0837 - Taran kehrt zurück

Titel: 0837 - Taran kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa

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»Zumindest stimmt die Beschreibung«, raunte Zamorra. »Dürr und durstig.«
    »Der sieht eher aus, als wäre er vor seinem eigenen Grab verhungert«, seufzte Nicole. In der Tat hatte der Mann eine größere Ähnlichkeit mit einem Skelett als mit einem lebenden Menschen. Er schien nur aus Haut und Knochen zu bestehen. Vermutlich konnte er hinter dem Pfahl eines Verkehrsschilds perfekt in Deckung gehen.
    Der Rest des Völkchens war das krasse Gegenteil. Muskulöse, teilweise wohlbeleibte Männer in bunt karierten und häufig fleckigen Hemden, mit speckigen, breitkrempigen Hüten bestens versorgt, saßen vor ihren Biergläsern an den Tischen. Eine Whiskyflasche kreiste. Und die Rauchschwaden waren wie dichtester Nebel. Vom Rauchverbot in öffentlichen Lokalen hatte man in diesem kleinen Teil des US-Bundesstaates New Mexico wohl noch nichts gehört. Die Männer sahen indessen auch nicht so aus, als würden sie sich von einem Sheriff Vorschriften machen lassen.
    Der Wirt hinter der Theke auch nicht. Eher schon das Schankmädchen, das sich zwischen den Tischen hin und her wand und leere gegen volle Biergläser austauschte und dessen tiefes Dekolleté verriet, dass zwischen Girl und superkurzem Kleidchen kein BH Platz fand. Aber wer würde die Süße schon fragen? Bei der bestellte man nur und versetzte ihr einen Klaps auf den wohl gerundeten Po.
    »Ich fühle mich hier schon so richtig wohl«, grummelte Nicole. »Am liebsten würde ich die ganzen stinkenden Fettsäcke erst mal mit dem großen Besen nach draußen in die Gosse kehren. A propos Gosse - glaubst du, es war weise, den Rolls direkt vor diesem Schuppen zu parken?«
    »Das verkürzt den Fluchtweg«, entgegnete Zamorra etwas unfroh.
    Inzwischen hatte der Hagere sie beide entdeckt und kam auf sie zu. So klapperdürr er auch war, seine Stimmgewalt war enorm. Zamorra fragte sich, wie das benötigte Lungenvolumen in dieses magere Kerlchen passte.
    »Haaaah!«, brüllte der Dürre mit trommelfellsprengender Lautstärke und zog damit die Aufmerksamkeit aller anderen auf sich beziehungsweise die beiden Ankömmlinge, auf die er mit ausgestreckten Ärmchen deutete. »Haaaah ! Da sind sie endlich, die Langerwarteten! Der weltberühmte große Zauberer Professor Merlin und seine reizende, stets unbekleidet auftretende Assistentin Mademoiselle Duvalier! Heißt sie willkommen, meine Freunde!«
    Nicole stieß Zamorra an. »Sag mal, hat der einen an der Klatsche? Oder träume ich?«
    Der Dürre fasste derweil Nicole am Arm. »Die Bühne für Sie und den großen Merlin ist bereit«, schrie er so laut, dass ihn jeder im Pub hören musste. »Wenn Sie sich jetzt ausziehen wollen -hier ist der Umkleideraum!« Dabei deutete er breit grinsend in die Runde.
    Eine Sekunde später grinste er nicht mehr.
    Nicole schlug seine Hand nach unten und zog das Knie hoch. Der Dürre heulte schmerzerfüllt auf. Im nächsten Moment ließ sie ihn mit zwei Hebelgriffen und einer Halbdrehung durch die Luft fliegen.
    »Vorsicht - StuKa!«, rief sie warnend.
    Dann kam der Einschlag! Das heulende Geschoss mit Beinen schmetterte auf einen Tisch und riss ihn um, mitsamt Biergläsern, Spielkarten und Poker-Einsätzen.
    »Dem geb ich StuKa!«, dröhnte die Stimme des Wirtes, und er tat so, als legte er mit einer Maschinenpistole auf den armen Teufel an. »Spitfire rules ! Ratatatatatatatah…«
    Der Dürre heulte immer noch wie eine Sirene beim Atomalarm. »Eigentlich«, philosophierte Zamorra gelassen, »heißt es doch, wenn man die Bombe herunterheulen hört, trifft sie einen nicht.«
    »Sag mal, gibt's hier eigentlich einen Menschen, der nicht total plemplem ist?«, stöhnte Nicole. »Außer mir, meine ich.«
    Derweil hatten starke Fäuste das heulende Fliegengewicht hochgerissen. Der Dürre ließ seinen Totenschädelkopf emsig hin und her pendeln und entging so diversen Kinnhaken und anderen Volltreffern. »Ich war das doch nicht«, jammerte er wahrheitsgemäß. »Das war die da! Die Mademoiselle Duvalier, die von dem Zauberer…«
    »Schnauze, du Zerrbild!«, fuhr ihn einer der Muskelmänner an. »Es gibt keine Zauberer und keine Zauberei!« Und diesmal fing sich der Dürre doch ein volles Pfund. Er erschlaffte im Griff der anderen.
    »Meint ihr nicht, dass es jetzt reicht?«, rief der Wirt von der Theke her.
    »Meinen wir nicht! Aber wir tauschen den-Vogel gern gegen 'ne neue Lage Bier!« Er rupfte den »Vogel« seinen Leuten aus den Händen, knüllte ihn förmlich zusammen und schickte ihn auf neuerliche