0839 - Das letzte Duell
sein skrupelloses Double schienen bei Tendyke die Sicherungen durchzubrennen. Der unfreiwillige Aufenthalt in der Spiegelwelt hatte tiefe Narben hinterlassen.
»Rob, eine Kamikaze-Aktion bringt nichts«, warnte der Parapsychologe noch einmal. »Warte auf uns. Ich wecke Nicole und dann sehen wir uns die Sache zusammen an.«
»So lange kann ich nicht warten«, wehrte der Sohn des Asmodis ab. »Wenn Seneca wirklich in El Paso ist, muss ich meine Chance nutzen. Ich fahre jetzt raus und nehme den Ort unter die Lupe. Wenn ihr nähere Informationen braucht, wendet euch an Spencer. Noch einmal geht mir der Kerl nicht durch die Lappen!«
»Robert«, begann Zamorra, doch das hörte sein Freund schon nicht mehr.
Tendyke hatte aufgelegt…
***
Nach dem abrupten Ende des Gesprächs musterte der Sohn des Asmodis das Telefon noch einen Moment nachdenklich. Bis zu einem gewissen Punkt konnte er die Bedenken seines Freundes verstehen, doch das änderte nichts daran, dass er sich so schnell wie möglich davon überzeugen musste, ob bei dem mysteriösen Todesfall tatsächlich Seneca seine Finger im Spiel hatte.
Zwar waren Zamorra und Nicole in der Lage, blitzschnell Florida zu erreichen, wo auf dem Gelände von Tendyke's Home eine Regenbogenblumen-Kolonie angepflanzt war. Von dort aus mussten sie jedoch mit dem Flugzeug nach El Paso Weiterreisen. Bis sie vor Ort ankamen, konnte es also noch Stunden dauern. Aber diese Zeit hatte Tendyke nicht. Sinnloses Warten war ihm zuwider.
Abrupt erhob er sich. Bevor er sich blindlings ins Abenteuer stürzte, galt es noch ein oder zwei Dinge in Erfahrung zu bringen. Vielleicht wusste Riker ja etwas über diese ominöse Siedlung…
Kurz entschlossen lenkte Tendyke seine Schritte zum Büro des Geschäftsführers und trat ohne anzuklopfen ein.
Rhet Riker, der für den Alleineigentümer Tendyke die Firma leitete, während dieser vornehmlich die Erträge genoss, brütete gerade über einem Stapel Papiere. Der Geschäftsführer von
Tendyke Industries hatte dichtes, schwarzes Haar und machte trotz seiner etwas untersetzten Statur einen dynamischen Eindruck.
Irritiert über die Störung sah er seinem Besucher entgegen.
»Auf ein Wort, Riker«, begann Tendyke, schloss die Bürotür hinter sich und nahm lässig auf der Schreibtischkante Platz.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte Riker.
»Harpers Village«, sagte Tendyke schlicht.
Riker blinzelte, als er den Namen einzuordnen versuchte.
Tendyke half ihm schließlich auf die Sprünge: »Eine kleine Siedlung, etwa zwanzig Meilen außerhalb von El Paso. Der Ort wurde aus dem Boden gestampft, als Seneca die Leitung hier inne hatte.«
Riker nickte langsam. Er lehnte sich im Schreibtischstuhl zurück. »Ich erinnere mich…«
»Sehr gut«, lobte Tendyke mit ironischem Unterton. »Ich will alle Unterlagen über das Bauprojekt auf meinem Schreibtisch sehen - am besten vorgestern! Von der Bauplanung bis zu den Kostenabrechnungen, alles eben!« Mit Genugtuung beobachtete der Sohn des Asmodis, wie Riker ein wenig blass um die Nase wurde.
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, antwortete der Schwarzhaarige zögernd.
Tendyke lächelte kühl. »Sehen Sie nicht - tun Sie!«, antwortete er trocken, nickte Riker noch einmal zu und machte sich auf den Rückweg in sein Büro.
Er brauchte nicht lange zu warten. Kaum zehn Minuten später wuchtete ihm Riker einen schweren Ordner auf den Schreibtisch, in den sich Tendyke sogleich vertiefte.
Trotz der Masse an Papier waren die Informationen, die er dem Material entnehmen konnte, spärlich. Sinn des Bauprojekts war angeblich die Errichtung von Wohnunterkünften für Firmenangestellte gewesen. In Auftrag gegeben hatte Seneca die Angelegenheit unmittelbar, nachdem er die Leitung von Tendyke Industries übernommen hatte. Bis zu seinem unfreiwilligen Abschied von der Firmenspitze war daran gearbeitet worden, danach war das Projekt versandet.
Soweit die dürre Faktenlage.
Viel interessanter fand Tendyke; dagegen jene Fragen, auf die ihm das gesammelte Material keine Antworten lieferte. Warum zum Beispiel hatte man die Arbeiten unter höchster Geheimhaltungsstufe betrieben? Glaubte man den Papieren, war das Gelände während der gesamten Bauzeit weitflächig abgesperrt gewesen.
Man musste kein Genie sein, um zu merken, dass da etwas faul war!
Vielleicht, sinnierte Tendyke, würde er mehr erfahren, wenn er sich mit jemandem unterhielt, der an den Arbeiten mitgewirkt hatte.
Wie sich jedoch bei seiner weiteren
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