0839 - Das letzte Duell
damit wir zurückfahren können.«
Die Beamten von der Spurensicherung blickten kurz auf und nickten ihm zu, um dann mit ihrer Arbeit fortzufahren.
»Was ist mit dem Nest dort drüben?«, riss die Stimme des Deputys Spencer aus seinen Grübeleien. »Sollen wir den Ort sofort unter die Lupe nehmen? Vielleicht hat dort jemand etwas mitbekommen.«
Die Gedanken des Detectives machten einen Sprung. Zuvor hatte Spencer seine ganze Aufmerksamkeit dem unmittelbaren Tatort gewidmet. Erst die Worte des Deputys riefen ihm die kleine Ansiedlung ins Gedächtnis zurück. Spencer runzelte die Stirn.
Der Ort hieß Harpers Village und war vor einigen Jahren von Tendyke Industries errichtet worden, um Wohnquartiere für Firmenangehörige zu schaffen. Seines Wissens war die Siedlung jedoch nie bezogen worden.
Spencer rieb sich das Kinn.
»Ich sehe mich mal um«, entschied er schließlich. »Sie haben die Aufsicht, Bancroft!«
Ohne Widerspruch abzuwarten, marschierte der Detective los. Er wusste, die Männer würden auch ohne ihn klarkommen. Sie waren schließlich Profis…
Als Spencer einige Minuten später die Ortsgrenze überquerte, schien es ihm, als würde die Umgebungstemperatur abrupt um einige Grade absinken, obwohl das natürlich auch Einbildung sein konnte. Dennoch begann er sich unwohl zu fühlen.
Der Detective bückte sich um. Der Anblick der unbewohnten, teilweise nicht einmal fertig errichteten Bungalows besaß etwas Gespenstisches. Hinzu kam, dass er sich beobachtet, ja richtiggehend belauert fühlte.
Spencer schrieb dies seinen überreizten Nerven zu. Grimmig knirschte der Detective mit den Zähnen und drang zielstrebig tiefer in den Ort vor.
Die dünnen Nebelfäden, die sich schlangengleich um seine Füße wanden, bemerkte er nicht…
***
Tendyke Industries, Firmenzentrale / El Paso
Robert Tendyke musterte die beiden zivil gekleideten Polizei-Beamten, die vor seinem Schreibtisch Aufstellung genommen hatten, einen Moment lang abschätzend.
»Also gut, nehmen Sie bitte Platz«, begann er. »Was kann ich für Sie tun, Detective Spencer?«
Er kannte den Beamten bereits von früheren Begegnungen und fragte sich, was dieser wohl auf dem Herzen hatte.
Spencer warf seinem jüngeren Kollegen einen kurzen Seitenblick zu, bevor die beiden Männer der Aufforderung nachkamen. Dann konzentrierte er seine Aufmerksamkeit wieder auf Tendyke. Wie gewohnt trug dieser auch heute sein typisches Western-Outfit aus Lederkluft, Stiefeln und einem Fransenhemd. Den unvermeidlichen Stetson hatte er neben sich auf dem Schreibtisch deponiert, wo er diskret einen Papierstapel unerledigter Vorgänge dem Blickfeld entrückte.
Wer Tendyke so sah, wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass es sich bei ihm um den Leiter eines weltumspannenden Großkonzerns handelte. Sein ungewöhnlicher Kleidungsstil stellte jedoch sein Markenzeichen dar. Selbst zu hoch offiziellen Anlässen trat er so auf. Vielleicht brachte es der Job als Konzernchef einfach so mit sich, dass man solche Spleens entwickelte.
Auch wenn der Detektive es wohl nicht im Traum ahnte, so war an Tendyke jedoch noch einiges mehr ungewöhnlich als nur sein Modegeschmack. Immerhin handelte es sich beim ihm um den Sohn von Asmodis, des ehemaligen Fürsten der Finsternis, auch wenn er sein teuflisches Erbe ablehnte. Seit über 500 Jahren wandelte Tendyke jetzt bereits auf der Erde.
Der Detective räusperte sich kurz. »Wir haben eine Leiche gefunden.«
Tendyke zog eine Augenbraue hoch. Die Frage, warum man mit dieser Neuigkeit denn nun ausgerechnet zu ihm kam, lag ihm auf der Zunge. Er stellte sie jedoch nicht, sondern deutete Spencer durch ein leichtes Kopfnicken an, dass dieser fortfahren sollte.
»Es handelt sich um einen gewissen Leroy Tucker, 55 Jahre alt«, führte der Detective aus. »Der Mann war auf dem Weg nach El Paso, um seine hier lebende Tochter zu besuchen. Wir haben seinen Wagen zwanzig Meilen vor der Stadt gefunden. Nicht weit davon entfernt stießen wir auf seine Leiche.«
Der Name des Toten sagte Tendyke nichts. Er sah den Detective fragend an.
Spencer erwiderte den Blick gelassen und musterte den Konzernchef eingehend. Ruhig zückte er ein Foto und schob es Tendyke über den Schreibtisch. Dessen Miene erstarrte, als er das Bild betrachtete.
Die Fotografie zeigte die verkrümmte Leiche eines Mannes, bei dem es sich offenbar um Tucker handelte. Die Miene des Toten war zu einer Grimasse verzerrt, so als habe er unvorstellbare Qualen erlitten oder in seinen
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