0845 - Das Höllenhaus
davon, mein Junge. Es ist besser so. Es ist besser für dich und auch für deine Freunde. Gewissen Dingen sollte man nach Möglichkeit aus dem Weg gehen. Fallt nicht der Versuchung anheim.«
»He, wovon reden Sie?«
»Ihr habt den Tank voll. Fahrt weiter bis zur Küste und tobt euch dort aus.«
Allan hob die Schulter. »Vielleicht machen wir das auch.«
»Nein, wenn ich dich so ansehe, wirst du es nicht tun. Aber das ist euer Problem, nicht meins. Ich muß jetzt schließen.« Er wandte sich ab, um seine Bude zu betreten. Johnny folgte ihm, weil er zahlen wollte. Die anderen blieben draußen.
Der Tankwart hörte zu, als Johnny seinen Vater und auch John Sinclair beschrieb. »Waren die beiden Männer bei Ihnen?«
»Ja.«
Er lächelte. »Wir wußten es.«
»Dann seid ihr bekannt.«
»So ähnlich.«
»Ich will mich nicht einmischen, aber ich habe auch die beiden anderen gewarnt.«
»Sie sind aber trotzdem gefahren - oder?«
»Natürlich. Man hört ja nicht auf mich.«
»So schlimm wird es schon nicht sein. Können Sie mir denn sagen, wo wir das Haus finden?«
»Das ist einfach. Ihr braucht nicht einmal nach Wye hinein. So etwas steht immer außerhalb.«
Johnny runzelte die Stirn. »So etwas?«
»Kein vernünftiger Mensch geht in dieses Haus. Erst recht keiner, der hier wohnt.«
»Da spukt es, nicht?«
»Man sagt es.« Der Tankwart reichte ihm Wechselgeld und beschrieb mit dünnen Worten den Weg.
»Viel Glück wünsche ich euch. Auf derartig dumme Ideen können auch nur die Städter kommen. Ich werde meinen Laden schließen.«
»Danke für die Auskünfte.«
»Bedanke dich erst, wenn du gesund aus diesem verdammten Haus herausgekommen bist.«
Johnny war schon an der Tür. »Man sagt Höllenhaus dazu, nicht wahr?«
»Du weißt viel.«
»So etwas spricht sich selbst bis London herum.«
»Das ist doch eine Riesenstadt. Könnt ihr euch da nicht amüsieren?«
»Klar, das geht. Wir wollen eben immer das Besondere.«
Der Mann zögerte mit seiner Antwort, als überlegte er, ob er sie überhaupt geben sollte. Dann sagte er: »Auch der Tod ist trotz allem noch immer etwas Besonderes.«
Johnny ging. Er hatte verstanden. Er spürte auch den Klumpen in seinem Magen, denn sehr wohl war ihm nicht. Er hoffte auch, daß die anderen ihm nichts anmerkten. Was seinen Vater und John Sinclair anging, so waren die beiden sicherlich nicht grundlos hergekommen. Er hatte längst beschlossen, besonders auf der Hut zu sein.
Seine Freunde waren schon ungeduldig geworden. »Hast du mit dem Brüderschaft getrunken?« fragte Allan.
»Nein.« Johnny stieg ein. »Der Mann hat uns nur gewarnt. Mit dem Haus stimmt was nicht.«
Allan startete noch nicht. »Das wußten wir doch vorher - oder? Außerdem ist es deine Idee gewesen.«
»Ich weiß.«
»Sollen wir wieder zurückfahren?« erkundigte sich Corinna vorsichtig.
Allan startete. »Nein«, sagte er. »Wir schauen uns die Bude zumindest mal an.«
»Ich kenne den Weg«, sagte Johnny leise.
***
Sie waren aus dem Manta geklettert und standen vor dem Haus. Nebeneinander hatten sie sich aufgebaut, und sie erinnerten an Soldaten, die einen Befehl erhalten hatten. Ihre Blicke waren auf das Haus gerichtet, und keiner von ihnen sprach. Ein jeder schaute es nur an, als wollte er die Atmosphäre in sich aufnehmen.
»Sag was!« flüsterte Corinna ihrer Freundin Lizzy zu.
Die hob nur die Schultern. »Sieht eigentlich ganz normal aus, der Bau, meine ich.«
»Er ist ganz aus Holz«, sagte Allan.
»Stört dich das?«
»Nein, Lizzy, nicht im geringsten. Ich wundere mich nur darüber, wenn ich ehrlich bin.«
»Das ist nichts Besonderes«, sagte Johnny. »Diese Holzhäuser stehen auch weiter südlich an der Küste. Ich kenne die Gegend. Mit meinen Eltern war ich oft dort.«
»Komisch ist es schon«, murmelte Corinna.
»Was ist denn komisch?«
Sie hakte sich bei Johnny unter. »Kann ich dir auch nicht sagen. Alles hier. Die… die Luft oder so. Die Wolken kommen mir düsterer vor. Selbst der Boden ist so anders.« Sie hob die Schultern. »Als würden die Mauern etwas absenden. Geht euch das nicht auch so?«
Die Angesprochenen schwiegen. In der Tat machte das Haus auch auf sie einen ungewöhnlichen Eindruck. Obwohl es alt sein sollte, kam es ihnen gepflegt vor. Da war keine Scheibe eingeschlagen worden, da zeigte die Fassade weder Risse noch Löcher. Es mochte an dem Wind liegen, der das Haus schon seit Jahren umtoste, daß eine Farbe nicht mehr zu erkennen war. Vielleicht hatte das
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