Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0836 - Vision der Vollendung

Titel: 0836 - Vision der Vollendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Auf dem Flug zum dritten Planeten des Pulsas setzte er ihr seine Forschungsergebnisse auseinander.
    „Solange wir Menschen waren, haben wir uns überschätzt", begann er. „Aber seit wir Konzepte sind, unterschätzen wir die Menschen."
    „Eine wirklich sensationelle Erkenntnis", meinte sie spöttisch.
    „Die Menschen besitzen etwas, was man bei vielen anderen Sternenvölkern vergeblich sucht", fuhr er unbeirrbar fort.
    „Das ist Phantasie. Es gibt praktisch nichts im Universum - oder den Universen - was menschliche Phantasie nicht schon vorweggenommen hätte. Den Menschen fehlten zu allen Zeiten nur meist die technischen oder geistigen Voraussetzungen, um das, was ihre Phantasie hervorgebracht hat, zu realisieren."
    „Dein Loblied auf die Menschheit ermüdet mich", meinte Ariadne.
    „Immerhin waren es Menschen, die die Natur der Konzepte zuerst erkannten", erwiderte Albun gelassen.
    „Ohne die Vorarbeit ihrer Wissenschaftler hätte ich länger dafür gebraucht, die Wahrheit über uns zu erkennen. Ihr Vorarbeit hat mich zu einer verblüffenden Selbsterkenntnis gebracht. Was sie in der Theorie erahnten, kann ich nun bald in die Praxis umsetzen."
    „Mach es nicht so spannend."
    Er hatte für seine Einleitung solange gebraucht, daß sie Flacker III schon fast erreicht hatten, bevor er mit den eigentlichen Erkenntnissen herausrückte.
    „Jedes Noema stellt ein eigenes Kontinuum dar. Das wurde eigentlich schon klar, als alle unsere zwanzig Milliarden Bewußtseine in der von ES erschaffenen Ballung zusammengepfercht waren.
    Denn wäre nicht jedes Bewußtsein ein eigenes Kontinuum gewesen, wären wir schon damals zu einem unkontrollierbaren Geisteswesen verschmolzen.
    Stell dir dieses Chaos vor, Ariadne! Zwanzig Milliarden Noemata, die sich gegenseitig in den Wahnsinn treiben. Es hatte also schon seine Ordnung, daß trotz allem jedes Noema seine Individualität und Selbständigkeit behielt. Erst ES hat immer miteinander koordiniert, als es sie in einem Körper vereinigte.
    Du erinnerst dich sicher noch daran, wie es dir selbst ergangen ist, Ariadne. Am Anfang versuchte jedes Bewußtsein, sich selbst zu behaupten. Erst nach und nach konnten die Barrieren von einem Noema-Kontinuum zum anderen überwunden werden, bis sie eine Einheit bildeten - ein Noemata-Kontinuum aus ursprünglich sieben Bewußtseinen."
    „Bis auf die These von den Noema-Kontinua sagst du nichts Neues", meinte Ariadne unwirsch.
    „Aber gerade darauf kommt es an.
    Extrapoliere das einmal auf unsere Körper. Sieh, Ariadne, ES hat immer sieben Noemata in einem Körper vereinigt, so daß aus zwanzig Milliarden Menschen an die drei Milliarden Konzepte wurden. Was ist mit den siebzehn Milliarden verbliebenen Körpern?"
    „Die allgemeine Ansicht unter den Konzept-Wissenschaftlern ist, daß ES die restlichen Körper in seinem Hyperraumreservoir behalten hat", erklärte Ariadne.
    „Das ist ein Irrglaube. Die Erkenntnis der Noemata-Kontinua läßt sich auch auf die Körper übertragen.
    Und zwar gehört zu jedem Bewußtsein auch ein Körper, der mit dem jeweiligen Noema-Kontinuum in Verbindung steht. Jedes Noema lagert seinen Körper in seinem Kontinuum!"
    Ariadne schwieg verblüfft.
    „Du meinst", sagte sie endlich, „jedes in mir vereinigte Bewußtsein könnte seinen ursprünglichen Körper abberufen? Ich könnte dann demnach meinen Körper in meinem Kontinuum lagern, um etwa den Körper des Dillane-Noema abzuberufen und dessen Aussehen anzunehmen."
    „Genau das meine ich!" rief Albun aus. „Ich habe den Weg gefunden, Ariadne, es ist nur noch ein kleiner Schritt zur Praxis.
    Das ist die Art von Unsterblichkeit, die wir besitzen. Wenn etwa mein Kmunah-Körper abstirbt, dann wird ein anderes Noema seinen Körper aus dem Kontinuum abberufen, in dem er gelagert ist.
    Das Konzept wird in diesem nächsten Körper weiterleben. Aber damit eröffnen sich uns noch ganz andere Perspektiven. Wer sagt, daß ein Konzept aus sieben Noemata bestehen muß?"
    „Niemand", sagte Ariadne. „Erinnerst du dich, wie ich dir sagte, daß es auf EDEN II keine geringeren als Siebener-Konzepte gibt? Damit meinte ich. daß bereits versucht wurde zwei Siebener-Konzepte zu einem Über-Konzept zusammenzuschließen.
    Doch es klappte nicht, anscheinend sind wir noch nicht soweit."
    „Doch, jetzt steht uns diese Möglichkeit offen", behauptete Albun. „Ich könnte mir vorstellen, daß ich mich mit einem anderen Konzept vereinigen könnte."
    Ariadne schüttelte sich lächelnd.

Weitere Kostenlose Bücher