unterging. Über sich hörte er dumpfe Motorengeräusche, die schnell anschwollen und schließlich unerträglich laut wurden. Positionslichter kamen näher, ein Sea-King-Hubschrauber der Bundesmarine rauschte als großer Schatten über ihn hinweg. Patrouillenflug! Das brachte ihm die verschwundenen Schiffe wieder ins Gedächtnis. Aber sie beschäftigten ihn nicht wirklich. Sein unappetitliches Erlebnis überlagerte alles.
    Bald herrschte wieder weitgehende Ruhe. Weit hinten glitzerten die Lichter Wyks, ansonsten erstreckte sich tiefe Dunkelheit um ihn her. Die Wellen brachen sich leise am Bootsrumpf, der ein klein wenig schaukelte. Martin liebte dieses Schaukeln. Und weil auch er deutlich zu viel Alkohol getrunken hatte, schlief er langsam ein.
    Ein seltsames Gefühl ließ ihn hochschrecken. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, da er gerade geträumt hatte, in Ginas Armen zu liegen.
    »Wo bin ich«, murmelte er und schob die Brille zurecht. Als er über die Reling schaute, war er mit einem Schlag hellwach. Seine Augen weiteten sich in ungläubigem Staunen, während sich ein unbehagliches Gefühl ganz langsam seinen Rücken hinunter arbeitete.
    »Was beim Klabautermann ist das denn?«, flüsterte Martin Sander und konnte keinen Blick von dem unheimlichen Bild wenden, das sich ihm bot.
    Ein altertümliches Segelschiff fuhr direkt auf die »Hochseetraum« zu. Eigentlich schwebte es eher. Es wirkte beschädigt, vermodert. Algen und Schlick bedeckten den Rumpf fast völlig. Martin konnte es genau sehen, da ein seltsames, rötliches Leuchten das Schiff wie eine Aureole umgab und jedes Detail aus der Dunkelheit riss.
    Immer näher kam der Segler. Dass das unheimliche Schiff von einer Art Nebelbank umflort wurde, die sich mit ihm bewegte, bemerkte Martin erst jetzt so richtig.
    »Mensch, ich glaub, ich spinne«, krächzte er, während sich das unbehagliche Gefühl mit einem Schlag in kreatürliche Angst verwandelte. »Das ist ein Geisterschiff, ein Fliegender Holländer. So was gibt's doch gar nicht. Wahrscheinlich hab ich einfach zu viel gesoffen.«
    Der Segler, in dem Martin eine Fregatte erkannte, drehte bei. Jetzt erst sah er die rund dreißig verwegen aussehenden Gestalten, die mit Tauen, Beilen und Entermessern bewaffnet an der Reling standen und höhnisch zu ihm herüberschauten. Und grausam. Und blutgierig. Auch wenn sie sich im Moment keinen Millimeter bewegten und wie die berühmten Salzsäulen wirkten.
    Das Geisterschiff drehte bei und ging längsseits der kleinen Yacht. Es war nur noch gute vier Meter entfernt, als Martin von einem eiskalten Hauch gestreift wurde. Er spürte die Kälte des Todes.
    Auf einen Schlag kam Bewegung in die Männer an der Reling. Ein kleiner, sehniger Mann mit schwarzem Kopftuch und feuerroten Narben im ganzen Gesicht warf einen Enterhaken, weitere folgten. Die Eisenhaken trafen zielsicher die Reling der »Hochseetraum«. Unter Lärmen und Schreien zogen die Männer sie näher an das Geisterschiff heran.
    Martin schrie und weinte. Er wollte fliehen und konnte sich doch nicht von dem unheimlichen Anblick lösen. Der Mann mit dem entstellten Gesicht sprang zuerst. Geschmeidig wie eine Katze landete er auf dem Deck der Yacht, nur etwa drei Meter von Martin entfernt.
    Der Kerl, der wie ein ganzes Massengrab stank, erhob sich und trat höhnisch grinsend vor den jungen Mann hin. Gleichzeitig hob er die Machete zum Schlag über die rechte Schulter.
    Martins Körper wurde von Weinkrämpfen geschüttelt. Er brach zusammen und fiel auf die Knie. Nein, das war kein Traum, das war die Wirklichkeit, so grauenhaft, wie keiner seiner geliebten Horrorfilme sie auch nur annähernd schildern konnte.
    »So willst du sterben, du Wicht?«, donnerte der Pirat direkt vor ihm. »So elend? Nun gut, du hast gewählt.«
    »Nein, bitte, tun Sie mir nichts, ich will nicht sterben. Ich bin doch noch so jung«, bettelte Martin mit zitternder, versagender Stimme.
    Der Fleisch gewordene

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