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084 - Mord aus dem Jenseits

084 - Mord aus dem Jenseits

Titel: 084 - Mord aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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ging zum Fenster. Calaveras aber war nicht mehr zu sehen.
     

     
    „Fräulein Trent, Fräulein Trent! Jessas, Maria und Josef.“
    Das dicke Zimmermädchen keuchte. Ihr Gesicht war hochrot, so schnell war sie gelaufen. Sie preßte die Rechte auf den üppig wogenden Busen.
    Uschi Trent, die Tochter des Hoteliers, befand sich in ihrem Zimmer. Sie war im Tennisdreß und wartete seit einer halben Stunde ungeduldig auf Robert Romen, ihren Freund.
    „Was ist denn, Anna?“
    Das Zimmermädchen stammte aus Österreich, aus einem kleinen Ort in der Nähe von Wien.
    „Fräulein Trent, Fräulein Trent, a Unglück, a Katastroph’! Wenn ich nur dran denk – der Schreck – an Herzschlag hätt’ ich kriegen können!“
    „So rede doch, Anna, was ist geschehen?“
    Anna schlug die Hände zusammen und setzte ein paarmal zum Sprechen an. Sie war völlig aufgelöst und konfus. Endlich platzte sie heraus: „In Nr. 38 liegt ein Toter!“
    „Bist du sicher, Anna?“
    „Freilich. Der Bleiche ist es, der nichts ißt und trinkt, nie das Zimmer verläßt und dessen Bett immer unberührt ist.“
    „Was ist denn das für ein verrücktes Zeug, Anna? Jeder Mensch ißt und trinkt.“
    Das korpulente Zimmermädchen bekreuzigte sich mehrmals.
    „Neben dem Bett hat er gelegen, auf dem Vorleger, ganz steif und kalt. Fast das Herz ist mir stehnblieben bei dem Anblick. Die Augen hat er noch offen gehabt, genau wie mein Großvater selig, als ihn in der Nacht der Schlag getroffen hat.“
    „Komm, Anna, wir sehen uns den Herrn einmal an. Bei der Diät würde es mich nicht wundern, wenn er gestorben ist.“
    „Spotten Sie nicht, Fräulein Trent. Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Ich geh’ da nicht mehr rein.“
    „Reiß dich zusammen, Anna. Du kannst ja mit dem Besen zuschlagen, wenn dir einer was tun will, und ich nehme meinen Tennisschläger mit – oder warst etwa wieder im Weinkeller?“
    „Muß ich mir das gefallen lassen, daß ich als brave Frauensperson so verdächtigt werd’?“
    „Komm, wir sehen in Nr. 38 nach. Welche Gäste sind dort zur Zeit?“
    „Der Indio, der immer eine solche Katzenmusik macht, und sein Diener Antonio. Der Tote ist der Antonio.“
    Anna ließ Uschi Trent vorangehen, die Rolläden waren heruntergelassen, Dämmerlicht herrschte. Die Betten waren gemacht, das Zimmer aufgeräumt.
    Zwischen Bett und Fenster lag eine reglose Gestalt. Uschi Trent zog die Rolläden hoch. Das grelle Licht des Julinachmittags erfüllte das Zimmer. Das Mädchen blinzelte, um ihre Augen an die Helligkeit zu gewöhnen.
    Antonio starrte mit glasigem Blick gegen die Decke. Seine Zunge hing über den rechten Mundwinkel, bläulich verfärbt. Eine Fliege spazierte über die Nasenspitze des Mannes.
    Anna wagte sich bis an das Bettende, den Besenstiel fest umklammernd. Mit großen, runden Augen sah sie zu, wie Uschi sich über den am Boden Liegenden beugte, wie sie seinen Puls fühlte.
    „Tatsächlich. Er ist ganz kalt, und der Puls schlägt nicht mehr. Hol mir rasch einen Spiegel, Anna.“
    Eine halbe Minute später war Anna mit einem Badezimmerspiegel zurück.
    „Anna! Einen kleinen Taschenspiegel brauche ich.“
    Anna brachte den gewünschten Gegenstand. Uschi Trent hielt Antonio den Spiegel vor den geöffneten Mund.
    Er beschlug nicht.
    „Er ist tot“, stellte sie fest.
    „Por Diablo! Mal detto! Putas idiotas!“ Ein spanischer Wortschwall, in höchster Erregung hervorgestoßen, folgte. In der Tür stand Julio Calaveras. Nach einer ganzen Weile erst faßte er sich soweit, daß er auf Deutsch brüllte: „Was haben Sie hier zu suchen?“
    Voller Zorn kam der Indio auf Uschi Trent und das Zimmermädchen zu. Sein Gesicht war verzerrt. Die dunklen Augen loderten. Er sah aus, als wolle er die beiden schlagen.
    „Ihr Diener ist tot“, sagte Uschi.
    „Antonio? Ach was, Unsinn. Er kann gar nicht tot sein.“
    „Sein Puls schlägt nicht, und sein Herz steht still.“
    „Antonio leidet unter einer seltenen Krankheit, unter Katalepsie. Manchmal verfällt er in eine totenähnliche Starre, die aber nie sehr lange andauert. Ich spritze ihm ein Medikament, und nach einer Weile erhebt er sich wieder. Aber was geht Sie das an? Wie kommen Sie hier herein? Was haben Sie in meinem Zimmer zu suchen?“
    Uschi Trent hielt den Tennisschläger fest umklammert. Sie war entschlossen, ihn dem Indio über den Kopf zu schlagen, falls er handgreiflich wurde, was ihm in seiner Wut durchaus zuzutrauen war. Calaveras hatte wieder zu schreien

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