084 - Mord aus dem Jenseits
Calaveras zu. Die Obsidianklinge zuckte nieder, und mit gespaltenem Schädel stürzte der Indio zu Boden. Der Ton seiner Flöte verhallte.
Romen aber spielte die Schauermelodie zu Ende.
Gerda Link und Antonio ließen Uschi Trent los.
Sebastian Braun sagte: „Der Klang der zweiten Flöte hat den Bann aufgehoben, unter dem sich Cuitlahuac befand. Wir Toten sind in seiner Macht. Cuitlahuac, dessen Mumienkörper selber der Sprache nicht mehr mächtig ist, will, daß dieses Haus in Flammen aufgeht und in Schutt und Asche fällt, damit jede Spur von Calaveras getilgt wird und niemand mehr unseren ewigen Schlaf stören kann. Nur sechs Stunden währt das widernatürliche Leben, das die Melodie des Grauens erzeugt. Wer natürliches Leben in sich hat, möge dieses Haus verlassen.“
Robert Romen ließ sich das nicht zweimal sagen. Er nahm die schreckensbleiche Uschi Trent bei der Hand und führte sie hinaus. Sie banden Harry Drewitz los. Der wollte zuerst nicht gehen, aber als er sich der lebenden Mumie des Cuitlahuac gegenübersah, konnte er die Villa gar nicht schnell genug verlassen.
Minuten später flammte Feuerschein in der Villa auf. Bald schlugen die Flammen aus allen Fenstern. Das Heizöl im Keller begann zu brennen. Die Villa wurde zu einer einzigen Flammenhölle, in der alle Spuren des dämonischen Julio Calaveras, der lebenden Toten und der Mumie des Cuitlahuac verglühten.
Offiziell wurden die Mordfälle Braun und Link und der Tod des mexikanischen Staatsbürgers Julio Calaveras nie geklärt. Wer Antonio war, wurde nie festgestellt. Die Papiere, mit denen er sich legitimiert hatte, waren gefälscht gewesen. Für die Behörden in Mexiko existierte er überhaupt nicht.
Die ganze Affäre wurde als ungeklärter Fall zu den Akten gelegt. Nur wenige kannten die volle Wahrheit. Einige, wie Kommissar Walter vom Morddezernat III, akzeptierten sie nie. Die Öffentlichkeit erfuhr nur, bei einem Einbruch in der Villa Braun sei ein Brand entstanden, wobei die Einbrecher ums Leben gekommen seien.
ENDE
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